Die Entscheidung ist gefallen! Zwei Tage nach dem 3:8-Debakel in Nürnberg steht fest, dass es in der aktuellen Konstellation nicht weitergehen wird beim Fußball-Zweitligisten SSV Jahn Regensburg. Für Coach Joe Enochs ist Schluss! Das verkündeten die Oberpfälzer am Sonntagvormittag.
Für den US-Amerikaner, der kurz vor dem Zweitliga-Abstieg in Regensburg angeheuert hatte, und den Jahn dann überraschend zurück ins Unterhaus führte, übernimmt vorerst Co-Trainer Andreas Patz, bis eine Nachfolge-Lösung gefunden ist.
„Die gemeinsame Trennung fällt uns und mir persönlich wirklich sehr schwer“, wird Achim Beierlorzer, der Sport-Geschäftsführer, in der Mitteilung der Regensburger zitiert. Er und Enochs haben 2013/14 gemeinsam den Fußballlehrer gemacht. Sie kennen und schätzen sich schon sehr lange. „Joe hat im Mai 2023 das Amt in einer schwierigen und komplexen Situation übernommen. Durch seine hervorragende Arbeit zusammen mit dem Trainerteam und der Mannschaft konnten wir gemeinsam in diesem Jahr den direkten Wiederaufstieg in die 2. Liga schaffen“, blickt Beierlorzer auf das Kunststück zurück.
Beierlorzer betont „gemeinsame Entscheidung“
„Nach dem bislang nicht zufriedenstellenden Saisonverlauf haben Joe und ich uns nach dem Spiel am vergangenen Freitag in Nürnberg sehr offen, direkt, sachlich und respektvoll ausgetauscht und sind gemeinsam zum Ergebnis gekommen, die Zusammenarbeit zu beenden“, erklärt der Regensburger Sportchef. „Leider haben in den vergangenen Wochen die erhofften Ergebnisse gefehlt, weshalb wir in der Mannschaft einen neuen Impuls setzen müssen. Joe hat im gesamten Verein eine sehr hohe Wertschätzung genossen, als Trainer und als Mensch. Er hat von Beginn an die Werte des SSV Jahn gelebt und große Identifikation mit dem Verein gezeigt. Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei Joe für all das, was er mit der Jahnelf erreicht hat und für die großartigen Momente, die wir mit ihm gemeinsam erleben durften.“
Nach dem 3:8-Debakel war Enochs, der zuvor immer noch Zuversicht versprüht hatte, schwer gezeichnet. Dass es so nicht weitergehen kann, das war auch ihm bewusst. Nach zehn Spieltagen steht der Jahn mit vier Punkten und einem katastrophalen Torverhältnis von 4:30 am Tabellenende.
Der Abschied fällt ihm aber schwer. „Der SSV Jahn ist mir in den vergangenen Monaten sehr ans Herz gewachsen, meine Frau und ich haben uns im Verein und in der Stadt sehr wohl gefühlt“, erklärt der scheidende Coach. „Deswegen ist es für mich persönlich sehr schade, dass sich die Wege nun trennen.“
Enochs sieht ausreichend Potential im Team
Zugleich sei er dankbar für die Zeit hier und für die vielen Menschen rund um den Verein, die er kennen und schätzen gelernt habe. „Ich möchte mich bei den Verantwortlichen, meinem Trainerteam, der gesamten Mannschaft und dem Staff sowie allen Mitarbeitern herzlich bedanken. Was wir gemeinsam in der vergangenen Saison erreicht haben, macht mich sehr stolz. Leider haben wir es in den vergangenen Wochen in der laufenden Zweitliga-Saison nicht geschafft, gute Ergebnisse zu erzielen. Ich bin davon überzeugt, dass in der Mannschaft das entsprechende Potential steckt, um zurück in die Erfolgsspur zu kehren und den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt Enochs.
Bis auf Weiteres wird Co-Trainer Patz das Training der Profi-Mannschaft übernehmen. Er wird die Mannschaft gemeinsam mit seinem Trainerteam um Philipp Tschauner, Oliver Seitz und Christoph Rezler auf das Pokal-Heimspiel am Dienstag gegen die SpVgg Greuther Fürth vorbereiten. „Die Befassung mit einer Neubesetzung der Position des Chef-Trainers beginnt unmittelbar“, heißt es abschließend in der Mitteilung des Jahn.
Greuther Fürth kommt zum SSV Jahn
Wahrscheinlich dürfte es aber sein, dass der Jahn am Dienstag im Jahnstadion von Patz betreut wird. Es sei denn, Beierlorzer, der erklärt hatte, dass er zuvor nicht bei anderen Trainern vorgefühlt hat, präsentiert nun eine ganz schnelle Lösung. Dass er selbst übernimmt, das schließt der einstige Erfolgscoach kategorisch aus. „Ich werde nicht als Trainer beim SSV Jahn aktiv“, sagte er mit Nachdruck.
Die Franken haben nach dem verlorenen Derby gegen Nürnberg und dem Doppelaus für Trainer und Sportchef mit dem 4:3 auf Schalke wieder Selbstvertrauen getankt.
An vorderster Front zu stehen, das ist nicht neu für den Thüringer Patz, der seit Juli 2023 in Regensburg wirkt. Die Cheftrainer-Rolle hatte der 41-Jährige, der aktuell Teil des 70. Pro-Lizenz-Lehrgangs ist, bereits beim FC Carl Zeiss Jena inne. Auch bei Cercle Brügge war er schon Interimstrainer.
Lesen Sie hier: Jahn-Co-Trainer Patz hatte schon mit Ronaldo zu tun
Patz hatte schon mit Ronaldo zu tun
Patz ist ein Mann mit einer interessanten Vita. Er verfügt in jungen Jahren schon über einen großen Erfahrungsschatz. Als Chefanalytiker der ungarischen Nationalmannschaft hatte er es auch schon mit Stars wie Cristiano Ronaldo zu tun. Neben Jena, Ungarn und Brügge war er auch schon für den Deutschen Fußball-Bund (DFB), Rot-Weiß Erfurt sowie in Belgien für einen weiteren Klub, Royal Mouscron, tätig. Wie viele neue Ideen er einbringen kann, beziehungsweise auch darf, bevor ein Nachfolger da ist, das wird sich zeigen.
Enochs verlässt Regensburg erhobenen Hauptes
Enochs wird den Jahn künftig aus der Ferne verfolgen. Erhobenen Hauptes verlässt er den Verein. Seine Zeit in Regensburg war eine intensiver Natur. Geprägt von Jubel und Trauer. Nach dem Tod von Agyemang Diawusie hatte es Enochs geschafft, seine Mannschaft wieder aufzurichten. Nach überragender Hinrunde brach der Jahn aber ein, rettete sich aber in die Relegation. Dort hatten die Regensburger das Momentum, das Quäntchen Glück, das ihnen in dieser Saison oft fehlte, auf ihrer Seite.
Zur Wahrheit gehört auch, dass sich der Jahn in der laufenden Spielzeit nicht immer wie ein Schlusslicht präsentierte. Vor allem zu Beginn war das durchaus sehenswert, wie beispielsweise in Berlin, im DFB-Pokal gegen Bochum oder in der ersten Halbzeit gegen Fürth. Fehlende Effizienz, fehlende Konstanz und fehlende Stabilität in der Defensive machen den Regensburgern aber zu schaffen. Nun müssen andere den Weg aus der Krise finden.
Artikel kommentieren