Für Leroy Sane schien die Sache klar. „Richtig wohl“ fühle er sich beim FC Bayern, sagte der Flügelstürmer vor knapp drei Wochen, seine Gedanken seien „aktuell tatsächlich nur“ beim Rekordmeister. Alles bereit also für eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags? Nicht wirklich. Die Verhandlungen stocken, die Bosse erhoffen sich mehr von ihrem Star – und Sané muss sich in München neu beweisen, mal wieder.
Spekulationen um seine Zukunft halten sich seit eh und je hartnäckig. Oft schwanken diese dabei ähnlich stark wie die Form des Offensivspielers – zwischen sofortiger Verlängerung und baldigem Abschied. Trainer Vincent Kompany wollte am Freitag auf eine Frage zur Vertragssituation Sanes – wie gewohnt – nicht genauer eingehen. Es gebe bei den Bayern „genug Leute, um viele Dinge zu diskutieren“, meinte der 38-Jährige vor der Bundesliga-Partie bei Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nur.
Vertragsverhandlungen, das dürfte Kompany gemeint haben, sind auch und vor allem Aufgabe der Bosse. Während sich Sané einen Verbleib in München offenbar sehr gut vorstellen kann, dafür laut Sky sogar zu einer Gehaltskürzung bereit wäre, brauchen seine Vorgesetzten noch Überzeugungsarbeit. Zu inkonstant waren Sanés Leistungen in den vergangenen Spielzeiten, hinzu kommen langwierige körperliche Probleme wie in diesem Jahr.
Klar ist: Sanés Vertragsverlängerung genießt bei den Bayern gerade nicht die absolute Priorität. Das wurde vor allem bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag deutlich. Präsident Herbert Hainer hatte in seiner Rede betont, Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Alphonso Davies sollten sich mit einem Verbleib in die lange Liste Münchner Ikonen „einreihen – und Leitplanken für die nächsten Generationen setzen, auf und neben dem Platz“. Und der 28-jährige Sané?
„Wir haben ja mehrere Spieler, deren Verträge 2025 auslaufen“, sagte Hainer nach der Veranstaltung auf eine entsprechende Nachfrage: „Ich will heute nicht über jeden einzelnen Spieler sprechen. Ich habe diese drei angesprochen, weil ich der Meinung bin, dass sie prägende Gesichter des FC Bayern werden können oder schon sind.“
Von diesem Status ist der wankelmütige Sane weit entfernt.Während bei Musiala, Kimmich und Davies also möglichst schnell Nägel mit Köpfen gemacht werden soll, ist mit einer Entscheidung bei Sane wohl erst im Frühling zu rechnen. Bis dahin muss der Nationalspieler intensive Eigenwerbung betreiben, angefangen mit den verbleibenden Partien vor dem Jahreswechsel in Mainz und gegen RB Leipzig.
Der 28-Jährige wird seine Chance bekommen, ist er angesichts der Ausfälle von Kingsley Coman, Serge Gnabry und Torjäger Harry Kane doch eine von nur fünf Optionen für die vier Positionen in der Offensive. Das Vertrauen von Coach Kompany genießt der 28-Jährige weiterhin. Zumindest gab sich der Coach trotz der zahlreichen Ausfälle – darunter auch Kapitän Manuel Neuer oder Joao Palhinha – entspannt. „Bis hierhin haben wir es sehr gut gemacht. Das ist jetzt die Situation, aber wir beschweren uns nicht“, sagte Kompany: „Ich habe immer gesagt, dass wir die komplette Mannschaft brauchen.“ Zu dieser zählt freilich auch Leroy Sane – nur: Wie lange noch?
− sid
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