Nicht nur über Bürokratie klagen, sondern zeigen, wo der Papierkram die Arbeit beeinträchtigt – das ist das Anliegen der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Sie zeigt MdL Walter Nussel, Beauftragter für Bürokratieabbau der Staatsregierung (CSU), dann vor Ort die Blüten der Bürokratie.
„Irgendwo müssen wir neu ansetzen, denn wir haben gemerkt, dass es nichts bringt, mit Schlagworten um sich zu werfen. Wir müssen richtig tief graben, um der Politik dann genau sagen zu können, wo es hakt und wie es anders gehen kann“, erklärt Handwerkskammer-Präsident Dr. Georg Haber das Anliegen des „Bürokratiechecks“, der diesmal bei Günthner Elektrotechnik in Buchhofen (Lkr. Deggendorf) stattfand.
25 Prozent der Arbeitskraft für Bürokratie
Das Fokusthema hier: PV-Anlagen. Vor einer Installation müssen diese beim Netzbetreiber zunächst angemeldet und genehmigt werden. Auch die finale Inbetriebnahme ist von enormen bürokratischen Auflagen begleitet. Diese administrative Arbeit liegt de facto beim jeweiligen Handwerksbetrieb. Bei Günthner Elektrotechnik in Buchhofen ist das Chefsache. Betriebsinhaber Johann Günthner schätzt dabei, dass etwa 25 Prozent seiner gesamten Arbeitszeit nur für bürokratische Pflichten aufgewendet wird. Verbesserungsbedarf sehen er und sein Berufskollege Stefan Wandinger, Geschäftsführer der Elektrotechnik Stefan Wandinger GmbH, bei den zahlreichen Netzbetreibern in Bayern. Die Formulare seien unnötig kompliziert, Daten müssten mehrfach übermittelt werden. „Komplett unnötig“, nennt Günthner dabei besonders den ständigen Medienbruch. „Dass man PDFs am Laptop ausfüllt, diese dann ausdruckt, unterschreibt, dann wieder einscannt und dann per Mail verschickt, das ist eigentlich in unserer Zeit nicht zu glauben,“ so Günthner. Auch Wandinger machte im Rahmen des Gesprächs deutlich, dass man mit Blick auf digitale Ziele eigentlich schon sehr viel weiter sein müsste: „Ein beschreibbares PDF ist keine Digitalisierung.“
Vorschläge: Online-Maske und einmalige Eingabe
Auch Vorschläge und Möglichkeiten, wie es besser funktionieren kann, wurden Walter Nussel präsentiert. Eine Online-Maske ohne Medienbruch, die einmalige Eingabe geforderter Daten, ein Drop-Down-Menü, um technische Daten zur PV-Anlage, die installiert wird, nicht mehr eintippen zu müssen. „Unserer Meinung nach sind das alles Dinge, die umgesetzt werden können, wenn der Wille dazu da ist“, so Anna Müller, Assistentin der Geschäftsführung, die das Projekt in der Handwerkskammer federführend betreut. Eine Feststellung, die Müller im Dialog mit Betrieben, beim Thema Bürokratie häufig gemacht hat: „Nur wenn man das Problem wirklich kennt, kann man auch gute Lösungen finden.“
Walter Nussel zeigte sich laut Handwerkskammer froh darüber, die Bürokratie in der Praxis zu sehen: „Ich muss die Dinge im Kleinen verstehen, um die großen Veränderungen anstoßen zu können“, sagte er und zeigte sich in diesem Fall besonders überrascht, dass es bei den einzelnen Netzbetreibern von Antragstellung bis hin zur Meldung bei der Bundesnetzagentur so große Unterschiede gibt.
− mgb
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