Hohe Infektionszahlen
Kinderärzte für uneingeschränkte Corona-Impfung ab zwölf Jahren

16.10.2021 | Stand 21.09.2023, 3:00 Uhr

−Symbolbild: David Young/dpa

Lange waren Kinderärzte abwartend, was die Impfung von Kindern und Jugendlichen angeht. Das ist vorbei. Die Sorge über hohe Corona-Zahlen unter Kindern wächst.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rief Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. "Nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, empfehle ich die Impfung den über Zwölfjährigen heute allgemein und uneingeschränkt, ich werbe dafür so dringlich wie bei Erwachsenen", sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Risiko-Nutzen-Abwägung falle eindeutig zugunsten der Impfung aus.



Das Robert Koch-Institut hatte am Freitag von besonders vielen Corona-Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen in einzelnen Regionen Deutschlands berichtet. In acht Landkreisen und einer kreisfreien Stadt - darunter auch Regionen in Südostbayern - liege die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei den 10- bis 19-Jährigen bei mehr als 500. Laut RKI wurden in den vergangenen vier Wochen bundesweit 636 Schulausbrüche übermittelt - wegen möglicher Nachmeldungen sind demnach aber insbesondere die vergangenen beiden Wochen noch nicht zu bewerten.

Lauterbach: Mangelndes Lüften als Problem

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zeigte sich besorgt über die hohen Corona-Inzidenzen bei Kindern und die Langzeitfolgen. Parallel zur Lockerungen von Auflagen würden die Zahlen weiter steigen, sagte er dem RND. "Das ist eine Gefahr, denn wir werden große Probleme mit Long Covid bei Kindern bekommen." Ein Hauptgrund für Infizierungen von Kindern und Jugendlichen sei mangelndes Lüften in Schulen.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der PNP: "Auch wenn die allgemeinen Infektionszahlen derzeit noch stagnieren, nehmen gerade an Schulen die Infektionsausbrüche aktuell in einem Ausmaß zu, wie wir es bislang im Pandemieverlauf nicht kannten, vor allem nicht zu einem so frühen Zeitpunkt vor dem Winter." Ein Licht am Ende des Tunnels sei, dass die Impfquote bei 12- bis 17- Jährigen schnell ansteige.

Dötsch sagte mit Blick auf die Corona-Situation in Schulen: "Wir wollen weiterhin keine Durchseuchung der Kinder - aber wir wollen auch unbedingt vermeiden, dass die Jüngsten nochmal unter den Folgen der Schulschließungen und der Isolationsmaßnahmen leiden müssen." Die Infektionszahlen seien "nicht mehr das Entscheidende, auch nicht dann, wenn sie regional sehr hoch sind."

− dpa