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Hunderttausende Flüchtlinge: Bayern rechnet mit rund 50.000 Ukrainern

02.03.2022 | Stand 21.09.2023, 1:56 Uhr

Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet stehen nach der Ankunft am Hauptbahnhof Berlin auf einem Bahnsteig. −Foto: Paul Zinken/dpa

Hunderttausende fliehen vor dem Krieg in der Ukraine. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit bis zu 50.000 ukrainischen Flüchtlingen in Bayern. In ganz Deutschland bereitet man sich auf mehr Kriegsflüchtlinge vor.





Die Zahl der in den Nachbarländern der Ukraine angekommenen Kriegsflüchtlinge ist erneut stark angestiegen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerk UNHCR vom Mittwoch haben rund 836.000 Menschen das Land verlassen. Am Dienstag hatte UNHCR-Chef Filippo Grandi noch die Zahl von 677.000 genannt.



Bayerns Innenminister Joachim Herrmann rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit der Ankunft von bis zu 50.000 ukrainischen Flüchtlingen in Bayern. "Wenn es weniger werden sollten, ist es sicherlich kein Schaden. Aber darauf müssen wir uns einstellen", sagte der CSU-Politiker am Mittwoch nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts in München. Es wäre schlecht, wenn sich der Freistaat und die Kommunen "auf zu wenige" vorbereiten würden.

Herrmann hat bereits zugesichert, den Flüchtlingen ein Impfangebot machen zu wollen. Der Impfstatus der erwarteten Flüchtlinge wird am Freitag Thema bei der Gesundheitsministerkonferenz sein.

Noch Plätze in Asylunterkünften

In den Asylunterkünften des Landes stünden derzeit noch "einige wenige tausend Plätze in den Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung, sagte Herrmann. Die vorhandenen Plätze sollten in jedem Fall maximal ausgeschöpft werden.

Zur Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge sollen in einem weiteren Schritt zusätzliche Plätze in der Anschlussunterbringung wie auch bei den Übergangswohnheimen geschaffen werden. "Hierbei ist das gesamte Instrumentarium zu nutzen wie Neuanmietungen oder Containerbauten", teilte die Staatskanzlei mit.



"Ergänzend hierzu kann in akuten Notsituationen bei hohem Fluchtgeschehen auf Sporthallen, leerstehende Gebäude und Traglufthallen zurückgegriffen werden", hieß es. "Bayern ist ein Bundesland. Wir versuchen aber im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung. Er betonte, er sei beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Menschen im Land. "Wir werden unseren Beitrag leisten." Auch die Krankenhäuser im Land würden sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereiten.

Lieferungen in die Ukraine beschlossen

Darüber hinaus beschloss das Kabinett die kostenlose Lieferung von Corona-Schutzausrüstungen an die Ukraine und deren Nachbarländer, darunter Moldau und Slowakei. Unter den Waren im Wert von 500 000 Euro seien auch andere angeforderte Hilfsgüter wie medizinische Artikel, Decken und Matratzen aus dem Bestand des Pandemielagers.

Kostenlose Bahnfahrten - Hilfe auf dem Bahnsteig

Die Deutsche Bahn erlaubt Geflüchteten mit ukrainischem Pass oder Personalausweis, kostenlos alle Fernzüge aus Polen in Richtung Deutschland zu nutzen. In Berlin trafen am Dienstagabend rund 1300 Geflüchtete mit mehreren Zügen aus Polen ein. Helfer versorgten die Menschen am Bahnhof mit Lebensmitteln, Wasser, Masken und Hygieneartikeln. Freiwillige organisieren auch Fahrten zu anderen Zielen, in Ankunftszentren oder zu Privatleuten.

Wie viele Menschen werden kommen?

"Wir können im Moment nichts zu den erwarteten Zahlen in Deutschland sagen", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am späten Dienstagabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". Die Innenminister der Länder signalisierten am Dienstag nach einer Besprechung eine große Bereitschaft zur Aufnahme. An diesem Donnerstag treffen sich die EU-Innenminister, um über die Flüchtlinge und ihren Status zu beraten. Faeser hatte sich dafür ausgesprochen, eine EU-Richtlinie für den Fall eines "Massenzustroms" von Vertriebenen in Kraft zu setzen. Konkret könnte Vertriebenen dadurch ohne langwieriges Asylverfahren unverzüglich vorübergehender Schutz gewährt werden.

− dpa