Im Herbst will die Union über ihren Kanzlerkandidaten entscheiden. Am Sonntag standen CSU-Chef Söder und CDU-Chef Merz in den Sommer-Interviews von ARD und ZDF Rede und Antwort.
Eine Umfrage zeigt, dass die Bürger offenbar Markus Söder favorisieren. CSU-Chef Markus Söder liegt in einer Umfrage zur Kanzlerfrage vor CDU-Chef Friedrich Merz. Laut einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Bild“ würden Merz 31 Prozent direkt zum Bundeskanzler wählen. Söder auf 37 Prozent. Beide Politiker standen am Sonntag in den Sommer-Interviews von ARD und ZDF Rede und Antwort.
Die Union kann nach Ansicht von CSU-Chef Markus Söder bei der nächsten Bundestagswahl auf viele Wechselwähler von der AfD hoffen. „In dem Moment, wo ein denkbarer Bundestagswahlkampf stattfinden wird und auch ein Wechsel in einer Regierung denkbar ist, wird die Union noch mal deutlich zulegen können“, sagte der bayerische Ministerpräsident im Sommerinterview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ in Inning am Ammersee.
Söder fordert klare Konzepte in der Migrationspolitik
Konkret nannte Söder frustrierte Wähler, die aus Protest über die Politik der amtierenden Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP zur AfD gewechselt seien, aber nicht die grundsätzlichen Ziele der Partei unterstützten. „Und in dem Moment, wo ein Regierungswechsel anstehen kann, glaube ich, wird ein Großteil auch bindefähig sein, insbesondere wenn man die Konzepte dafür macht.“
Es sei daher seine „dringende Empfehlung“ für die Union, klare Konzepte in der Migrationspolitik und in der Wirtschaftspolitik zu erarbeiten. „Das werden wir auch so tun“, sagte er. „Dann denke ich, werden wir am Ende auch Deutschland gut in die Zukunft führen können.“ Markus Söder äußerte sich auch deutlich zu den Plänen des Bundesinnenministeriums, die zur EM verschärften Grenzkontrollen auslaufen zu lassen. Ein Auslaufen dieser Kontrollen wäre „ein Rückfall und auch ein Bruch des Versprechens des Bundeskanzlers, den Schutz Deutschlands voranzubringen“.
Merz verteidigt Mitflug in Eurofighter-Kampfjet
CDU-Chef Friedrich Merz hat im ARD-Sommerinterview einen Mitflug in einem Eurofighter-Kampfjet gegen Kritik verteidigt. Merz sagte „Ich bin eingeladen worden von der Luftwaffe, so wie viele andere vorher auch.“ Er sei stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss und habe eine Einladung der Bundeswehr angenommen. „Ich werde auch Einladungen zur Marine und zum Heer annehmen.“ Diese seien in der konkreten Planung. „Ich wollte mich wirklich von der Einsatzfähigkeit, in diesem Falle der Luftwaffe, überzeugen - über der Ostsee, und das ist eine der neuralgischen, empfindlichsten Stellen im Augenblick im Konflikt mit Russland. Und das war genau richtig.“
Merz forderte zudem angesichts der Probleme bei der Deutschen Bahn Konsequenzen. Merz sagte im ARD-Sommerinterview: „Die Bahn muss ihr Angebot reduzieren, damit das reduzierte Angebot wieder zuverlässig erbracht werden kann. Die Bahn wird überfordert und überfordert sich im Augenblick selbst. Und das geht nicht.“ Am Zustand der Bahn hatte es auch während der Fußball-EM heftige Kritik gegeben wegen ausgefallener und verspäteter Züge. Aus Sicht von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich die Bahn zu viel zugemutet.
Das Netz müsse in der Hand des Staates bleiben
Merz sagte, die Bundestagsfraktion der Union habe ein neues Konzept aufgeschrieben für die Zukunft der Bahn. Netz und Betrieb müssten voneinander getrennt werden. Das Netz müsse in der Hand des Staates bleiben, der Betrieb auf dem Netz könne im Wettbewerb stattfinden. „Und vor allen Dingen müssen wir in der gegenwärtigen Situation aufhören, der Bahn immer zusätzliche Aufgaben, zusätzliche Verbindungen, zusätzliche Angebote aufzuerlegen. Das sind ja überwiegend dann auch politische Entscheidungen“, sagte Merz.
Merz wurde im ARD-Format „Frag selbst“ auch nach der Kanzlerkandidatur gefragt – konkret, ob er CSU-Chef Markus Söder als Kanzlerkandidaten unterstütze, weil seine Umfragewerte schlecht seien. „In aller Bescheidenheit erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass ich unter den Top fünf in Deutschland bei den Umfragen liege“, antwortete Merz. Die Frage der Kanzlerkandidatur werde nicht nur nach Umfragen entschieden. Auf die Frage, was Kriterien seien, sagte Merz: „Die persönlichen Fähigkeiten, auch die Lebenserfahrung, die Führungserfahrung und ein Bild von Deutschland.“
− dpa
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