Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

28.09.2023 | Stand 29.09.2023, 5:23 Uhr |

Kostjantyniwka - Eine Anwohnerin steht vor ihrem Haus in Kostjantyniwka in der Region Donezk, das durch einen Raketenangriff beschädigt wurde. - Foto: Alex Babenko/AP/dpa

Nato-Generalsekretär Stoltenberg kommt zum zweiten Mal seit dem russischen Angriff. Auch die Verteidigungsminister Großbritanniens und Frankreichs reisen in die Hauptstadt des angegriffenen Landes.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat bei einem unangekündigten Besuch in Kiew den ukrainischen Truppen allmähliche Geländegewinne im Kampf gegen die russischen Invasoren bescheinigt.

«Ihre Truppen kommen voran. Unter schweren Kämpfen. Aber sie machen nach und nach Boden gut», sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. «Jeder Meter, den die ukrainischen Streitkräfte zurückgewinnen, bedeutet einen Meter, den Russland verliert.»

Auch der neue britische Verteidigungsminister Grant Shapps betonte bei seinem Antrittsbesuch bei Selenskyj, die Ukraine befreie ihre besetzten Gebiete und Großbritannien werde dabei weiter helfen. Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu reiste ebenfalls an und wurde von Vertretern der Rüstungsindustrie seines Landes begleitet.

Selenskyj: Nato-Beitritt nur noch eine Frage der Zeit

Der ukrainische Präsident bezeichnete sein Land als «De-facto-Verbündeten» der Nato. Eine Aufnahme in das nordatlantische Verteidigungsbündnis sei nur noch eine Frage der Zeit, sagte er. Bei der Pressekonferenz mit Stoltenberg kündigte er ein neues gemeinsames Dokument an, in dem die praktischen Schritte des Landes für die Erfüllung von Nato-Standards festgehalten werden sollen.

Selenskyj bedankte sich für die anhaltende Unterstützung der Nato-Partner, betonte jedoch zugleich den Bedarf an weiterer Hilfe in Bereichen der Cybersicherheit und Luftverteidigung. Dies sei vor allem mit Blick auf mögliche neue russische Luftschläge gegen die Energieinfrastruktur des Landes im kommenden Winter nötig.

Shapps: Weitere Hilfe gegen «Putins illegale Invasion»

Der neue britische Verteidigungsminister Grant Shapps sagte der Ukraine weitere Unterstützung zu. «Wir werden unermüdlich daran arbeiten, unsere Partner zusammenzubringen, um der Ukraine dabei zu helfen, Putins illegale Invasion niederzuschlagen», schrieb Shapps auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X. Er sei in Kiew, um zu erfahren, was für den Sieg noch notwendig sei.

Lecornu will «innovative» Lösungen für Waffenlieferungen

Frankreichs Verteidigungsminister Lecornu wollte seinen ukrainischen Kollegen Rustem Umjerow in Kiew treffen. Neben Parlamentariern begleiteten ihn auch rund 20 Vertreter französischer Unternehmen mit Bezug etwa zu Drohnen, Munition, Geschützen und künstlicher Intelligenz, wie der Minister sagte. Er sei gekommen, um der ukrainischen Armee innovative Lösungen vorzuschlagen. Man wolle nach und nach weg von der Weitergabe und hin zu Direktkäufen kommen - auch mit französischer Subventionierung.

Raketensprengkopf in See in Moldau vermutet

Die Sicherheitskräfte der Republik Moldau haben wegen Raketentrümmern einen etwa 40 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernten See abgesperrt. Es bestehe der Verdacht, dass sich der Sprengkopf der abgestürzten Rakete auf dem Grund des Sees befinde, schrieb das moldauische Innenministerium auf Facebook. Der Hîrbovăţ-See liegt nur wenige Kilometer westlich von der von Moldau abtrünnigen Separatistenregion Transnistrien. Sobald der Sprengkopf geborgen ist, sollen Spezialisten Typ und Herkunft des Geschosses klären.

Im Laufe des russischen Angriffskrieges stürzten in den vergangenen Monaten bereits mehrmals Raketen- und Drohnenteile in Nachbarländern der Ukraine ab. Im November 2022 etwa wurden zwei Menschen in Polen durch Trümmer getötet, die bisherigen Erkenntnissen zufolge von einer ukrainischen Flugabwehrrakete stammten. In den vergangenen Wochen wurden zudem mehrfach Teile russischer Kamikaze-Drohnen im rumänischen Grenzgebiet entdeckt.

Deutschland kauft Arrow 3 von Israel

Die Verteidigungsminister beider Länder, Boris Pistorius (SPD) und Joav Galant, unterzeichneten in Berlin eine Absichtserklärung über den Kauf des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3. Der Kauf ist eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Mit Arrow 3 will sich Deutschland gegen mögliche Angriffe mit Mittelstreckenraketen schützen - und die Nato-Verbündeten gleich mit. Der «Pfeil» kann feindliche Flugkörper in über 100 Kilometer Höhe und damit außerhalb der Atmosphäre im beginnenden Weltraum durch einen direkten Treffer zerstören.

Mindestens ein Toter bei russischem Angriff auf Cherson

In der ukrainischen Stadt Cherson sei ein 41 Jahre alter Mann getötet worden, teilte Militärgouverneur Olexander Prokudin am Mittwochabend auf Telegram mit. Ein weiterer Mann sei verletzt worden. Auch unweit der Stadt Beryslaw habe es Luftangriffe der russischen Armee gegeben, hieß es. «In diesen Tagen bombardiert Russland Cherson, Beryslaw und Dörfer im Chersoner Gebiet mit besonderer Brutalität», sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache. «Das ist bewusster Terror der Besatzer.»

© dpa-infocom, dpa:230928-99-361037/5

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