Klimaaktivistin
Thunbergs letzter «Schulstreik fürs Klima»

09.06.2023 | Stand 10.06.2023, 7:15 Uhr

Greta Thunberg - «Als ich 2018 angefangen habe, zu streiken, hätte ich nie damit gerechnet, dass das zu irgendetwas führen würde»: Greta Thunberg. - Foto: Steffen Trumpf/dpa

Greta Thunberg macht ihren Schulabschluss. Das hat auch Auswirkungen auf ihren berühmt gewordenen «Schulstreik fürs Klima». Schluss mit dem freitäglichen Protestieren ist damit aber nicht - im Gegenteil.

Mit einem großen, weißen Protestschild mit der Aufschrift «Skolstrejk för klimatet» hat alles angefangen, nun ist mit dem «Schulstreik fürs Klima» nach fast fünf Jahren Schluss: Klimaaktivistin Greta Thunberg beendet die Schule und damit auch ihre Zeit als berühmteste Schulschwänzerin der Welt. «Heute mache ich meinen Schulabschluss, was bedeutet, dass ich nicht mehr länger einen Schulstreik für das Klima machen kann», schrieb die junge Schwedin auf Twitter. «Das ist dann der letzte Schulstreik für mich.»

Dazu stellte sie ein Gruppenbild von ihrem regelmäßigen Protest vor dem schwedischen Reichstag sowie einem weiteren von sich mit der typischen Mütze skandinavischer Gymnasialabsolventen - und natürlich mit dem Protestschild mit der berühmten Aufschrift. Schluss mit dem freitäglichen Klimaprotest ist damit aber nicht.

Thunberg hatte sich im August 2018 im Alter von erst 15 Jahren alleine vor das schwedische Parlament in Stockholm gesetzt, um gegen die aus ihrer Sicht völlig unzureichende Klimapolitik ihres Landes zu protestieren. Damit traf die heute 20-Jährige einen Nerv vor allem bei jüngeren Menschen: Thunberg brachte Schülerinnen und Schüler in aller Welt dazu, meist freitags statt zur Schule lieber zum Klimaprotest auf die Straße zu gehen. «Danke, dass du mich dazu inspiriert hast, mit dem Streiken für das Klima zu beginnen», schrieb die führende Klimaaktivistin Vanessa Nakate aus Uganda auf Twitter.

Aus Thunbergs einsamen Protest entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit die internationale Klimaschutzbewegung Fridays for Future, unter deren Führung fortan unzählige Menschen in Dutzenden Ländern für mehr Klimaschutz protestierten. Die Botschaften der Bewegung blieben dabei im Kern stets dieselben: Die Welt müsse auf die Erkenntnisse der Wissenschaft hören, aus fossilen Brennträgern wie Kohle, Öl und Gas aussteigen und endlich anfangen, die Klimakrise wie eine wirkliche Krise zu behandeln.

Auch Merkel getroffen

Thunberg selbst wurde mit ihrem Protest und ihren eindringlichen Worten weltbekannt. Sie reiste per Segeljacht zu einem Klimagipfel in New York, traf Persönlichkeiten wie den früheren US-Präsidenten Barack Obama und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio. Zusammen mit ihrer deutschen Mitstreiterin Luisa Neubauer und zwei belgischen Aktivistinnen traf sie sich im Sommer 2020 im Kanzleramt in Berlin auch mit Angela Merkel, um von der damaligen Bundeskanzlerin mehr Mut und Einsatz beim Klimaschutz einzufordern.

«Als ich 2018 angefangen habe, zu streiken, hätte ich nie damit gerechnet, dass das zu irgendetwas führen würde», erklärte Thunberg nun. Auf einmal sei aus ihrem Protest eine globale, täglich wachsende Bewegung geworden. 2019 seien Millionen Kinder und Jugendliche in über 180 Ländern statt zur Schule zu Demonstrationen gegangen. Dann habe man in der Corona-Pandemie neue Protestformen finden müssen, sei im Laufe der Zeit aber zurück auf die Straßen gegangen.

«Vieles hat sich verändert, seit wir angefangen haben, und trotzdem müssen wir noch viel weitergehen», schrieb Thunberg. Die Welt bewege sich noch immer in die falsche Richtung, wo es den Menschen an der Macht erlaubt werde, an den Rand gedrängte und von der Klimakrise betroffene Menschen und den Planeten im Namen von Gier, Profit und Wirtschaftswachstum zu opfern. Dadurch nähere man sich möglichen ökologischen und klimatischen Kipppunkten außerhalb menschlicher Kontrolle.

Freitags wird weiter protestiert

Mit dem Gymnasialabschluss kann Thunberg nun ein Studium beginnen - die genauen Pläne der jungen Schwedin sind öffentlich aber noch nicht bekannt. Mit ihrem «Schulstreik fürs Klima» ist nun jedenfalls nach 251 Wochen Schluss - mit dem Protestieren an sich aber nicht: Sie werde weiterhin freitags protestieren, es sei nur eben kein eigentlicher «Schulstreik» mehr, twitterte sie. «Wir haben einfach keine andere Wahl, als alles zu tun, was wir nur können. Der Kampf hat gerade erst begonnen.» Am 15. September plant Fridays for Future den nächsten globalen Klimastreik - dann sicherlich wieder mit Greta Thunberg unter den Abertausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

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