Das von Twitter-Eigentümer Elon Musk gegründete Unternehmen Neuralink hat nach eigenen Angaben von den US-Behörden die Zulassung für Tests von Computerchips im menschlichen Gehirn erhalten.
Das Okay der Zulassungsbehörde FDA sei „ein wichtiger erster Schritt“, erklärte Neuralink am Donnerstag (Ortszeit) im Kurzbotschaftendienst Twitter. Musk hatte im Dezember bei einer Vorstellung seines Startups gesagt, die münzgroßen Implantate würden es ermöglichen, durch Gedanken direkt mit Computern zu kommunizieren.
„Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass wir die Zulassung der FDA für den Start unserer ersten klinischen Studie am Menschen erhalten haben“, erklärte Neuralink. Mit der Suche nach Probanden hat das Unternehmen demnach noch nicht begonnen. Musk hatte bei der Vorstellung seines Startups im Dezember versprochen, Neuralink wolle „extrem vorsichtig sein und sichergehen, dass es gut funktioniert, bevor wir ein Gerät in einen Menschen einsetzen“.
Erste Tests schon 2019 geplant
Der Milliardär ist dafür bekannt, ehrgeizige Ziele für seine Unternehmen zu verkünden, von denen einige dann nie realisiert werden. Auch mit Neuralink lag er zunächst hinter seinem Zeitplan zurück: So hatte Musk im Juli 2019 angekündigt, noch im Jahr darauf erste Tests an Menschen vornehmen zu können.
Bislang wurden die etwa münzgroßen Prototypen aber nur Tieren eingepflanzt. Bei der Präsentation von Neuralink wurden Affen gezeigt, die mit Hilfe des Gehirnchips einfache Videospiele spielten oder einen Cursor auf einem Bildschirm bewegten. Auch an Schweinen wurde die Technologie getestet.
Implantate messen Nervenaktivität
In einer früheren Neuralink-Präsentation hatte das Unternehmen erläutert, dass ein Teil des Schädelknochens entfernt und an dessen Stelle das Implantat eingesetzt und mit Drähten mit dem Gehirn verbunden wird. Die Implantate messen demnach dann die Nervenaktivität im Hirn und geben die Daten über drahtlose Bluetooth-Technologie an ein Gerät wie etwa ein Smartphone weiter.
Musk hatte bei der Präsentation gesagt, das Implantat passe „ziemlich gut in einen Schädel“. „Man könnte es unter dem Haar haben und man würde es nicht merken.“
Neurologische Behinderungen überwinden
Mit Hilfe der Schnittstellen will Musk neurologische Behinderungen überwinden. Er stellt sich nach eigenen Angaben vor, das Implantat zuerst jemandem einzusetzen, „der fast keine Fähigkeit besitzt, seine Muskeln zu bewegen“ und ihn somit zu „befähigen, sein Telefon schneller zu bedienen als jemand mit funktionierenden Händen“.
Das Startup entwickelt derzeit weitere Implantate, die in das Rückenmark oder die Augen eingesetzt werden sollen, um die Mobilität oder das Sehvermögen wiederherzustellen. „So wundersam es klingt, wir sind zuversichtlich, dass es möglich ist, die volle Körperfunktionalität von jemandem mit einem durchtrennten Rückenmark wiederherzustellen“, erklärte der Unternehmer.
Zugriff auf Computer vom Gehirn aus
Neuralink-Implantate könnten nach der Vision des Startups dereinst aber auch Gehirne dank des direkten Zugriffs auf Computer leistungsfähiger machen oder bei der Abspeicherung von Erinnerungen und deren Transfer in einen gesunden Ersatzkörper helfen.
Musks oberstes Ziel ist es jedoch nach eigenen Angaben sicherzustellen, dass Menschen von Systemen mit künstlicher Intelligenz nicht intellektuell überfordert werden. Es gibt allerdings viel Kritik an seiner Vision von einer Verschmelzung von Hirn- und Computeraktivitäten.
Neuralink ist nicht das einzige Unternehmen, das an Hirn-Computer-Schnittstellen arbeitet. Im Juli hatte Konkurrent Synchron mitgeteilt, als erstes Unternehmen einem US-Patienten einen entsprechenden Chip im Gehirn implantiert zu haben.
− afp
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