Petersplatz in Rom
„Santo subito“: Diskussion über Heiligsprechung von Benedikt XVI.

05.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:05 Uhr

Die Bilder vom Petersplatz zeigten bei der Totenmesse für den Papst-Emeritus Benedikt XVI. (2005-2013) ein großes Banner mit der Aufschrift „Santo subito!“ – heilig sofort. −Foto: Alberto PIZZOLI / AFP

Die Bilder vom Petersplatz zeigten bei der Totenmesse für den Papst-Emeritus Benedikt XVI. (2005-2013) ein großes Banner mit der Aufschrift „Santo subito!“ – heilig sofort. Gleich mehrere Kardinäle gingen sogar noch einen Schritt weiter: Der Theologe Benedikt XVI./Joseph Ratzinger stehe auf einer Stufe mit den bislang erst 37 sogenannten – heiligen – Kirchenlehrern.



Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, hält jedoch eine Diskussion über eine Heiligsprechung des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. für verfrüht. „Ich finde nicht, dass jetzt der Zeitpunkt ist“, sagte der Bischof von Limburg am Donnerstag in Rom.

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Es sei üblich, erst nach einigen Jahren anzufangen, zu ergründen, „ob jemand zur Seligkeit der Kirche berufen“ sei. Dass der 2005 gestorbene Johannes Paul II. schnell selig- und 2014 auch im Rekordtempo heiliggesprochen wurde, sei „ein ungewöhnlicher, außergewöhnlicher Akt“ gewesen. „Das kann man nicht wiederholen in dieser Weise.“

Nach der Totenmesse für Johannes Paul II., die Ratzinger damals als Kardinaldekan leitete, hatten zahlreiche Gläubige auf dem Petersplatz „Santo subito“-Sprechchöre angestimmt. Auch nach dem Requiem für Benedikt XVI. gab es solche Rufe.

Eine feierliche Erklärung



Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus, dessen Grundzüge auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Dabei muss nachgewiesen werden, dass auf Fürsprache des Gestorbenen ein wissenschaftlich unerklärliches Wunder geschehen ist. Bei Märtyrern, die wegen „Hass auf den Glauben“ ermordet wurden, wird auf einen gesonderten Nachweis eines nach dem Tod gewirkten Wunders verzichtet. Dem Papst steht es auch frei, Persönlichkeiten unter bestimmten Voraussetzungen ohne Nachweis eines Wunders heiligzusprechen. Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr wird nur eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen.
Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahr 993. Das offizielle Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche von 2004 („Martyrologium romanum“) nennt mehr als 6650 namentlich bekannte Selige und Heilige sowie 7400 bei Christenverfolgungen getötete Märtyrer.

− kna/dpa