Für Fußball-Puristen hat der Auftakt der 2. Bundesliga sogar mehr zu bieten als der Saisonstart im Oberhaus. Schon sehr häufig war von „der stärksten zweiten Liga aller Zeiten“ die Rede - der Begriff ist zu einer beliebten Floskel geworden. Doch mit Blick auf die Zuschauerzahlen und die Anzahl der Traditionsclubs ist der Trend eindeutig: Pünktlich zu ihrem 50. Geburtstag strahlt die zweite Liga tatsächlich so hell wie selten zuvor.
Wenn der 1. FC Köln und der Hamburger SV am Freitagabend (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky) die 51. Saison eröffnen, passt einiges: zwei Traditionsclubs, die von den Namen her in die Bundesliga gehören. Ein volles Stadion, das vor kurzer Zeit noch als Spielstätte bei der Heim-EM diente. Und drei Wochen vor dem Start der Eliteliga zur Primetime eine Free-TV-Übertragung. Die Bundesliga kommt da mit Borussia Mönchengladbach gegen Meister Bayer Leverkusen kaum spektakulärer daher.
Wer sind die Aufstiegsfavoriten?
Im siebten Anlauf soll es endlich klappen mit der Rückkehr in die Bundesliga für den HSV. Obwohl die Hanseaten vergangene Saison den Aufstieg erneut verpasst haben, konnten die meisten Leistungsträger gehalten werden. Lediglich Laszlo Benes verließ den Verein in Richtung Bundesliga zu Union Berlin. Namhafter Neuzugang ist Davie Selke, der vom Mitfavorit aus Köln kam. Die Kölner müssen derweil ohne echte Neuzugänge auskommen, da die Fifa ihnen eine Transfersperre auferlegt hat. Stattdessen kann der neue Trainer Gerhard Struber auf zahlreiche Nachwuchskräfte setzen. Dass die Kölner dennoch als Favorit gelten, liegt auch daran, dass nur wenige Spieler den Bundesligaabsteiger verlassen haben. Neben Selke verließ vom Stammpersonal nur Innenverteidiger Jeff Chabot den Effzeh. Mitabsteiger SV Darmstadt gilt hingegen nicht als Favorit. Unklar ist auch, ob Fortuna Düsseldorf erneut um den Aufstieg mitspielen kann. Die Fortunen waren in der Relegation am Aufstieg gescheitert, verloren mit Torschützenkönig Christos Tzolis ihren wichtigsten Spieler. Stattdessen könnten etwa der FC Schalke 04, Hertha BSC oder Hannover 96 ins Rennen um den Aufstieg eingreifen.
Was ist an der Liga besonders?
Zwölf Klubs waren schon einmal Meister, drei sogar Europacupsieger. Neun Vereine der 2. Liga waren zudem Gründungsmitglieder der Bundesliga.
Wer ist neu aus der 3. Liga dabei?
Mit dem SSV Ulm, Preußen Münster und dem SSV Jahn Regensburg sind drei Vereine aus der 3. Liga aufgestiegen. Sowohl Ulm als auch Münster schafften dabei den direkten Durchmarsch aus der Regionalliga und kommen mit entsprechender Euphorie in die Liga. Ulm kompensierte die mangelnde Zweitliga-Erfahrung bislang auch nicht auf dem Transfermarkt – und gilt deshalb erstmal als klarer Außenseiter.
Die größte Attraktion?
Die größte Attraktion der neuen Zweitliga-Spielzeit sitzt auf der Trainerbank: Ex-Weltmeister Miroslav Klose übernimmt beim 1. FC Nürnberg, der zwar neunmal deutscher Meister ist, aber seit Jahren immer mehr im Mittelmaß der 2. Liga zu versinken droht. „Ich mag Abenteuer“, kündigte der WM-Rekordtorschütze bei seinem Start am Valznerweiher an. Er nannte es zwar „vermessen“, vom Aufstieg zu reden. Doch das furiose 3:0 gegen Italiens Spitzenclub Juventus Turin weckte zusätzliche Begeisterung im fußballbegeisterten Nürnberg. Selbst wenn der „Club“ in der Liga, in der es diesmal keinen klaren Favoriten gibt, nicht in der Spitzengruppe sein sollte, werden die Franken wegen Klose zu einem Hingucker.
Wo ist die 2. Liga zu sehen?
Wie bislang auch überträgt der Pay-TV-Sender Sky alle Spiele der 2. Fußball-Bundesliga live und auch in der Konferenz. Die Spiele am Samstagabend sind zudem im Free-TV bei Sport1 zu sehen.
Gehen die Fan-Zahlen weiter so hoch?
Mit Blick auf die Zuschauerzahlen ist die 2. Bundesliga nicht nur besser als alle anderen zweiten Ligen unterwegs - sondern längst in Europas Spitze angekommen. Durchschnittlich schauen mehr Fans zu als in der italienischen Serie A oder der französischen Ligue 1. Am 22. Spieltag der vergangenen Saison sorgten die Fans der Zweitligisten für ein Novum: Erstmals kamen mehr Zuschauer zu den Spielen der 2. Liga als in der Bundesliga. Kein Wunder, denn bereits vergangene Saison waren mit Schalke, dem HSV oder Kaiserslautern zahlreiche Zuschauermagneten mit großen Stadien zweitklassig. In dieser Saison kommt nun auch der 1. FC Köln mit einer Stadionkapazität von 50000 hinzu und ersetzt zum Beispiel Holstein Kiel, in deren Stadion etwa 15000 Menschen passen. Sollten die Kölner also auch nach dem Abstieg weiter regelmäßig das Stadion vollmachen, könnte die Liga ihren Bestwert von mehr als 29000 Zuschauern im Schnitt aus dem vergangenen Jahr weiter ausbauen.
− dpa, sid, red
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