Zwanzig Sekunden vor Spielschluss erzielt Frankreich im olympischen Handball-Viertelfinale gegen Deutschland das Unentschieden. Die Fans toben. Doch in letzter Sekunde erzielt Renars Uscins den deutschen Siegtreffer. Er lässt die Franzosen, die große Teile des Spiels dominiert haben, ratlos zurück. Deutschland zieht mit 35-34 in das olympische Halbfinale ein.
Mit einer wahren Galavorstellung ließ die junge DHB-Auswahl am Mittwoch den lange Zeit brodelnden Hexenkessel von Lille verstummen. Die rund 27.000 überwiegend französischen Fans im umgebauten Fußballstadion Stade Pierre-Mauroy sahen zunächst, wie Deutschland mit der Schlusssirene ausglich - und dann in der Verlängerung angeführt vom wie entfesselt spielenden Renars Uscins gewann. Kapitän Johannes Golla und Co. hatten den großen Favoriten tatsächlich gestürzt.
Sechs Tore großen Rückstand aufgeholt
Dabei hatte die mit neun Olympia-Debütanten angetretene deutsche Mannschaft in der zweiten Halbzeit schon 14:20 hinten gelegen, ehe sie sich leidenschaftlich zurückkämpfte. Aus einem ganz starken Team ragte auch Torhüter David Späth mit seinen Paraden heraus, bester deutscher Werfer war der erst 22 Jahre alte Uscins mit 14 Treffern.
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Dass es nicht noch mehr wurden, dafür sorgte Frankreichs Torwart Vincent Gerard mit einem spektakulären Auftritt und insgesamt 23 Paraden. Durch den glanzvollen Erfolg vermieste Deutschland auch dem scheidenden Nikola Karabatic den Traum vom goldenen Karriereende.
Bann gegen Angstgegner Frankreich endlich gebrochen
Bei der Heim-EM schied Deutschland deutlich mit 28-35 gegen Frankreich – ebenfalls im Viertelfinale – aus. Bei der Handball-WM 2019 beendete Frankreich Deutschlands Medaillen-Träume im Spiel um Platz 3. Bei den Olympischen Spielen 2016 war für Deutschland im Halbfinale gegen Frankreich Schluss. Nun haben die deutschen Handballer zurückgeschlagen.
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Während die DHB-Frauen nach einer Niederlage tags zuvor gegen Frankreich (23:26) die Segel streichen mussten, dürfen die Männer nach dem ersten Sieg gegen Frankreich in einem großen Turnier seit elf Jahren mehr denn je vom ersten Olympiasieg im Hallenhandball seit dem DDR-Erfolg von 1980 träumen.
Unsicherheit vor dem Spiel
Die Stimmung in der Mannschaft, hatte Gislason vor der Partie betont, sei „insgesamt positiv, sehr gut und sehr locker“. Dennoch war er sich sicher: „Wir müssen eines der besten Spiele der letzten Jahre - wenn nicht sogar das beste Spiel - zeigen.“ Wie es funktionieren kann, zeigte sich gleich in der Anfangsphase. Als Knorr und Heymann auf 4:2 stellten, kühlte die aufgeheizte Stimmung erstmal ab.
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Dies änderte sich jedoch schnell wieder. Weil die Abwehr nun einige leichte Gegentore über den Kreis kassierte und Andreas Wolff keinen Ball zu fassen bekam, übernahm Frankreich nun das Kommando. Gislason justierte nach, brachte beim Stand von 7:9 nun Späth im Tor. Wirkung zeigte aber auch diese Maßnahme zunächst nicht.
Zwar zeigte Späth direkt einige starke Paraden. Doch weil die deutschen Schützen schon in dieser Phase reihenweise am früheren Kieler Gerard im französischen Kasten scheiterten, enteilte Frankreich zwischenzeitlich bis auf 17:12. Späth brachte Deutschland mit tollen Reflexen bis zur Pause aber zurück ins Spiel.
Bei Frankreichs Blitzstart die Ruhe behalten
Und auch vom Blitzstart der Franzosen in Durchgang zwei mit drei schnellen Treffern in Serie (14:20) ließ sich die DHB-Auswahl nicht beeindrucken. Knorr und Co. saugten sich binnen weniger Minuten wieder bis auf 19:21, gingen knapp zehn Minuten vor Schluss in Führung. Es entwickelte sich eine dramatische Endphase, Frankreich führte sechs Sekunden vor Schluss bei eigenem Ballbesitz, doch der bis dahin herausragende Dika Mem verlor den Ball - dann begann die Show von Renars Uscins.
− sid
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