Angeblich überrascht
Weiter Chaos bei den Löwen: Investor Ismaik will Köllner-Rauswurf bei Twitter erfahren haben

01.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:45 Uhr

Feuerwerk der schlechten Laune: Die organisierte Fanszene der Löwen will Investor Hasan Ismaik und dessen Statthalter Anthony Power ohnehin los werden – wie jetzt wieder beim Auswärtsspiel in Halle gefordert. Foto: Imago Images

Nach fast vier Wochen Vakanz ist beim TSV 1860 ein neuer Cheftrainer da, aber die Chaos-Tage gehen in Giesing unvermindert weiter. Nach langem Schweigen hat sich Investor Hasan Ismaik mal wieder gemeldet.

Statt wie sonst oft Bildchen vom Trainingsgeschehen des Drittligisten zu veröffentlichen, kam über den zuletzt verdächtig stillen Social-Media-Auftritt des Jordaniers eine genauso interessante wie brisante Botschaft: Er sei, so der 45-Jährige, über die Entlassung von Trainer Michael Köllner angeblich nicht informiert worden, habe davon „über meine Twitter-Timeline erfahren“.

Das wäre erstaunlich. Denn angeblich lag Ismaiks (umstrittenem) Statthalter Anthony Power laut einem „SZ“-Bericht eine E-Mail mit der Rauswurf-Ankündigung Köllners vor. Die soll der Investorenvertreter dem Absender Günther Gorenzel sogar beantwortet haben – garniert mit einer Rücktrittsforderung an den Sport-Geschäftsführer der Löwen: „Wie mit Mr. Hasan diskutiert, wenn Köllner geht, gehen Sie auch.“

Dem geschassten Oberpfälzer, der Ismaik während der WM an dessen Wohnsitz in Dubai besucht hatte, rief der Geldgeber nach den vier Wochen nun noch „Ehrenmann“ hinterher. „Ehrlich, authentisch und immer auf Erfolg ausgerichtet“: So habe Köllner die Löwen nach außen vertreten. „Leider“ sei dem Trainer „der große sportliche Erfolg am Ende verwehrt“ geblieben – „auch weil Einzelpersonen ihre persönlichen Interessen über die von 1860 gestellt haben“, so Ismaik. Konkrete Namen blieb er schuldig.

Klar dürfte aber wiederum sein, dass sich ein Teil gegen Gorenzel richtet, der Köllner letztlich – gegen Ismaiks offensichtlichen Willen – den Laufpass gab und als Interimscoach in den vergangenen vier Spielen nur zwei Pünktchen holte. Bis er den neuen Coach Maurizio Jacobacci verpflichtete – oder verpflichten konnte, weil dafür die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bei den klamm gehaltenen Löwen so lange ungeklärt waren, wie es Gorenzels wiederholt geäußertes Narrativ ist.

Auch dazu gibt es Widerspruch in Person von Saki Stimoniaris, dem 1860-Aufsichtsratsvorsitzenden von Ismaiks Gnaden: Die Verzögerung sei allein der Geschäftsführung anzulasten. „Anders als öffentlich kolportiert, wurde dem Aufsichtsrat auch nicht eine Strategie für die Neubesetzung der Trainerposition unmittelbar nach der Entbindung von Michael Köllner vorgestellt“, so Stimonaris im Statement, das der Klub selbst verbreitete. Giesing brodelt lustig weiter.