Arm im Rentenalter?
So viele Senioren wie noch nie beziehen Grundsicherung – Was steckt dahinter?

04.07.2024 | Stand 09.07.2024, 6:13 Uhr |

Im ersten Quartal 2024 bezogen 719.330 Senioren im Rentenalter die sogenannte Grundsicherung im Alter – so viele wie noch nie zuvor. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. − Symbolbild: dpa

Immer mehr Senioren in Deutschland sind auf Sozialhilfe angewiesen – oft zusätzlich zur Rente. Anfang des Jahres seien es so viele gewesen, wie noch nie zuvor. Woran liegt es? Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wittert ein „Armutszeugnis für die Ampel“, die Rentenversicherung verweist auf Sondereffekte.



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Im ersten Quartal 2024 bezogen 719.330 Senioren im Rentenalter die sogenannte Grundsicherung im Alter. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts auf Anfrage der BSW-Gruppe im Bundestag hervor, die der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vorliegen. Der Übersicht zufolge ist das ein Höchstwert und ein Anstieg um knapp 35.000 im Vergleich zum März 2023. Seit 2015 gab es einen Anstieg um rund 40 Prozent (511.915).



BSW-Chefin Sahra Wagenknecht sagte der dem Blatt: „Das Allzeithoch bei der Altersarmut ist das nächste Armutszeugnis für die Ampel.“ Die Entwicklung zeige, „dass das deutsche Rentensystem viele alte Menschen zu entwürdigender Armut verdammt“.

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Rentenversicherung sieht höhere Freibeträge wegen Grundrente als Ursache



Eine Sprecherin der Deutschen Rentenversicherung erläuterte dagegen bereits Anfang März, dass der Zuwachs der Altersrentnerinnen und -rentner mit Grundsicherung hauptsächlich auf die Auswirkungen einer Freibetragsregelung zurückzuführen sei. Diese war mit der Anfang 2021 gestarteten Grundrente eingeführt worden. Das Ziel war, dass Menschen mit besonders geringem Lohn Altersbezüge über der Grundsicherung erhalten.

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Das betrifft Menschen, die mindestens 33 Jahre lang entweder Beiträge für Beschäftigung geleistet oder aber für Erziehung oder Pflege bekommen haben – und besonders wenig verdient haben. Sie können seit Januar 2021 einen zusätzlichen Freibetrag bei der Beantragung der Grundsicherung im Alter geltend machen.

Dieser wird jährlich angepasst. Demnach seien im Jahr 2021 noch 223 Euro der Rente bei der Grundsicherung anrechnungsfrei geblieben, 2023 waren es 251 Euro.

− dpa/che

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