„Hohe Kosten als zusätzliche Belastung“
Rohstoffpreise sind erneut gestiegen: Wirtschaftsverband rechnet in Zukunft mit Engpässen

13.08.2024 | Stand 13.08.2024, 5:00 Uhr |

Luftblick auf die Kupfermine, die vom weltgrößten Kupferproduzenten Codelco in Chile betrieben wird. Besonders über die gestiegenen Preise des „roten Goldes“ sorgt sich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. − Foto: picture alliance/dpa/Agencia Uno, Codelco

Der Rohstoffpreisindex der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ist im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal erneut gestiegen.

Zwar ist der Index zwischen Mai und Juni leicht um 1,7 Prozent gesunken, aber seit Jahresbeginn hätten sich die Rohstoffpreise für die bayerische Wirtschaft dennoch um über zehn Prozent erhöht – im Vergleich zum Durchschnitt des Vor-Corona-Jahres 2019 sogar um über 37 Prozent. Verglichen mit dem Wert aus März 2022, als der russische Angriffskrieg die Rohstoffpreise auf ein Zehn-Jahreshoch getrieben hat, liegt der aktuelle Preisindex um 23 Prozent niedriger.

Dritter Anstieg in Folge: „Niveau verfestigt sich“



Wie aus dem Index hervorgeht, der der Mediengruppe Bayern exklusiv vorliegt, verzeichnen die Preise für Industrie- und Edelmetalle im zweiten Quartal ein Plus von 9,7 Prozent gegenüber Vormonaten – aus Quartalssicht der dritte Anstieg in Folge. „Das erhöhte Niveau der Rohstoffpreise und somit auch das der Beschaffungskosten für die Unternehmen verfestigt sich zunehmend“, sagt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Sorge um das „rote Gold“



Die Preise für Industriemetalle sind im zweiten Quartal um 9,9 Prozent angestiegen. Besonders zugelegt hat Indium mit 36 Prozent, gefolgt von Mangan (+24,6 Prozent), Wismut (+23,9 Prozent) und Zinn (+23,0 Prozent).

Sorgen bereite der vbw vor allem der Preiszuwachs von Kupfer mit einem Plus von 15,3 Prozent. „Elektrische Leitungen, Bauteile der Solarenergie für die Energiewende – für all das ist einer der ältesten Werkstoffe mit großer Leitfähigkeit essenziell. Das zeigt: Eine Förderung der Kreislaufwirtschaft beim ‚roten Gold‘ ist wichtiger denn je“, erklärt Bertram Brossardt.

Gegen den Trend: Preise von Seltenen Erden kaum verändert



Auch die Preise für Edelmetalle seien im Vorquartalsvergleich um 15,7 Prozent gestiegen. Insbesondere Silber (+23,5 Prozent) und Gold (+12,8 Prozent) verteuerten sich. Hingegen das Edelmetall Palladium (-0,6 Prozent) wurde im zweiten Quartal zu niedrigeren Preisen gehandelt als zum Jahresanfang. Auf einem ähnlichen Level (+0,2 Prozent) sind die Kosten für Seltene Erden geblieben. Einziger Ausreißer ist Terbium, das um 5,8 Prozent teurer wurde.

Prognose: Mit Engpässen und Preisanstiegen rechnen



Ein Plus von fünf Prozent verzeichnet auch der Preis von Rohöl. Der vbw-Rohstoffpreisindex mit Energie stieg in Folge ebenfalls um 5,2 Prozent an. „Innerhalb des ersten Quartals wurde jedoch eine Abwärtsdynamik erkennbar“, so die vbw, weshalb der Index mit Energie im Juni um 6,9 Prozent niedriger lag als im Mai. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag der Index heuer im zweiten Quartal – wie auch der allgemeine Rohstoffpreisindex ohne Energie – um 9,2 Prozent höher.

Die Forderung des Hauptgeschäftsführers der vbw: „Auch langfristig müssen wir möglicherweise immer wieder mit Engpässen und Preisanstiegen rechnen. Das heißt auch: Wir müssen den Blick vermehrt auch auf Rohstoffrecycling, -effizienz und -substitution richten“, sagt Bertram Brossardt.

− mgb

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