Der Chefarzt der forensischen Psychiatrie am Bezirksklinikum Mainkofen (Lkr. Deggendorf), Dr. Johannes Schwerdtner, ist vorerst bis Jahresende vom Dienst freigestellt worden. Das teilte der Bezirk Niederbayern als Träger der Einrichtung am Montag mit. Dies sei die weitere und vom Bezirk angeregte Konsequenz aus der Flucht eines wegen Totschlags verurteilten Insassen Anfang August, der sich im Rahmen einer Lockerungsmaßnahme einen Kinderfilm im Plattlinger Kino anschauen durfte. Unter dem Vorwand, zur Toilette zu müssen, entkam er seinen vier Begleiterinnen. Acht Stunden später wurde der Somalier, der einen Obdachlosen in Regen mit 111 Messerstichen getötet und enthauptet hatte, von der Polizei wieder gefasst.
Das Bezirksklinikum Mainkofen räumte daraufhin Fehler ein und machte allerdings erst am Freitag weitere Details zum umstrittenen Kinobesuch des Totschlägers öffentlich. Denn auch ein Pädophiler, der wegen Straftaten in diesem Kontext im Maßregelvollzug untergebracht ist, hatte an dem Sommerferien-Nachmittag Ausgang ins Kinderkino; ebenso ein Patient mit einer „hirnorganischen Persönlichkeitsstörung“, der wegen räuberischer Erpressung verurteilt wurde. Die drei Straftäter wurden von drei weiblichen psychiatrischen Fachkräften sowie einer Praktikantin begleitet. „Leider kam es bei der Planung und Durchführung der Maßnahme zu Fehlern“, erklärte das Bezirksklinikum am Freitag. Die Hauptverantwortliche sei bereits innerhalb der Forensik strafversetzt worden.
Der nun vom Dienst freigestellte Chefarzt Schwerdtner leitet seit November 2010 die forensische Abteilung in Mainkofen, deren Führung vorläufig der Ärztliche Direktor des Bezirksklinikums, Prof. Dr. Johannes Hamann, übernimmt.
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