„Schwierige Lage“ in Ukraine
Angst vor Eskalation durch Panzer: Darüber telefonierte Scholz mit Putin

05.02.2023 | Stand 05.02.2023, 13:33 Uhr

Nach Diskussionen um eine mögliche Eskalation des Ukraine-Kriegs durch die Panzer-Lieferungen hat sich Bundeskanzler Scholz (SPD) verteidigt und von Telefonaten mit Russlands Präsident Putin berichtet. −Foto: ---Kay Nietfeld/dpa/AP/sputnik/dpa

Nach Diskussionen um eine mögliche Eskalation des Ukraine-Kriegs durch die Panzer-Lieferungen hat sich Bundeskanzler Scholz (SPD) verteidigt und von Telefonaten mit Russlands Präsident Putin berichtet. Währenddessen räumt die Ukraine eine „schwierige Lage“ an der Front ein.



Der „Bild am Sonntag“ sagte Scholz: „Jede Waffenlieferung haben wir sorgfältig abgewogen, eng mit unseren Verbündeten koordiniert, allen voran mit Amerika. Dieses gemeinsame Vorgehen verhindert eine Eskalation des Krieges.“ In Telefonaten mache er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „sehr deutlich“, dass Russland die alleinige Verantwortung für den Krieg habe. Putin habe dabei weder ihm - Scholz - noch Deutschland gedroht.

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Putin sucht Parallelen zum Zweiten Weltkrieg



Die Bundesregierung hatte der Ukraine Leopard-2-Panzer aus Bundeswehrbeständen zugesagt. Auch andere Länder wie die USA hatten angekündigt, Kampfpanzer an Kiew zu liefern. Scholz war wegen des Zögerns in der Kampfpanzer-Frage stark in Kritik geraten.

Putin hatte Deutschland vorgeworfen, sich in einen Krieg mit Russland hineinziehen zu lassen. „Es ist unfassbar, aber eine Tatsache: Wir werden erneut mit dem deutschen Panzer Leopard bedroht“, sagte er am Donnerstag. Wie im Zweiten Weltkrieg werde wieder auf dem Boden der Ukraine mit deutschen Waffen gegen Russland gekämpft. Anders als von Putin dargestellt gab es damals aber keine Leopard-Panzer.

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Konsens über Einsatzort der Waffen



Befragt zu Putins Äußerungen sagte Scholz: „Seine Worte stehen in einer Reihe abstruser historischer Vergleiche, die er nutzt, um seinen Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen. Dieser Krieg ist aber durch nichts zu rechtfertigen. Russland führt einen erbarmungslosen Krieg gegen die Ukraine.“ Auf die Frage, ob es eine Absprache mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gebe, dass die Waffen aus dem Westen nur auf ukrainischem Territorium eingesetzt würden und Russland damit nicht auf seinem Gebiet angegriffen werde, sagte Scholz: „Darüber besteht Konsens.“

Ukrainische Truppen um Haltung der Front bemüht



Währenddessen wird die Lage an der Front in der Ukraine nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj „schwieriger“. „In den 346 Tagen dieses Krieges habe ich oft gesagt, dass die Lage an der Front schwierig ist und dass sie immer schwieriger wird“, sagte der ukrainische Präsident am Samstag in seiner täglichen Videoansprache.

„Jetzt sind wir wieder an einem solchen Punkt. Einem Punkt, an dem die Besatzer zunehmend ihre Kräfte mobilisieren, um unsere Verteidigung zu durchbrechen“, fügte Selenskyj hinzu. Die Lage in „Bachmut, Wuhledar, Lyman und anderen Regionen“ sei schwierig.

Laut der Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar konnte die Ukraine einen Angriff auf Bachmut erfolgreich abwehren: „In dieser Woche haben die russischen Besatzungstruppen alle Anstrengungen unternommen, um unsere Verteidigung zu durchbrechen und Bachmut einzukesseln.“ Aber dank der „Widerstandsfähigkeit unserer Soldaten“ sei ihnen dies nicht gelungen, fügte sie hinzu.

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„Massiver“ Artilleriebeschuss



Zuvor hatte das ukrainische Verteidigungsministerium erklärt, Russland konzentriere „seine Hauptanstrengungen auf die Durchführung von Offensivoperationen in die Richtungen Kupjansk, Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Nowopawliwka“ in der Ostukraine. In Awdijiwka an der Frontlinie in der Region Donezk gab es nach ukrainischen Behördenangaben am Samstagmorgen „massiven“ Artilleriebeschuss. In der Nacht hatten demnach bereits Raketen die Stadt Kramatorsk getroffen.

In der Provinz Saporischschja im Süden des Landes seien Granaten in 26 Orten auf „zivile Infrastruktur“ niedergegangen, hieß es weiter.

− dpa/afp/lha