Er galt als Ausnahme-Athlet, der seine beste Zeit vermutlich noch vor sich gehabt hätte. Doch Kelvin Kiptum stirbt bei einem Autounfall im Alter von 24 Jahren. Sein größter Rivale ist bestürzt.
Der Tod von Marathon-Weltrekordler Kelvin Kiptum nach einem Autounfall hat große Bestürzung in der Sportwelt ausgelöst. Er sei „zutiefst traurig über den tragischen Tod“ seines Landsmannes und einst großen Rivalen, schrieb Lauf-Ikone Eliud Kipchoge auf seinen Social-Media-Kanälen. Kiptum sei ein Athlet gewesen, „der ein ganzes Leben vor sich hatte, um eine unglaubliche Größe zu erreichen“.
Kiptum war zugetraut worden, als erster Mensch einen Marathon unter der magischen Zwei-Stunden-Marke zu absolvieren, weitere Sportgerichte zu schreiben. Am späten Sonntagabend starb der Kenianer bei einem Autounfall in seinem Heimatland im Alter von nur 24 Jahren.
Als erster Mensch Marathon unter 2:01:00 Stunden gelaufen
„Ein unglaublicher Athlet hinterlässt ein unglaubliches Vermächtnis, wir werden ihn sehr vermissen“, sagte der Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe in einer Mitteilung. Auch Präsident Thomas Bach vom Internationalen Olympischen Komitee zeigte sich tief erschüttert: „Wir hatten uns darauf gefreut, ihn bei den Olympischen Spielen Paris 2024 in der olympischen Gemeinschaft willkommen zu heißen und zu sehen, was der schnellste Marathonläufer der Welt erreichen könnte.“
Der kenianische Sportminister Ababu Namwamba schrieb bei X, vormals Twitter: „Kenia hat ein besonderes Juwel verloren.“ Die Regierung des ostafrikanischen Landes wolle mit Kiptums Familie die Details der Beisetzung besprechen und den Läufer als Nationalhelden würdigen, kündigte Namwamba an. Kenias Präsident William Ruto bezeichnete Kiptum als einen „Helden“, dessen mentale Stärke und Disziplin unerreicht gewesen seien. Für den viermaligen Olympiasieger Mo Farah war Kiptum mit einem „besonderen Talent“ gesegnet, „und ich habe keinen Zweifel, dass er eine unglaubliche Karriere gehabt hätte“.
Kiptum hatte vor gut vier Monaten die Marathon-Welt quasi aus den Angeln gehoben. Beim Chicago-Marathon, seinem erst dritten offiziellen Rennen über die 42,195 Kilometer, hatte er mit einer sensationellen Weltrekordzeit von 2:00:35 Stunden gewonnen. Dabei hatte er die vorige Bestmarke von Kipchoge um satte 34 Sekunden unterboten. Kiptum war als erster Mensch einen Marathon unter 2:01 Stunden gelaufen und hatte damit selbst Experten überrascht. Erst im Alter von 13 Jahren hatte er nach Angaben des Weltverbandes mit dem Laufsport begonnen.
Anders als zum Beispiel Kipchoge hatte er sich seine Wettkampfhärte nicht erst über viele Jahre auf der Tartanbahn geholt, sondern gleich eine Marathon-Karriere gestartet. Und das an Anhieb mit großem Erfolg. In Valencia war Kiptum im Dezember 2022 einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord von 2:01:53 Stunden gelaufen, dann gewann er sensationell den London-Marathon in 2:01:25 Stunden. Der Wunderläufer hatte danach direkt angekündigt, dass er den Weltrekord angreifen möchte. Das setzte er dann am 8. Oktober in Chicago erfolgreich in die Tat um.
Auch Kiptums Trainer Hakizimana stirbt beim Unfall
Im April wollte er in Rotterdam seinen ersten Marathon seit dem Rekordlauf absolvieren, doch dazu wird es nach einem Autounfall in seinem Heimatland nicht mehr kommen. Kiptum saß nach Polizeiangaben am Steuer des Wagens, der gegen 23.00 Uhr Ortszeit in Kaptaget im südwestlichen Hochland Kenias von der Straße abkam - einer Region, in der viele kenianische Langstreckenläufer trainieren. In dem Fahrzeug saßen außerdem Kiptums aus Ruanda stammender Trainer Garvais Hakizimana sowie eine Begleiterin. Hakizimana starb bei dem Unfall ebenfalls, die Frau wurde nach Polizeiangaben schwer verletzt. Es habe keine weiteren beteiligten Fahrzeuge gegeben.
Nach ersten Ermittlungen hatte Kiptum die Kontrolle über das Fahrzeug verloren, kam von der Straße ab und kollidierte mit einem Baum, ehe der Wagen 60 Meter weiter in einem Graben landete, zitierte die Zeitung „Daily Nation“ den zuständigen Polizeivertreter Peter Mulinge. Nach einem Bericht der Zeitung „The Star“ hätten mehrere Top-Athleten das Krankenhaus aufgesucht, in das Kiptums Leiche nach dem Unfall zwischenzeitlich gebracht worden war, um sich dort von ihm zu verabschieden.
Kiptums Tod hatte der nationale Leichtathletikverband bestätigt, zuvor hatten kenianische Medien unter Berufung auf Familienangehörige und die Polizei ebenso wie die Nachrichtenagentur AP davon berichtet.
© dpa-infocom, dpa:240212-99-955279/6
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