Primus in der Eishockey Oberliga
Teuflisch gut, aber richtig teuer: Weiden fasziniert auf dem Eis – und sorgt auch für Diskussionen

29.11.2022 | Stand 29.11.2022, 16:10 Uhr

Die Blue Devils Weiden um Trainer Sebastian Buchwieser (l.) sind bislang das Maß aller Dinge in der Oberliga Süd. −Foto: Roland Rappel

Von Roland Rappel

Die Blue Devils Weiden sind bislang das Maß aller Dinge in der Oberliga Süd. In den ersten 14 Spielen der Saison kassierten die Oberpfälzer keine einzige Niederlage, sie mussten nicht einmal in die Overtime. Dann kam der Deggendorfer SC: Nach der Länderspielpause erwiesen sich die Niederbayern einmal mehr als Teufel-Schreck und entführten drei Punkte aus der Weidner Hans-Schröpf-Arena. Es war aber nur ein Ausrutscher, die nächsten beiden Parzien gewann Weiden wieder.

„Wir sind recht schnell als Team zusammengewachsen, trainieren intensiv und können uns immer auf unsere beiden Torhüter verlassen“, beschreibt Weidens Coach Sebastian Buchwieser das Erfolgsrezept im bisherigen Saisonverlauf. Dabei schließen sich laut dem Trainer viele Top-Spieler im Kader und eine gleichzeitig gute Stimmung im Team nicht automatisch aus. Der sportliche Erfolg sorgt ohnehin dafür, dass die gute Laune hochgehalten wird.

Die Kaderzusammenstellung – zumindest im Angriff – ist dabei ganz klar in Richtung DEL2-Aufstieg ausgerichtet. Der Sturm war bereits vergangene Saison ganz vorne dabei, in diesem Sommer wurde er nochmal um die drei DEL2-Spieler Luca Gläser (aus Crimmitschau), Robert Hechtl (aus Selb) und Fabian Voit (aus Kaufbeuren) verstärkt. Nicht zu vergessen: Nardo Nagtzaam, der „Spieler der Saison“ 2021/22 in der Oberliga, der bislang aber aufgrund einer Verletzung aus dem Vorbereitungsspiel in Deggendorf noch kein Spiel bestritten hat. Die Neuzugänge sorgen dafür, dass die blauen Teufel vier nahezu ausgeglichene Sturmreihen aufbieten können, was in der Liga fast ein Alleinstellungsmerkmal darstellt und sicher auch ein Grund ist, warum man sportlich in der Tabelle so weit vorne steht.

Vier nahezu ausgeglichene Sturmreihen

Die Defensive blieb im Vergleich zum Vorjahr fast konstant: Der US-Amerikaner Kurt Davis besetzt hier die dritte Kontingentstelle und soll den Offensivdrang von hinten heraus beleben. Auf konkrete Schwachstellen oder Steigerungsmöglichkeiten wollte Buchwieser nicht näher eingehen, sagt diplomatisch: „In allen Bereichen gibt es immer großes Verbesserungspotenzial, das wir täglich wenigstens ansatzweise im Training auszuschöpfen versuchen.“ Das Saisonziel wurde zunächst damit ausgegeben, dass man in dieser Saison eine Playoff-Runde weiterkommen will, als in der vergangenen Spielzeit. Damals war im Viertelfinale gegen die Hannover Indians Schluss. Es soll also mindestens das Halbfinale werden. In den vergangenen Wochen gingen die Verantwortlichen aber durchaus mit dem Saisonziel Aufstieg in die Offensive.

Nicht nur in der Tabelle steht Weiden am Platz an der Sonne, auch in den „Special Teams“ ist man ganz vorne dabei. In Überzahl haben die Oberpfälzer eine Quote von 35,4 Prozent, gut eins von drei Powerplays führt also zu einem Torerfolg. (Vergleich: DSC 26,5 Prozent , Passau 19,Prozent). „Soweit es möglich ist, achtet man bei der Kaderzusammenstellung immer darauf, dass für die Special Teams geeignete Spieler dabei sind“, erklärt Buchwieser, dass man hier schon im Sommer ein Augenmerk darauf gelegt hat, denn ein gutes Powerplay kann Spiele oder Playoff-Serien entscheiden. Im Spiel mit einem oder zwei Mann weniger haben die Blue Devils ebenfalls eine Top-Quote: Mit 84,8 Prozent liegt man auf Platz zwei der Liga hinter dem DSC (86,4 Prozent). Die Statistik hat sich am Sonntag im Duell der beiden Mannschaften auch gut widergespiegelt: Weiden gelang ein Treffer in Überzahl, fünf weitere Überzahlsituationen haben die Deggendorfer durch herausragendes Defensivspiel erfolgreich gekillt. Deggendorf nutzte eine seiner vier Überzahlmöglichkeiten zum entscheidenden 2:1.

Wettbieten sorgt für hohe Spielerkosten

Doch die Münze des Erfolges hat auch eine Kehrseite: Viel Geld investiert Weidens Hauptgesellschafter Stefan Ziegler zusammen mit den Sponsoren in den Klub, um den Aufstieg in die DEL2 zu realisieren. Im Fernduell mit den Starbulls Rosenheim oder den Hannover Scorpions und anderen Vereinen hat man sich im Sommer immer wieder ein Wettbieten um begehrte Spieler geleistet. Hinter vorgehaltener Hand kritisieren Verantwortliche anderer Oberliga-Klubs diese Vorgehensweise, sehen darin mitunter einen Grund für überteuerte Spielerpreise in der Liga.

Aber freilich: Solange die liquiden Mittel dafür vorhanden sind, spricht nichts dagegen, diese auch auszugeben. Zu gute halten muss man dem Gesellschafter, dass er das Geld nicht nur in den Kader steckt, sondern auch in die Nachwuchsarbeit und das Umfeld. Ziegler will die gesamte Region in einen interessanten Eishockey-Standort transformieren. Für den Standort wäre es wünschenswert, dass es sich dabei um ein nachhaltiges Investment handelt.