Knaus Van TI Plus
Reisemobil auf MAN-Transporter-Basis

01.06.2018 | Stand 01.06.2018, 10:59 Uhr
Angeboten wird der Van TI Plus zunächst auf zwei Grundrissen: Wie der Prototyp als knapp sieben Meter langer 650 MEG −Foto: Knaus

Vorhang auf für einen neuen Mitspieler im Segment der Reisemobile bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht: Bei der Neuheiten-Präsentation seines Modelljahrgangs 2019 verkündete Caravaning-Hersteller Knaus-Tabbert eine enge Kooperation mit dem Lkw-Hersteller MAN und rollte mit dem „Van TI Plus“ erstmals ein Fahrzeug auf Basis des MAN TGE auf die Bühne. Das teilintegrierte Reisemobil wird zum Düsseldorfer Caravan-Salon Ende August in den Verkauf gehen und in zwei Grundriss-Varianten zu Preisen ab 64.990 Euro angeboten.

Die Münchner VW-Tochter MAN, bisher eher für die dicken Brummis bekannt und deshalb auch nur vereinzelt bei den rollenden Wohnburgen im XXXL-Format als Basis-Lieferant gefragt, hatte im vergangenen Jahr ihr Geschäftsfeld mit dem TGE, dem Schwestermodell des hoch gelobten VW Crafter, um eine Van-Sparte erweitert. Und bereits zu Jahresbeginn auf der Stuttgarter CMT untermauerten die Bayern mit zwei Kastenwagen-Studien ihren Ehrgeiz, die boomende Reisemobilbranche auch diesseits der großen Luxusliner mit einer neuen Basis beleben zu wollen. Eine Werbemaßnahme, mit der sie offensichtlich bei Knaus-Tabbert offene Türen einrannten.

Die Kernmarke Knaus hatte als erster Hersteller schon vor knapp eineinhalb Jahren den VW Crafter für Reisemobil-Fans zu einem kompakten Kastenwagen ausgebaut, die von Unternehmen ja nur noch CUV (Caravaning Utility Vehicle) genannt werden. Aus der damaligen Saint&Sinner-Studie wurde schließlich der BoxDrive, der nach einer ausverkauften First Edition jetzt individuell konfigurierbar ab 60.000 Euro aufwärts angeboten wird. Er bleibt, wie die Jandelsbrunner ausdrücklich betonen, weiter im Programm, auch wenn jetzt die MAN-Variante an den Start geht.

Weiterführende Gespräche über einen Crafter-Einsatz für teil- oder vollintegrierte Fahrzeuge verliefen aber wohl eher schwerfällig, wie bei der Knaus-Tabbert-Präsentation hinter vorgehaltener Hand durchaus zugegeben wird. Mit der bayrisch-bayrischen Knaus-MAN-Kooperation füge sich aber nun zusammen, was zusammen gehört, erklärt Knaus-Geschäftsführer Gerd Adamietzki. Beide Seiten gingen mit dem nötigen Drive an die Sache und versprechen sich auch in Zukunft noch viel von der Zusammenarbeit.

Da der TGE mit dem Crafter technisch absolut identisch ist und in demselben, neu errichteten Werk in Polen vom Band läuft, verfügt die MAN-Basis ebenfalls über alle automotiven Features des modernen Transporters. Das reicht von einem Pkw-nahen Cockpit mit vielen Ablagen über das Infotainment bis zu einem Plus an Sicherheit durch den serienmäßigen Notbrems- und Berganfahrassistenten. Zudem steht eine ganze Armada weiterer elektronischer Helferlein zur Verfügung, die etwa die Spur halten, das Lenken beim Einparken übernehmen, beim Tempomat auf den Abstand achten, bei Seitenwind unterstützen und vieles mehr. Das kostet allerdings alles extra und kann den Preis ganz schön in die Höhe treiben.

Ein andere aufpreispflichtige Option ist dagegen eher günstig: Auf Wunsch kann der Van TI Plus, der in der Basisversion mit Frontantrieb ausgestattet ist, auch mit Heck- oder Allradantrieb bestellt werden, wobei der Aufpreis von Heck- zu Allradantrieb lediglich 2.390 Euro beträgt. Angeboten wird der Van TI Plus zunächst auf zwei Grundrissen: Wie der Prototyp als knapp sieben Meter langer 650 MEG mit zwei mehr als zwei Meter langen Längs-Einzelbetten im Heck, einem Bad-Toilettenraum mit schwenkbarem Waschbecken sowie großem Utensilien-Schrank, Küche, Slim-Tower-Kühlschrank und ausziehbarer Dinetten-Sitzbank oder als 700 MF, der einen halben Meter länger ist und über ein französisches Doppelbett sowie über eine noch geräumigere L-Sitzgruppe verfügt.

Dass das TGE-Fahrerhaus 26 Zentimeter länger ist als der sonst in der Van-TI-Baureihe verwendete Fiat Ducato, haben die Knaus-Entwickler dank einer effizienten Raumausnutzung hervorragend kaschiert. Für eine 1,30 Meter hohe, geräumige Heckgarage ist ebenfalls noch Platz. Alu-Seitenwände sorgen für gute Isolation und Dämmung. Der Möbelbau macht einen soliden Eindruck. Die Holzoptik ist sicher Geschmackssache. Serienmäßig hat der Teilintegrierte den 103 kW/140 PS starken Zwei-Liter-Diesel an Bord.

Die Kooperation von Knaus und MAN könnte sich auch aus einem anderen Grund zu einem echten Win-Win-Deal entwickeln. Der Münchner Nutzfahrzeug-Spezialist steigert über den Knaus-Vertrieb seine Stückzahlen, und das Jandelsbrunner Unternehmen, das auch im vergangenen Jahr wieder Rekordzahlen bei Umsatz, Zulassungen und Gewinn vermeldet und stärker wächst als der Marktdurchschnitt, profitiert mit einem neuen Service-Konzept von der Zusammenarbeit. Denn sämtliche Wartungsarbeiten nicht nur am Basisfahrzeug, sondern auch an der Inneneinrichtung, sollen von den MAN-Stützpunkten erledigt werden. Und das bedeutet nicht nur ein großes, dichtes Netz an Service-Partnern, sondern im Notfall auch Hilfe rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr.