Top-Team Debatte in München
Kommentar zur CL-Pleite in Rotterdam: Demontage für den FC Bayern? Diese Analyse ist zu schlicht

24.01.2025 |

„Wir müssen uns schon eingestehen, dass wir momentan kein Topteam in Europa sind“, sagte Joshua Kimmich nach der Pleite in Rotterdam. − Foto: dpa

Joshua Kimmich wählte Worte, die jedem Fan des FC Bayern tief in der Seele wehtun dürften. „Wir müssen uns schon eingestehen, dass wir momentan kein Topteam in Europa sind“, monierte der DFB-Kapitän in aller Deutlichkeit. Das Fiasko von Rotterdam, es hinterließ Spuren bei den Münchnern. Nach dem nächsten heftigen Rückschlag in der Champions League erscheint das Traumziel vom „Titel dahoam“ derzeit unerreichbar. Oder doch nicht? Ein Kommentar dazu von Christian Rehbeger.

Kommentar



80 Prozent Ballbesitz, herausragende Gelegenheiten, ein Pfostentreffer bei leerem Tor, auch sonst Chancenwucher bei einem gegnerischen Torwart, der vielleicht das Spiel seines Lebens macht. Das war der FC Bayern des noch jungen Jahres 2025 bei Feyernoord Rotterdam. Zwei individuelle Fehler (der Tritt ins Luftloch von Kim und das unsinnige Tackling Guerreiros) reichten, um diesen dominanten Auftritt mit zwei Gegentreffern komplett auf links zu ziehen und wie eine Demontage aussehen zu lassen.

Konter, langer Ball, drin: Diese Gefahren des Kompany-Fußballs sind hinlänglich bekannt. Und trotzdem sollte die ständige Achterbahnfahrt in der Bewertung der Bayern-Auftritte hier mal pausieren. Zwischen „Sieg, alles super – toller Kompany-Fußball“ und „Niederlage, alles schlecht – zu riskante Kompany-Taktik“ gibt es eine Mitte und den Einzelfall, sonst ist diese Analyse von Woche zu Woche zu schlicht.

Der tief gefrustete Joshua Kimmich ist als abgekämpfter Antreiber unmittelbar nach Schlusspfiff für ein Interview ohnehin nur bedingt heranziehbar. Selbst nach einer vermeintlich klaren Niederlage. Sein Anspruch nach maximaler Leistung in allen Ehren, aber dieses Spiel verliert der FC Bayern so kein zweites Mal. Der deutlich schwächere Auftritt ohne echte Chance bei Aston Villa und das Harakiri-Spiel von beiden Seiten mit Flicks FC Barcelona taugen nicht als Blaupause für Wiederholungstätertum auf internationalem Parkett.

Zwar rangiert der FC Bayern nur im Mittelfeld der neuen Champions-League-Tabelle, er steht dort aber in guter Gesellschaft anderer europäischer Top-Klubs. Alle haben mit dem vorherrschenden Fokus aufs Angriffsspiel ihre massiven defensiven Probleme – oder sogar offensiv. Real Madrid, Barça, ManCity kassieren hinten fleißig. Arsenal trifft nur nach Standards, fast alle Italiener kaum. Einzig der FC Liverpool marschiert auf beiden Seiten stabil national und international vorweg. Gegen alle anderen kann der FC Bayern in der bald anstehenden K.-o.-Runde mit Hin- und Rückspiel definitiv bestehen. Der Traum vom „Titel dahoam“ darf durchaus weitergeträumt werden.

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