Füllkrug als Retter in letzter Minute
Deutschland schafft mit 1:1-Remis gegen die Schweiz den erhofften Gruppensieg

23.06.2024 | Stand 24.06.2024, 9:57 Uhr |

Die Rettung: Niclas Füllkrug nickt in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 1:1-Endstand ein – und sorgt dafür, dass Deutschland als Gruppenerster ins Achtelfinale einzieht. − Foto: xMattxWest/Shutterstockx 14548071cs/imago

Niclas Füllkrug sei Dank: Aufgrund eines Last-Minute-Treffers des Dortmunder Mittelstürmers hat die deutsche Nationalmannschaft doch noch eine bittere Niederlage gegen die Schweiz abgewendet.



Und wichtig war dieses 1:1 (0:1)-Unentschieden allemal, denn dadurch schloss die DFB-Auswahl die Gruppe A als Tabellenerster ab und geht damit im EM-Achtelfinale einem Duell gegen Italien oder Kroatien aus dem Weg. Stattdessen trifft sie nun am Samstag (21 Uhr) in Dortmund auf den Zweiten der Gruppe C.

„Unsere Aufgabe ist, dass die Fans auch heute wieder etwas zum Jubeln haben“, sagte Julian Nagelsmann kurz vor dem Anpfiff. Also keine Kompromisse, keine Gefälligkeiten in Richtung des Ersatzpersonals: Der Bundestrainer setzte erneut ausnahmslos auf jene Startelf, die bereits bei den Siegen gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) begonnen hatte. Das Risiko, dass die gelb-vorbelasteten Jonathan Tah, Maximilian Mittelstädt, Robert Andrich und Antonio Rüdiger bei einer weiteren Verwarnung plötzlich für das Achtelfinale ausfallen könnten: Nagelsmann nahm’s in Kauf.

Ja, es sollte unbedingt der Gruppensieg her. Beziehungsweise ein weiterer Beweis der eigenen Stärke, um die riesige Euphorie rund um die DFB-Auswahl bitte schön auf keinen Fall kleiner werden zu lassen. Geniestreiche eines Jamal Musiala sind für so ein Vorhaben immer gut. Und gegen die Schweiz vergingen nach dem Anpfiff keine zwei Minuten, bis der 21-Jährige erstmals mit einer sehenswerten Zaubereinlage glänzte: zunächst ein kleines Tänzchen mit Remo Freuler in Höhe der Mittellinie, dann ein feiner Steckpass in die Spitze – und schon brannte es vor dem schweizerischen Kasten lichterloh. Zum Glück für die Eidgenossen hatte aber Fabian Schär aufgepasst und klärte gerade noch vor Ilkay Gündogan.

Andrich-Treffer zählt nicht



Ja, das ließ sich hervorragend an – und weil der Gegner die Vorgaben seines Cheftrainers Murat Yakin („Wir müssen die deutsche Offensive unter Kontrolle haben, aber auch selbst nach vorne spielen“) ebenfalls beherzigte, entwickelte sich sehr schnell ein sehr rassiges Duell. Eines, in dem die DFB-Auswahl als erstes jubelte, als ein 20-Meter-Aufsetzer von Andrich im kurzen Eck einschlug (17.). Allerdings ging dieser Szene ein Foul von Musiala an Michel Aebischer voraus – und somit wurde der Treffer völlig zu Recht vom VAR einkassiert.

Elf Minuten später war der VAR erneut gefragt – bloß diesmal hatte er zum Pech der Deutschen nichts zu beanstanden. Nein, keine Abseitsstellung vom flankenden Freuler – ebenso wenig bei Dan Ndoye, der dann im Zentrum eiskalt zum Schweizer 1:0 abschloss. Rüdiger sowie Tah kamen jeweils zu spät, von Joshua Kimmich war auf der rechten Abwehrseite überhaupt nichts zu sehen – und Manuel Neuer hatte gegen den Abschluss aus kürzester Distanz keinerlei Abwehrchance (28.).

Schweiz führte zur Halbzeit



Deutschland in Rückstand, das hatte es im bisherigen Turnierverlauf nicht gegeben. Umso gespannter durfte man auf die Reaktion der DFB-Elf sein. Und ja, sie zeigte sich auch bemüht – wollte unbedingt eine schnelle Antwort. Allerdings machten die Eidgenossen geschickt die Räume eng, pressten extrem hoch und erstickten hiermit jegliche deutsche Kreativität bereits im Keim. Die Konsequenz daraus: trotz 69 Prozent Ballbesitz und 373:168 gespielten Pässen keine Top-Torchance mehr für das Nagelsmann-Team vor dem Pausenpfiff. Und zu allem Überfluss handelte sich Tah tatsächlich seine zweite Gelbe Karte bei dieser EM ein (38.), womit er am kommenden Samstagabend frei hat.

Andererseits waren noch 45 Minuten Zeit, um die Niederlage und damit den Verlust des Gruppensiegs abzuwenden. Aber so sehr es die DFB-Auswahl auch nach dem Seitenwechsel versuchte, Druck in Richtung des schweizerischen Kastens auszuüben – sie wirkte in ihren Mitteln doch arg beschränkt. Hatte man sich von den ersten beiden EM-Auftritten vielleicht zu sehr täuschen lassen? Ist die deutsche Nationalelf vielleicht doch noch nicht so weit, wie es sich das ganze Land bei dieser Heim-EM gewünscht hat? Der Auftritt an diesem Sonntagabend wirkte jedenfalls sehr ernüchternd.

Beeindruckend hingegen: der unbedingte Wille des deutschen Teams, den Ausgleich trotz aller Missstände doch noch irgendwie zu erzwingen. Das Publikum tat ebenfalls sein Bestes, feuerte die Mannschaft nimmermüde an. Und siehe da: In der zweiten Minute der Nachspielzeit klappte es eben doch noch mit dem glücklichen Ausgleich – dank Füllkrug, der nach Flanke des ebenfalls eingewechselten David Raum eiskalt einköpfte.

− DK

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