Enger Vertrauter Putins
„Tiergartenmörder“ ist laut Kreml ein Agent des russischen Geheimdienstes FSB

02.08.2024 | Stand 02.08.2024, 12:48 Uhr |

Auf diesem von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichten Bild begrüßt der russische Präsident Wladimir Putin, Mitte, vom Westen freigelassene russische Gefangene bei ihrer Ankunft im Regierungsterminal des Flughafens Wnukowo. − Foto: Gavriil Grigorov/Kremlin Pool Sputnik via AP/dpa

Bei dem von Deutschland im Zuge des Gefangenenaustauschs freigelassenen Wadim Krassikow handelt es sich nach Angaben des Kreml um einen Agenten des russischen Geheimdienstes FSB.



„Krassikow ist ein Mitglied des FSB“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Krassikow, der 2021 in Berlin wegen Mordes verurteilt und zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, habe einer Eliteeinheit des Geheimdienstes angehört. „Er hat mit mehreren (derzeitigen) Beschäftigten für den Sicherheitsdienst des Präsidenten gearbeitet“, sagte der Kreml-Sprecher weiter.

„Krassikow war die Schlüsselfigur, ein langer Kollege, Freund, Partner von Putin, die kennen sich seit über 30 Jahren, und Putin lag sehr daran, diesen Mann freizubekommen, weil natürlich Krassikow viel mehr weiß, als er in seinen Verhören preisgegeben hat“, kommentierte Kiesewetter im SWR den Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen, bei dem Deutschland eine entscheidende Rolle gespielt hatte.

Enger Vertrauter Putins



Krasikow sei ein enger Vertrauter Putins. Er sei jetzt „belohnt worden für sein Schweigen“, glaubt der Unionspolitiker. Kiesewetter ist stellvertretender Vorsitzender des für die Kontrolle der Nachrichtendienste zuständigen Gremiums des Bundestages.

Am Donnerstag waren insgesamt zehn Personen nach Russland geflogen worden. 13 ehemalige Gefangene wurden nach Deutschland und drei in die USA gebracht. Bei den deutschen Staatsbürgern, die frei kamen, handelt es sich um Rico K., der in Belarus zum Tode verurteilt worden war, sowie um vier Männer, die in Russland festgehalten worden waren – Patrick S., der 19-jährige Deutsch-Russe Kevin L. und der Politologe Demuri W., sowie der wegen Landesverrats angeklagte Aktivist German M.

Auch aus Sicht der Bundesregierung war die Entscheidung über das vorzeitige Ende der Haft für den „Tiergartenmörder“ ein besonders schwieriges Element des Gefangenenaustausches. Das Berliner Kammergericht hatte den Mann 2021 wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, von denen er nun lediglich knapp fünf Jahre absitzen musste. Zudem stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest, was normalerweise eine Haftentlassung nach 15 Jahren nahezu ausschließt. Laut Urteil hat der Russe am 23. August 2019 in Berlin im Auftrag staatlicher russischer Stellen einen Georgier tschetschenischer Abstammung heimtückisch erschossen, der in Deutschland Schutz gesucht hatte. Der türkische Geheimdienst MIT hatte die Übergabe der Gefangenen in Ankara organisiert. Er bezeichnete Krassikow als Oberst des russischen Geheimdienstes FSB.

Bundesregierung im Dilemma



Kiesewetter räumte ein, die Bundesregierung habe sich bei ihrer Entscheidung in einem Dilemma befunden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte mit Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) schon vor einigen Wochen über den geplanten Austausch gesprochen.

Zu einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Gefangenenaustausch und Gesprächen über den Ukraine-Konflikt sagte Peskow, es gehe dabei um „vollkommen unterschiedliche Grundsätze“. Mit Blick auf die Ukraine gehe es um „komplexere internationale Probleme“ und um „Grundsätze der nationalen Sicherheit“.

− afp/dpa

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