Bundesliga
David Alaba verlässt den FC Bayern im Sommer

16.02.2021 | Stand 18.09.2023, 6:16 Uhr

−Symbolbild: dpa

David Alaba verkündet am Tag nach dem irren 3:3 gegen Bielefeld, was jeder erwartet hatte: Der Österreicher verlässt die "Komfortzone" FC Bayern im Sommer.

Jetzt ist es auch offiziell raus. David Alaba sagt nach 13 Jahren in München "Servus". Am Tag nach dem winterlichen Fußball-Spektakel beim 3:3 (0:2) gegen Arminia Bielefeld verkündete der 28-jährige Österreicher ohne größere Gefühlsregungen oder gar Groll seine schon vor mehreren Wochen getroffene Entscheidung, die "Komfortzone" FC Bayern am Saisonende zu verlassen. Wohin seine Reise führt - Spanien ist wohl das Wunschziel - ist noch offen. Er setze sich bei der Entscheidungsfindung über den neuen Arbeitgeber kein Zeitlimit, sagte Alaba: "Ich werde mir keinen Stress machen."



Real Madrid? FC Barcelona? Oder doch ein Topclub in England wie Manchester City mit Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola? "Es ist kein Geheimnis, dass mein Management mit den Vereinen im Austausch ist", sagte Alaba sehr gelassen. Wegen seines auslaufenden Vertrags beim Club-Weltmeister ist er ablösefrei auf dem Markt - ein Vorteil.

Der "Faktor Geld" - ständige Triebfeder im Profifußball gerade auch in Corona-Zeiten - spielte bei der Entscheidungsfindung angeblich keine zentrale Rolle. Auch wenn das von den Bayern-Bossen im November 2020 zurückgezogene Angebot für eine Vertragsverlängerung genau das suggerierte. Alaba sprach am Dienstag lieber von einer "neuen sportliche Herausforderung", die er suche. "Alle, wirklich alle" beim FC Bayern, "der mir am Herzen liegt", hätten um seinen Verbleib gekämpft. Die Beziehung sei unverändert intakt. Bis zum letzten Arbeitstag will er im Bayern-Trikot "mein Bestes geben, um am Ende der Saison erfolgreich zu sein". Sein Nachfolger ist schon verpflichtet. Dayot Upamecano (22) kommt für 42,5 Millionen Euro vom Liga-Rivalen RB Leipzig. Der aktuelle Abwehrchef bescheinigt dem Franzosen "sehr viel Talent und Potenzial".

Alaba strebt zehnten Meistertitel an



Das letzte Kapitel in der Erfolgsgeschichte Alaba/Bayern soll im Idealfall sein zehnter Meistertitel und der dritte Triumph in der Champions League nach 2013 und 2020 sein. Dafür müssen die Bayern kurz nach dem Gewinn der Club-Weltmeisterschaft in den kommenden Wochen die Weichen stellen. Beim wilden 3:3 gegen Bielefeld mit Schneegestöber, Abwehrversagen, Aufbäumen, Aufholjagd und immer neuen, irren Wendungen agierte Alaba auf seiner Abschiedstournee mit seinen noch aktuellen Kollegen nicht auf Champions-Niveau. Hansi Flick, dem Alaba als Förderer und Unterstützer "sehr dankbar" ist, konnte nur die "wahnsinnige Mentalität" seines geschlauchten und dezimierten Star-Ensembles uneingeschränkt loben. "Die macht mich zuversichtlich für die nächsten Spiele", sagte der Trainer. Der Vorsprung auf Verfolger Leipzig schmolz auf fünf Punkte vor den großen Auswärtsprüfungen am Samstag beim Tabellendritten Eintracht Frankfurt und drei Tage später in der Königsklasse bei Lazio Rom.

Sportlich könnten die Sechs-Titel-Bayern gerade einen hohen Preis für die Strapazen und unerfreulichen Begleiterscheinungen der Club-WM zahlen. Thomas Müller kehrte mit einer Corona-Infektion aus Katar zurück, Serge Gnabry mit einem Muskelfaserriss. Und in Douglas Costa (Haarriss am Mittelfuß) verletzte sich nach der Rückkehr auch noch ein weiterer Offensivspieler im Training und fällt vorerst aus. Gegen ausgeruhte Bielefelder kamen auch noch Wetterkapriolen dazu. Die schwierigen Platzverhältnisse erschufen ein Spiel, das in der zweiten Hälfte "einem Ritt auf der Rasierklinge" glich, wie es Bielefelds Kapitän Fabian Klos ausdrückte. In der Pause befreite ein Räumkommando, tatkräftig unterstützt von der mitschaufelnden Co-Trainer-Legende Hermann Gerland (66), den Rasen vom Schnee.

Emotionaler Corona-Ausbruch



Das half dem wankenden Favoriten. Auf dem wieder satten Grün schafften die von Leroy Sané angetriebenen Bayern mit den Toren von Robert Lewandowski, Corentin Tolisso und Alphonso Davies nach einem 0:2 und 1:3 gleich zwei Comebacks. "Als der Schnee nicht mehr da war, wurde es schwierig für uns", sagte Klos, der Bayerns Rückkehr ins Spiel so kommentierte: "Am Ende sind sie halt die Weltpokalsieger." Flick hatte am Ende eines gerade für ihn extremen Tages viel zu erklären - nicht nur zum Spektakel in der Arena. In einem über vier Minuten langen Monolog erläuterte der 55-Jährige auch noch einmal die Beweggründe für seinen emotionalen Corona-Ausbruch Richtung Politik, von dem er nicht erwartet hatte, "dass das solche Wellen schlägt".

Mit dem von ihm als "sogenannten Experten" abgewatschten SPD-Gesundheitsexperten und Fußball-Kritiker Karl Lauterbach will er sich demnächst aussprechen. Lauterbach nahm Flicks Gesprächsangebot am Dienstag "sehr gerne" an. Flick reichte vorab schon mal verbal die Hand: "Ich bin keiner, der einen Menschen, den er nicht kennt, so in ein Licht stellen möchte." Auch wenn ihre Ansichten konträr sind.

− dpa