Waffenlieferung angekündigt
Ministerin Lambrecht muss in Regensburgs Partnerstadt Odessa in Schutzbunker

01.10.2022 | Stand 01.10.2022, 21:10 Uhr

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD, Mitte) besichtigt mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow (2.v.r) im Getreidehafen von Odessa einen ursprünglich aus Deutschland stammenden Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard. −Foto: Jörg Blank/dpa

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat bei ihrem ersten Besuch in der Ukraine seit Kriegsbeginn angekündigt, der Ukraine rasch das Flugabwehrsystem Iris-T zu liefern. Vor Ort in Odessa musste sie wegen eines Luftalarms zeitweise in einem Bunker Schutz suchen.



Der Alarm in der Hafenstadt Odessa dauerte am Samstagnachmittag etwa 45 Minuten. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte, die Russen hätten eine Kalibr-Rakete abgeschossen, höchstwahrscheinlich von einem Schiff aus. Im Bunker warb er für die Lieferung von Anti-Schiffs-Raketen.

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Die SPD-Politikerin sagte, die Situation mache deutlich, wie wichtig die rasche Lieferung einer ersten versprochenen Einheit des bodengestützten Luftabwehrsystems Iris-T SLM sei. Lambrecht sprach von einer Lieferung in ein paar Tagen und lobte die ukrainische Mannschaft des Systems, die sie bei der Ausbildung in Deutschland getroffen habe. „Die Ukraine erlebt zurzeit unfassbar viele Luftangriffe, und deswegen ist es so wichtig, dass wir in Bezug auf Luftverteidigung noch mehr unterstützen“, sagte Lambrecht. „Sie kann sich da auf uns verlassen.“

Flugabwehrsystem Iris-T wird rasch geliefert

Lambrecht sagte der Ukraine bei ihrem Besuch die rasche Lieferung einer ersten Einheit des bodengestützten Luftabwehrsystems Iris-T SLM zu. Das System solle in wenigen Tagen für den Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland eintreffen, kündigte die SPD-Politikerin am Samstag bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa an.

Deutschland will der Ukraine zunächst vier der jeweils 140 Millionen Euro teuren Systeme des Typs Iris-T SLM zur Verfügung stellen, die Finanzierung von drei Weiteren ist gesichert. Ein System besteht aus vier Fahrzeugen - einem Feuerleitgerät und drei Raketenwerfern. Es soll eine mittlere Großstadt vor Angriffen aus der Luft schützen können.

Das Luftabwehrsystem ermöglicht dem deutschen Hersteller Diehl Defence zufolge Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) zufolge ist es das modernste Flugabwehrsystem, über das die Bundesrepublik verfügt. Die Bundeswehr selbst nutzt das System noch nicht.

Der zunächst als Bewaffnung für Kampfflugzeuge wie den Eurofighter entwickelte Luft-Luft-Lenkflugkörper Iris-T kann mit einer Abschussanlage auch vom Boden aus zum Einsatz kommen. Diehl produziert zudem die Boden-Luft-Variante Iris-T SL, die über einen stärkeren Antrieb verfügt und dem Hersteller zufolge Ziele in bis zu 40 Kilometern Entfernung treffen kann. Die Raketen werden senkrecht gestartet und können so in alle Richtungen abgefeuert werden.

Aktuell entwickelt Diehl das System Iris-T SLX, um eine größere Reichweite abzudecken: Dann sollen Ziele von bis zu 80 Kilometern Entfernung und bis zu 30 Kilometern Höhe erreicht werden können.

„Brutalität darf keinen Erfolg haben“

Resnikow sagte, dass die Ukraine solange kämpfen werden, bis alle ihre Gebiete befreit seien - einschließlich der schon von 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Lambrecht betonte: „Brutalität darf keinen Erfolg haben.“ Sie zeigte zwar Verständnis für Kiews Forderung, Russland zum Terrorstaat zu erklären, schloss sich dem aber nicht ausdrücklich an. Es sei wichtig, dass die EU geschlossen bei den Sanktionen bleibe. Es müsse über zusätzliche Sanktionen gesprochen werden. „Das ist der richtige Weg. Damit hat Putin nicht gerechnet, dass die EU so geschlossen bleibt.“

Verständnis zeigte die Ministerin auch für den Antrag der Ukraine, rasch in die Nato aufgenommen zu werden. Für ein solches Verfahren müssten aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. „Und ganz wichtig ist: Die Nato hat sich klar positioniert, wir werden keine Kriegspartei. Das haben wir schon zu Beginn dieses Konfliktes deutlich gemacht, und daran werden wir auch festhalten.“

Lambrecht besuchte in einem Militärkrankenhaus außerdem verletzte Soldaten. Bei einer Ehrung verdienter Soldaten durch Resnikow dankte sie den Frauen und Männern für deren Einsatz für die Souveränität der Ukraine und für die europäischen Werte. Der mutige Kampf der Ukrainer gegen den Aggressor Russland werde in Deutschland mit sehr großem Respekt wahrgenommen, sagte sie.

− dpa