Das Bürgergeld ist umstritten – und viele vertreten die Ansicht, dass sich Arbeiten dadurch nicht mehr lohnt. Aber wie käme ich selbst mit 502 Euro im Monat aus? Internetnutzer können das im neuen Online-Planspiel „Bürgergeld-Bingo“ der Diakonie simulieren.
Einen Link zum Bürgergeld-Bingo finden Sie am Ende des Artikels
Das Spiel wolle „Fakten statt Fake über Armut“ vermitteln, erklärte die Diakonie am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Spiels „Bürgergeld-Bingo“. Spielerinnen und Spieler müssen dabei ihre Ausgaben für Ernährung, Kleidung, Wohnen, Gesundheit, Mobilität und andere Lebensbereiche so einschränken, dass sie im Rahmen des aktuellen Regelsatzes des Bürgergeldes bleiben.
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Das Bürgergeld ersetzt seit Jahresbeginn die bisherige Grundsicherung für Arbeitssuchende im Arbeitslosengeld II und dem Sozialgeld (früher „Hartz IV“).
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Entwickler glaubt: Viele Nutzer werden mit dem Geld im Bürgergeld-Planspiel nicht auskommen
Mit dem Spiel solle gezeigt werden, dass Bürgergeld-Beziehende nicht eine anonyme Gruppe seien, sondern konkrete Menschen, die als Erwerbslose, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche täglich mit den eingeschränkten Möglichkeiten kämpften, hieß es. Wer versuche, mit 502 Euro im Monat die nötigsten Ausgaben zu bestreiten, werde merken, wie schnell sie oder er ins Minus gerate, betonte Philip Büttner vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Bayern, der das Spiel konzipiert hat.
„Wer sich gesund ernähren, die Stromrechnung bezahlen und ein Minimum an Mobilität und sozialer Teilhabe genießen will, kommt mit dem Geld nicht aus.“
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Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide sieht in dem Spiel auch einen Beitrag gegen Vorurteile. „Wir erleben täglich, wie von Armut betroffene Menschen zur politischen und medialen Zielscheibe werden“, erklärte sie. Entgegen dem Bild von der sozialen Hängematte sei das Leben mit weniger als dem Existenzminimum in Wirklichkeit ein belastender Zustand. „Das wollen wir ganz konkret erfahrbar machen.“
„Weniger Populismus, weniger Patentrezepte, weniger Fake News“
Das Spiel habe mit einem Perspektivwechsel zum Ziel, „weniger Populismus, weniger Patentrezepte, weniger Fake News; dafür mehr Faktenwissen und Empathie“ zu erreichen, erläuterte die Diakonie in der Beschreibung des Spiels weiter. Damit solle praktisch anschaulich werden, was in theoretischen Erklärungen zum Bürgergeld nur schwerer nachvollziehbar sei.
Das Spiel wurde gemeinsam von der Diakonie, dem Armutsnetzwerk als Selbstorganisation von Menschen mit Armutserfahrung, dem Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt sowie dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Bayern entwickelt und kann kostenlos unter www.buergergeld-bingo.de ausprobiert werden.
− kna/che
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