Nach vernichtendem Gutachten
Lehrer fordern mehr Deutschunterricht statt Fremdsprachen

09.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:12 Uhr

Deutsche Lehrerverbände begrüßen das alarmierende Grundschulgutachten. −Foto: dpa

Lehrerverbände haben die Ergebnisse des Gutachtens der „Ständigen Wissenschaftlichen Kommission“ (SWK) begrüßt und fordern einen Ausbau des Deutsch-Unterrichts. Demnach sind die Mathe- und Deutschkompetenzen vieler Grundschüler nämlich erschreckend schlecht.



Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: „Das ist genau der Klartext, den wir in den bisherigen oft windelweichen Stellungnahmen der Kultusministerkonferenz vermisst haben. Die wichtigste Botschaft ist der Appell, sich an der Grundschule wieder mehr auf die Stärkung der basalen zivilisatorischen Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen zu konzentrieren. In erfreulicher Offenheit wird das auch mit der Forderung nach Aufstockung der Stundenanteile dieser Kompetenzbereiche verbunden.“

Bundesländer sollen Stundenpläne überarbeiten

Die Bundesländer müssten nun gegensteuern und die Ausdünnung der Stundenpläne an der Grundschule zurücknehmen. „Auch wird man überprüfen müssen, ob das Frühfremdsprachenlernen an Grundschulen und die Bemühungen, Programmieren an der Grundschule zu verankern, nicht kontraproduktiv waren und zurückgefahren werden müssen“, so Meidinger. Laut dem Verbandspräsidenten würden in Deutschland „viel zu viele Kinder eingeschult werden, die nicht dem Unterricht folgen können. Da geht es um eine umfassende Frühdiagnostik, was insbesondere den Sprachstand angeht, der alle Kinder erfassen muss.“

Auch die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, fordert eine Abkehr vom Fremdsprachenunterricht in der Grundschule zugunsten einer Ausweitung der Stundentafel in Deutsch. Sie sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: „Mehr Deutsch und mehr Mathematik sind notwendig. Es ist deshalb klar, dass der frühe Fremdsprachenunterricht besser und konsequent lehrplanorientiert in die Anfangsklassen der weiterführenden Schulen gehört und dorthin wieder verschoben werden muss.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass z.B. für ein wenig Englisch Grundkompetenzen im Deutschen auf der Strecke blieben. Mindestens eine Stunde mehr Deutsch in der Grundschule muss drin sein.“

Eltern stärker einbeziehen



Lin-Klitzing fordert, die Eltern stärker einzubeziehen. Zuhause müsse Deutsch gesprochen werden. „Die Schule ist auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Es hilft den Kindern, wenn zuhause Deutsch gesprochen wird. Gemeinsames Lesen und Vorlesen, die Anwendung dieser klassischen Kulturtechnik, verhilft den Kindern zu mehr Bildungserfolg und würde der Gesellschaft notwendige Kompensationsbemühungen und das dafür nötige Geld ersparen.“