Während im Verein neue und selbst für Löwen-Verhältnisse ungewohnte Kämpfe toben, zeigt sich die Mannschaft des TSV 1860 in der 3. Fußball-Liga stabil. Gegen Waldhof Mannheim feierten die Münchner am Samstag den zweiten 3:0 (0:0)-Sieg in Folge.
Jesper Verlaat ist erst seit zweieinhalb Jahren ein Löwe. Aber natürlich lange genug, um, erst recht als Mannschaftskapitän, den nicht ganz einfach zu begreifenden Klub schon ziemlich gut zu verstehen. „Die Situation im Verein wird sich nicht ändern, das können wir nicht beeinflussen“, gab der Abwehrchef also nach dem 3:0-Sieg gegen Waldhof Mannheim trocken zu Protokoll. Doch man habe offenbar auf dem Platz eine ganz gute Lösung gefunden, um damit umzugehen. „Wir müssen auf uns selbst gucken. Das predigen wir auch innerhalb der Mannschaft“, sagte Verlaat. Und man sei, wie die jüngsten Spiele zeigen würden, auf einem recht guten Weg.
Paradoxerweise, zufällig, oder vielleicht ja auch genau deswegen hat die Sechziger Mannschaft tatsächlich ihre beste Saisonphase, mit überzeugenden Siegen beim SV Sandhausen und gegen Mannheim, während es in der Vereinsführung am heftigsten brodelt. Auch das sind verschiedenste Löwen-Spieler ja seit vielen Jahren gewohnt, vor allem zwischen den Gesellschaftern. Dass Entscheidungen des eigenen Präsidiums vom mächtigen Verwaltungsrat des e.V. öffentlich in Frage gestellt werden (ohne vorher darüber zu informieren), war am vergangenen Freitag aber selbst für 1860 eine neue Dimension.
Den Vorwurf, durch den in der vergangenen Woche beschlossenen Darlehensvertrag zwischen Investor und e.V. zur Löwen-Rettung sei die 50+1-Regel in Gefahr, wies das Präsidium um den Ober-Löwen Robert Reisinger nun am Samstag seinerseits in einer Pressemitteilung zurück. 50+1 werde „weder aufgegeben noch gefährdet“, heißt es darin. Hintergrund des Konflikts ist ja die Personalie Anton Hiltmair, möglicher Finanz-Geschäftsführer im Wartestand, dessen Ernennung der Verwaltungsrat an die Millionenhilfe von Hasan Ismaik gekoppelt sieht. So ganz leicht ist es nicht, im von vielen Fans als „Kindergarten“ betitelten Konflikt den Überblick zu behalten.
„Ziemlich erwachsen“ sei seine Mannschaft dagegen am Samstag aufgetreten, findet Trainer Argirios Giannikis. Zwar habe man in der ersten Halbzeit noch wenig Dynamik erzeugen können. Doch als Julian Guttau (51.) kurz nach der Pause in eine zu kurze Kopfballrückgabe von Henning Matriciani spritzte und den Ball zum 1:0 ins Tor spitzelte, waren die nötigen Räume für die Löwen plötzlich da. Besonders freute es Giannikis, „dass wir uns auch in der 93. Minute noch in die Bälle geworfen haben und kein Gegentor bekommen wollten“. Auf der anderen Seite hatten Tunay Deniz (66.) – nach kluger Ablage von Patrick Hobsch – und Maximilian Wolfram (83.) – nach feinem Zuspiel von Deniz – zwei weitere hochverdiente Treffer für die jetzt immer spielfreudigeren Löwen erzielt.
Mit dem Torwartwechsel hing es laut Giannikis übrigens nicht zusammen, dass seine Mannschaft zweimal in Folge nicht nur drei Tore schoss, sondern auch defensiv schadlos blieb. „Marco Hiller musste in beiden Spielen keinen einzigen Ball halten. Ich denke, es liegt eher daran, dass wir die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden haben“, meinte der Trainer. Und vielleicht ja auch daran, dass die Münchner auf ihrem Weg nach oben (nur noch fünf Punkte zu Platz drei) ganz gut ausblenden können, was in ihrem Verein ansonsten passiert.
− mgb
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