Turnier in Lille
„Bestes Basketball-Erlebnis“ - Deutsche Damen überraschen

29.07.2024 | Stand 29.07.2024, 17:42 Uhr |

Paris 2024 - Basketball - Sabally glänzt defensiv und offensiv. - Foto: Virginie Lefour/belga/dpa

Was für ein Auftakt: Beim ersten Olympia-Auftritt der deutschen Basketballerinnen überhaupt gibt es einen Sieg gegen den Europameister. Jetzt ist Paris ganz nah.

Nach dem Überraschungs-Coup gegen den Europameister war Deutschlands beste Basketballerin einfach nur stolz. „Belgien war immer eine Mannschaft, die ich verehrt habe. Und jetzt gewinnen wir gegen sie, das bedeutet mir sehr viel“, sagte der WNBA-Star Satou Sabally nach dem vor allem in der Höhe völlig unerwarteten 83:69 (46:25) gegen das internationale Topteam.

Im ersten Spiel der deutschen Basketballerinnen in der Olympia-Geschichte trumpfte Sabally trotz ihrer monatelangen Pause wegen einer Schulteroperation in Lille groß auf und führte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes vor mehr als 20.000 Zuschauern im Stade Pierre-Mauroy mit 17 Punkten an. „Das war glaube ich die beste Basketballerfahrung, die ich jemals gemacht habe“, sagte die 26-Jährige von den Dallas Wings in der ARD. „Es ist echt cool gewesen. Das zeigt, dass viele Leute Damen-Basketball sehen wollen.“

Sorgen um Nyara Sabally

In die Freude über den perfekten Olympia-Auftakt mischte sich aber auch ein bisschen Sorge um ihre zwei Jahre jüngere Schwester Nyara, die nach einem Zusammenprall sichtlich benommen und gestützt von Betreuern das Parkett verlassen musste. „Ich denke, sie ist ok“, sagte Satou Sabally nach dem Spiel erst einmal zur Entwarnung. „Wir wollten am Ende auch für sie gewinnen, das gibt immer auch noch Extra-Energie.“

Nach Angaben des Verbandes hat sich Nyara Sabally eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Man werde nun das vorgeschriebene „Standardverfahren zur Betreuung und Nachbehandlung von Kopfverletzungen“ anwenden und dann schauen, wann die 24-Jährige vom WNBA-Club New York Liberty wieder einsatzfähig ist.

Bundestrainerin Lisa Thomaidis war begeistert vom Auftritt ihres Teams, das noch vor zwei Jahren international völlig bedeutungslos war. „Wir haben heute Geschichte geschrieben, und das trotz aller Widrigkeiten mit Verletzungen und Krankheiten. Das ist unglaublich und erstaunlich“, sagte die Kanadierin.

Durch den Sieg machte das deutsche Team einen großen Schritt in Richtung K.o.-Runde in Paris. Im zweiten Gruppenspiel trifft Deutschland am Donnerstag (11.00 Uhr) auf Japan. Letzter Gegner in der Vorrunde ist dann am Sonntag Topfavorit USA. „Olympia war der Traum, Paris ist jetzt das Ziel“, sagte Satou Sabally.

Fiebich führt Team zunächst an

Das deutsche Team zeigte bei seiner Olympia-Premiere von Anfang an keine Nerven. Die Regie im ersten Viertel übernahm Leonie Fiebich. Die 24-Jährige vom WNBA-Club New York Liberty traf früh zwei wichtige Dreier und sorgte so für etwas Ruhe in der überwiegend mit belgischen Fans besetzten Arena.

Deutschland steckte auch das Fehlen der langjährigen Leistungsträgerinnen Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher problemlos weg. Das Duo hatte sich auch im 3x3 für Olympia qualifiziert und musste sich für einen Wettbewerb entscheiden. Schweren Herzens fiel die Wahl auf das 3x3 in Paris - auch weil der Deutsche Basketball Bund in der kurz vor Olympia eingebürgerten Amerikanerin Peterson qualitativ hochwertigen Ersatz auf der Point-Guard-Position fand.

20 Jahre altes Talent überzeugt

Brunckhorst und Greinacher konnten die Partie so beruhigt von Paris aus verfolgen, wo sie am Dienstag gegen die USA in den 3x3-Wettbewerb starten. Denn schon zur Pause hatte sich die deutsche Mannschaft in der Höhe völlig überraschend mit 21 Punkten abgesetzt.

Nach dem Seitenwechsel steigerten sich die hoch gehandelten Belgierinnen zwar, das deutsche Team behielt in den wenigen kritischen Phasen aber die Nerven und konnte sich zudem auf das große Talent Frieda Bühner verlassen. Die 20-Jährige sprang nach dem Ausfall von Nyara Sabally in die Bresche und machte starke elf Punkte. „Ich liebe Frieda einfach“, sagte Satou Sabally.

© dpa-infocom, dpa:240729-930-187819/3

Zu den Kommentaren