Ende Oktober wird die Zeit sprichwörtlich zurückgedreht, denn: Die Sommerzeit ist vorbei. Am 27. Oktober werden die Uhren auf Winterzeit um eine Stunde nach hinten gestellt. Das heißt: Eine Stunde mehr Schlaf, dafür werden die Tage kürzer – beste Bedingungen für den gefürchteten Winterblues. Doch was macht die Zeitumstellung mit unserem Gemüt?
In der Nacht zum 27. Oktober werden die Zeiger von 3 Uhr nachts auf 2 Uhr zurückgestellt. Dann sind die Nächte um eine Stunde länger – eine gute Nachricht für Langschläfer.
In welche Richtung wird gedreht? Eine Eselsbrücke
Wer sich jährlich aufs Neue fragt, in welche Richtung die Uhrzeiger gedreht werden müssen, der denkt an Gartenmöbel: Diese werden im Winter nach hinten geräumt und im Sommer wieder nach vorne gestellt. Entsprechend werden die Zeiger gedreht.
Die Folge: In Wintermonaten wird es tagsüber schneller dunkel und der gefürchtete „Winterblues“ hält Einzug. Ein Stimmungstief, das das Gefühl von Müdigkeit und Antriebslosigkeit während der dunklen Jahreszeit beschreibt. Doch warum sinkt mit den Temperaturen auch die Stimmung?
Mehr dazu: Ökonom sieht Vorteile von Zeitumstellung
„Ab Herbst werden die Sonnenstunden weniger und somit auch die UVA- und UVB-Strahlung, die wichtig für Körper und Geist ist“, informiert die Deutsche Krankenversicherung. Durch das Sonnenlicht würden die Glückshormone Serotonin, Dopamin und Noradrenalin ausgeschüttet. „Deshalb fühlt man sich im Frühjahr und Sommer automatisch motiviert und voller Tatendrang“, erklärt die Krankenversicherung.
„Winterblues“ nicht gänzlich ergründet
Was letztlich hinter dem unangenehmen Gefühl im Winter steckt, „ist nicht gänzlich verstanden“, erklärt Prof. Dr. Maria Strauß in einer Mitteilung des Universitätsklinikums Leipzig. Die Professorin ist dort als Geschäftsführende Oberärztin und Leiterin des Fachbereichs Affektive Störungen tätig. Die Ursachen einer depressiven Verstimmung seien komplex. Allerdings gebe es Hinweise darauf, dass die Dunkelheit, und damit verbundener Lichtmangel, eine wesentliche Rolle spielt.
Denn dadurch werde im Herbst und Winter das Schlafhormon Melatonin auch tagsüber vermehrt ausgeschüttet. Die Folge: Der Körper reagiert mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit. „Gleichzeitig wird auch weniger Serotonin ausgeschüttet. Letzteres kann unter anderem dazu führen, dass die Stimmung nicht mehr ausgeglichen ist“, ordnet die Professorin ein.
Gegenmittel: Hauptsache im Freien
Das beste Gegenmittel ist laut Maria Strauß Tageslicht. Dabei zählt die Professorin tägliche Spaziergänge, sportliche Aktivitäten im Freien und regelmäßige Kontakte als „Winterblues-Killer“ auf. Zusätzlich könne der Lichtmangel mit einer Lichttherapie behandelt werden. „Dafür werden spezielle Lampen mit sehr hellem Licht, also mindestens 2500 Lux, besser 10.000 Lux, verwendet, welche täglich für etwa 30 Minuten zum Beispiel auf den Frühstückstisch gestellt werden“, erklärt sie.
Lesen Sie dazu auch: Mehrheit der Deutschen für Abschaffung der Zeitumstellung
Und obwohl vor bereits sechs Jahren 84 Prozent der Europäer in einer Umfrage der EU-Kommission für die Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt haben, werden die Menschen nicht müde, zweimal im Jahr „mit der Zeit zu gehen“.
Streit um Abschaffung? Abwarten und Zeiger drehen
Mit dem Vorschlag der EU-Kommission im September 2018, die saisonale Zeitumstellung zu beenden, schien der Wunsch der Bevölkerung erfüllt. Doch bislang hat sich der Europäische Rat noch nicht dazu positioniert.
Bis sich also die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten einig werden und das Gesetzgebungsverfahren Fahrt aufnehmen kann, wird weiter fleißig an der Uhr gedreht – im Winter zurück, im Sommer nach vorn.
Artikel kommentieren