Fußball-Nationalmannschaft
DFB-Neuling Kleindienst: Malocher, Knipser, Aufstiegsheld

03.10.2024 | Stand 03.10.2024, 12:42 Uhr |

Tim Kleindienst - Erstmals für die deutsche A-Nationalelf nominiert: Gladbachs Tim Kleindienst. - Foto: David Inderlied/dpa

Wer ist der Füllkrug-Ersatz? In Heidenheim wird Tim Kleindienst einst zum Helden, in Belgien nicht glücklich. Nun stürmt er in Gladbach. Und nicht nur dort wird er vor allem als Arbeiter geschätzt.

An diesen Anblick könnte sich Tim Kleindienst sicher gewöhnen. Die Grafik, die sein Verein Borussia Mönchengladbach zur erstmaligen Nationalmannschafts-Nominierung des Stürmers verbreitete, zeigt ihn im Vereinstrikot vor einem Spiegel stehend. Kleindienst schaut hinein und sieht sich selbst: im DFB-Dress mit dem Adler auf der Brust.

Mehr Malocher als klassischer Neuner

„Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, sagte der Fußball-Profi. Als Spätberufener gehört er mit seinen 29 Jahren erstmals zum Kreis der A-Nationalelf. Im Bundesliga-Spiel seiner Borussia beim FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) wird Kleindienst besonders im Fokus stehen, ehe er kommende Woche dann zu den Nations-League-Partien gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande aufbricht. 

Er reist ins DFB-Quartier nach Herzogenaurach als Ersatz für den verletzten Niclas Füllkrug. Womöglich entpuppt sich Kleindienst aber auch als ernstzunehmender Konkurrent für den im Sommer von Borussia Dortmund zu West Ham United gewechselten Stürmer.

Kleindienst könne sich jetzt „beweisen“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann und lobte unter anderem die defensive Verlässlichkeit des Spielers. Das ist insofern bemerkenswert, da die zentrale Aufgabe eines Angreifers ja eigentlich das Toreschießen ist. Kleindienst jedoch überzeugt seit jeher durch das Gesamtpaket, das er bietet. Der 1,94-Meter-Mann ist ein Mittelstürmer mit Gardemaß, aber kein klassischer Neuner, sondern ein echter Malocher.

Held des Heidenheimer Aufstiegs

„Lauffreudig, intensiv, am Ende hoffentlich auch torgefährlich“ - so beschrieb Kleindienst selbst mal seinen Spielstil im „Kicker“. Auf zwei Tore und eine Vorlage kommt er bislang für die Gladbacher, denen er sich vor dieser Saison angeschlossen hat. Eindrucksvoller sind aber zwei andere Statistiken: Seit Beginn der vergangenen Spielzeit ist Kleindienst der Profi, der in der Bundesliga die meisten Zweikämpfe und Sprints absolviert hat. 

Vorige Saison trug der Offensivmann noch das Trikot des 1. FC Heidenheim. Auf der Ostalb wurde er einst auch zum Aufstiegshelden, erzielte in der Zweitliga-Spielzeit 2022/23 satte 25 Tore und vor allem das alles entscheidende zum Bundesliga-Einzug - damals am letzten Spieltag in der neunten Minute der Nachspielzeit eines völlig wilden Ritts in Regensburg.

Schnelle Rückkehr aus Belgien

Das Toreschießen hat Kleindienst also schon auch drauf. Auf 83 Treffer in 172 Pflichtspielen kam er im beschaulichen Heidenheim. Dort waren neben seinen Abschluss- aber eben auch seine Arbeiterqualitäten gefragt. Womöglich noch mehr als auf anderen, größeren Stationen. 2020 hatte er den FCH schon einmal verlassen. Der internationale Schritt zu KAA Gent nach Belgien erwies sich aber als Reinfall. Ein halbes Jahr später kam er zurück.

In Gladbach unternimmt Kleindienst nun den nächsten Anlauf. Trainer Gerardo Seoane lobt ihn für seine emotionale Art, durch die er die Kollegen mitziehe. Der Stürmer sei wichtig - auch, weil er Lücken für die Mitspieler reißt. Aktuell für Kevin Stöger oder Alassane Plea. Nächste Woche dann womöglich auch für Florian Wirtz oder Jamal Musiala.

© dpa-infocom, dpa:241003-930-250809/1

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