Der Frauenfußball expandiert enorm. Die nächste WM soll in wenigen Monaten vergeben werden - und der Deutsche Fußball-Bund macht sich große Hoffnungen.
Die nächsten Monate stehen beim Deutschen Fußball-Bund ganz im Zeichen der Männer-EM 2024 - doch gleichzeitig kämpft der DFB um ein weiteres Großprojekt.
Bei seiner gemeinsamen Bewerbung mit den Niederlanden und Belgien für die Frauen-Weltmeisterschaft 2027 setzt der Verband vor allem auf finanzielle Anreize. „Unsere große Hoffnung ist, dass wir wirtschaftlich viel garantieren können. Wir werden der FIFA zu verstehen geben, dass die WM in unseren Ländern monetär ein Erfolg wird“, sagte DFB-Projektleiter Patrick Kisko vor dem offiziellen Abgabeschluss an diesem Freitag beim Weltverband in Zürich.
Konkurrenten sind Brasilien und USA/Mexiko. Deutschland bewirbt sich mit den Städten Gelsenkirchen, Dortmund, Düsseldorf und Köln für das Turnier. Genau das sieht der DFB, der bereits die Frauen-WM 2011 ausgerichtet hat und dieses Mal 32 Teams empfangen würde, als weiteren Trumpf: sein Konzept der kurzen Wege und der Nachhaltigkeit bei einer WM in einer kompakten Region.
Mit den Einnahmen will die FIFA auch die weltweite Entwicklung des Frauenfußballs vorantreiben. DFB-Präsident Bernd Neuendorf und seine Kollegen vom Königlich-Belgischen und Königlich-Niederländischen Fußballverband versprechen: „Gemeinsam werden wir dem Frauenfußball im Jahr 2027 die bestmögliche Bühne bieten und sein Wachstum wie nie zuvor in allen 211-FIFA-Mitgliedsverbänden unterstützen.“
Zuletzt fand die WM im Sommer in Australien und Neuseeland statt. Dort gab es Rekord-Einnahmen in Höhe von 570 Millionen US-Dollar (rund 527 Millionen Euro). „Wir werden das erheblich steigern. Ich weiß nicht, ob Brasilien und USA/Mexiko dies erreichen können“, sagte Kisko. In Südamerika gab es noch nie ein WM-Turnier der Fußballerinnen - ebenso in Afrika. Was dem deutschen Bewerber sicherlich sehr hilft: Südafrika hatte sich als Kandidat für 2027 kürzlich überraschend zurückgezogen.
Die Entscheidung über die Vergabe soll am 17. Mai 2024 auf dem FIFA-Kongress in Bangkok fallen, der Evaluierungsprozess beim Weltverband Anfang nächsten Jahres beginnen. „Wir haben den Anspruch, eine First-Class-WM zu veranstalten. Wir haben sehr gute und faire Chancen“, sagte DFB-Abteilungsleiter Kisko. Die USA, die gemeinsam mit Mexiko und Kanada die nächste Männer-WM 2026 veranstalten, waren bereits 1999 und 2003 WM-Gastgeber bei den Frauen.
Das sogenannte „Bid Book“ („Bewerbungsbuch“) von Deutschland, Belgien und den Niederlanden hat 17 Kapitel. Dazu kommen Regierungsgarantien und Zusagen der Gastgeber-Städte. Die Bewerbung läuft unter dem Slogan „BNG2027“ - „Breaking New Ground“ (etwa: „Neuland betreten“) - oder auch Belgium, Netherlands, Germany. „Wir müssen so gut sein, dass die FIFA einen Zuschlag an BNG als alternativlos erachtet“, sagte Kisko.
Angesichts der jüngsten Kritik am Weltverband für seine Vergabe des nächsten WM-Turniers der Männer quasi im Handstreichverfahren betonte der DFB-Abteilungsleiter: „Wir vertrauen auf das Regelwerk der FIFA.“ Er verwies auch darauf, dass der Auslese-Prozess für die WM 2027 von einer externen Compliance-Agentur begleitet wird.
Für die Vergabe der Männer-Weltmeisterschaften 2030 und 2034 hatte das Council im Oktober überraschend eine auch von Menschenrechtsorganisationen kritisierte Grundsatzentscheidung getroffen. In knapp sieben Jahren wird überwiegend in Spanien, Portugal und Marokko gespielt, dazu kommen Eröffnungsspiele in Südamerika zum 100-jährigen Bestehen der WM. Für 2034 kommt deshalb nur ein Ausrichter aus Asien oder der Ozeanien-Region infrage - einziger Kandidat ist Saudi-Arabien.
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