Kurz vor dem EM-Start blickt Ex-Bundestrainer Joachim Löw auf den deutschen WM-Triumph vor zehn Jahren zurück. Eindrücklich schildert er seine Gefühle bei den Siegen gegen Brasilien und Argentinien.
Gut zwei Wochen vor dem Beginn der Fußball-Europameisterschaft hat Ex-Bundestrainer Joachim Löw tiefe Einblicke in seine Erinnerungen an den deutschen WM-Titel von 2014 gegeben.
Das Gefühl, Weltmeister zu sein, sei seither „immer spürbar, es begleitet mich und uns und wird immer Teil unserer Leben sein“, schrieb der 64-Jährige in einem vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichten Text. Dabei geht Löw vor allem auf die damaligen Siege im Halbfinale und Finale ein.
Die Rückreise ins Campo Bahia, dem damaligen deutschen Teamquartier, nach dem denkwürdigen 7:1 im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien gehöre zu den „schönsten Erlebnissen meines Trainerlebens und meines Lebens überhaupt“, erklärte Löw. „Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke.“ Die Atmosphäre im Stadion in Belo Horizonte vor der Partie sei „gigantisch“ gewesen. Und der deutsche Matchplan, in dem vor allem die Defensivschwäche der Brasilianer herausgearbeitet worden sei, voll aufgegangen.
Löw forderte in Halbzeit Respekt vor Brasilien
„Ich war an diesem Abend sehr stolz auf die Mannschaft und auf meine Spieler – fast noch mehr als auf das Sportliche darauf, wie sie sich in der Stunde des Sieges gegeben haben“, schrieb Löw. Er erinnerte noch einmal daran, wie er seine Mannschaft nach der 5:0-Führung zur Pause ermahnt habe, seriös weiterzuspielen und der großen Fußball-Nation Brasilien den nötigen Respekt zu erweisen. „Wenn einer anfängt, den Gegner lächerlich zu machen und uns damit in Schwierigkeiten bringt, dann spielt er das Finale nicht. Egal, wer das ist“, habe er seinen Spielern in der Kabine gesagt. Er habe sich auch daran erinnert, wie die deutsche Elf acht Jahre zuvor selbst im Halbfinale einer Heim-WM gescheitert war.
Götzes Siegtor im WM-Finale ein „Kunstwerk“
Die Intensität des WM-Finals gegen Argentinien vor zehn Jahren sei schwer zu beschreiben, so Löw weiter. Sami Khedira, der angeschlagen auf einen Startelf-Einsatz verzichtet hatte, könne er „nicht genug loben“. Bastian Schweinsteiger habe „das Spiel seines Lebens gemacht“, schrieb der Ex-Bundestrainer. „Allen voran bei ihm hat man gespürt, dass er alles, was er an Energie hat, in dieses eine Spiel geben will.“ Dass sich Schweinsteiger auch noch eine Platzwunde zugezogen hat, sei „fast wie gemalt“ gewesen. „Es sind ikonische Bilder entstanden, Schweini der Krieger, der Kämpfer, der alles und mehr von sich gegeben hat.“
Das Siegtor von Mario Götze zum 1:0 in der Verlängerung sei ein „Kunstwerk“ gewesen, meinte Löw. „Unglaublich anspruchsvoll, es war ein Treffer, den so nur ganz wenige Fußballer zu Stande bringen.“ Der ganze Finaltag und der Triumph hätten ihn aber auch viel Energie gekostet, so Löw. Bei der anschließenden Feier sei er daher früh ins Bett gegangen.
Bei der anstehenden Heim-EM hofft die deutsche Mannschaft ebenfalls auf den Titelgewinn. Im Eröffnungsspiel trifft sie am 14. Juni in München auf Schottland. Die weiteren Gegner in der Vorrundengruppe A sind Ungarn und die Schweiz.
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