Deutsche Gala zum EM-Auftakt
Musiala und Wirtz zaubern: Deutschland schlägt Schottland ungefährdet mit 5:1

14.06.2024 | Stand 15.06.2024, 9:31 Uhr |

Die große Sommerparty läuft – und wie: Mit feinstem Zauberfußball hat die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen Schottland ihren Fans in München den ersehnten EM-Traumstart beschert. Mit dem frenetisch bejubelten höchsten deutschen EM-Sieg ist ein neues Sommermärchen nicht mehr nur ein vager Traum. Foto: Gambarini, dpa

Der Traum von einem erneuten Sommermärchen: Er lebt seit dem Freitagabend mehr denn je. Weil die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim Eröffnungsspiel der EM 2024 so richtig ablieferte, weil sie die schottische Auswahl mit 5:1 (3:0) förmlich aus dem Stadion fegte.



Ja, in dieser Verfassung ist den Mannen von Bundestrainer Julian Nagelsmann schlichtweg alles zuzutrauen – auch wenn ihre kommenden Gegner definitiv ein höheres Niveau aufweisen dürften, als es die aktuelle Nummer 39 der Fifa-Weltrangliste in Fröttmaning tat.

Gänsehautatmosphäre in der Münchner EM-Arena, Vorfreude pur – da musste die deutsche Mannschaft doch einfach etwas bieten.

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Von Anpfiff an nur Vorwärtsgang



Und wie sie tat! Vom Anpfiff weg kannte sie nur eines, nämlich den Vorwärtsgang. Den Vertrauensvorschuss, den es von den fast schon euphorischen Fans auf den Rängen gab, musste einfach zurückgezahlt werden. Prompt klappte es auch mit dem so sehnlichst gewünschten frühen Führungstreffer: Joshua Kimmich legte in Höhe der Strafraumgrenze quer zu Florian Wirtz, der Leverkusener zog direkt ab – und obwohl Schottlands Schlussmann Angus Gunn noch die Finger an die Kugel brachte, landete sie letztlich doch zum 1:0 für die DFB-Auswahl im Netz (10.).

„Heiß, Lust, Hunger“ – wie Nagelsmann sagte



Alle Ängste vor einem deutschen Fehlstart, hervorgerufen durch die eher dürftige Generalprobe eine Woche zuvor gegen Griechenland (2:1): endgültig wie weggeblasen. „Sie sind heiß, sie haben Lust, sie haben Hunger“, hatte Nagelsmann noch im Vorfeld des EM-Eröffnungsmatches über seine Mannen gesagt. Und er übertrieb damit nicht im Geringsten. Die nächste Kostprobe der deutschen Spielfreude gab‘s bereits in der 18. Minute: Schöner Pass von Kapitän Ilkay Gündogan in die Gasse auf Kai Havertz, kluge Ablage des Wahl-Londoners auf Jamal Musiala, noch eine kurze Körpertäuschung des 21-jährigen Supertechnikers – und dann jagte er den Ball unwiderstehlich zum 2:0 in die Maschen.



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Die „jungen Wilden“ liefern alle



Musiala, Havertz, zuvor Wirtz: Die „jungen Wilden“ lieferten also. Und das in einer deutschen Startelf, die so alt war wie seit 24 Jahren nicht bei einem wichtigen Turnier – nämlich im Schnitt 28,7 Jahre pro Spieler. Und demjenigen, der diesen Wert am weitesten nach oben drückte, blieb an diesem Abend nur eine unbedeutende Nebenrolle. Aber hierfür konnte der in den Vorwochen so oft gescholtene Manuel Neuer wirklich nichts, der deutsche Keeper bekam von den in der Offensive so gut wie gar nicht stattfindenden Schotten überhaupt nichts zu tun.

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In der Tat stellte sich bald nur noch die Frage, wie hoch denn der deutsche Triumph am Ende ausfallen wird. Zu Treffer Nummer drei reichte es jedenfalls schon vor dem Pausenpfiff – und zwar durch einen von Havertz eiskalt verwandelten Foulelfmeter (45.+1), den Ryan Porteous mit einem üblen Tritt gegen Gündogan verursacht hatte. Schiedsrichter Clement Turpin (Frankreich) benötigte zwar den VAR, um die Szene komplett richtig einzuordnen – aber dann entschied er völlig richtig. Und das bedeutete zum Leidwesen der Schotten: nicht nur Strafstoß für die DFB-Elf, sondern zudem auch Rot für den 25-jährigen „Sünder“ vom FC Watford.

Füllkrug donnert den Ball rein – mit 115 km/h



Also 0:3 im Rückstand und eine komplette Spielhälfte in Unterzahl: Spätestens jetzt musste man so richtig Angst um die Bravehearts haben. Tatsächlich wollte die deutsche Mannschaft einfach nicht den Fuß vom Gaspedal nehmen. Zwar wechselte Nagelsmann, mit dem klaren Vorsprung im Rücken, fleißig ein und aus – aber ein Qualitätsverlust war deswegen nicht zu erkennen, weil diejenigen, die frisch aufs Feld kamen, ebenfalls zeigen wollten, dass sie in dieses toll harmonierende Team gehören.

Wie etwa ein Niklas Füllkrug: Lediglich fünf Minuten, nachdem er den Platz betreten hatte, netzte der Dortmunder bereits ein – knallte die Kugel staubtrocken aus 16 Metern Torentfernung zum 4:0 in den rechten Winkel (68.). Dass den Schotten dann noch dank eines Eigentores von Antonio Rüdiger der Ehrentreffer gelang (87.): Es änderte nichts mehr daran, dass Deutschland an diesem 14. Juni eine große Fußballparty feierte. Der Auftritt in München, an dessen Ende der ebenfalls eingewechselte Emre Can das 5:1 erzielte (90.+3), macht enorme Lust auf mehr. Und so, wie sich die DFB-Auswahl an diesem Freitagabend präsentierte, wird von ihr auch noch mehr kommen.

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