„Mogelpackung des Jahres“
Mit diesen Tricks verstecken Händler und Hersteller höhere Preise

19.01.2024 | Stand 25.01.2024, 20:28 Uhr |

Die Kandidaten für die „Mogelpackung des Jahres“ der Verbraucherzentrale Hamburg. − Foto: VZHH/Canva

Steigende Preise, weniger Inhalt: Immer mehr Hersteller versuchen, ihre Produkte versteckt zu verteuern. Vor allem bei Lebensmitteln und im Drogeriebereich ist der Trend auffällig, sagt die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH). Sie sucht aktuell die „Mogelpackung des Jahres“.



Statt 500 Gramm Margarine sind es plötzlich nur mehr 400 Gramm, was aber nicht auffällt, da die Packungsgröße augenscheinlich gleich geblieben ist, nur der Preis zog an. „Rama“ machte deshalb im vergangenen Jahr Negativ-Schlagzeilen. Die Verbraucherzentrale hat nun eine Liste veröffentlicht, in denen sie Beispiele für die Schummeltricks von Händlern und Herstellern nennt. Zugleich nennt sie auch die Kandidaten für die neue „Mogelpackung des Jahres“.

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Schrinkflation: Weniger Inhalt, gleicher Preis

Katjes, neben Haribo und Storck der beliebteste Gummibärchen-Hersteller in Deutschland, packt seit neuestem nur mehr 175 Gramm statt wie bisher 200 Gramm Fruchtgummis in seine Packungen. Der Preis aber blieb der gleiche. Das macht eine Preissteigerung um 14 Prozent aus, hat die VZHH errechnet.

Etwas mehr drin, aber viel höherer Preis



Ein weiterer Trick der Hersteller: Ein Produkt mit mehr Inhalt suggeriert ein Schnäppchen, vor allem wenn dann noch in großen Lettern darauf hingewiesen wird. So wirbt Campari für seinen Aperol Spritz mit dem Hinweis „Neu jetzt mit mehr Inhalt“, aber unterm Strich ist das Mixgetränk 31 Prozent teurer, denn der Preis ist überproportional gestiegen.



Viel weniger Inhalt, nur etwas günstiger Preis



Auch ein sehr beliebter Trick der Hersteller: Man reduziert den Inhalt und auch den Preis - aber eben nicht verhältnismäßig. Beim Bio Fencheltee von Aldi hat der Hersteller den Inhalt von 75 auf 40 Gramm reduziert, und der Preis sinkt von 1,49 Euro auf 1,19 Euro. Das entspricht trotzdem einem Preisaufschlag von 50 Prozent.

Weniger drin und trotzdem teurer



Von Trick kann man hier eigentlich nicht sprechen, denn es ist offensichtlich: Es sinkt nicht nur die Füllmenge eines Produkts, sondern es wird zusätzlich auch der Preis erhöht. Auf diese Weise fällt der Preisanstieg aber deutlich höher aus. So auch bei der Mundspülung Listerine Total Care, nominiert als Kandidat vier bei der Wahl der „Mogelpackung des Jahres“. Der Inhalt schrumpft von 600 auf 500 Milliliter, der Preis steigt vermeintlich moderat von 4,45 Euro auf 4,95 Euro. Die doppelte Preiserhöhung beträgt fast 34 Prozent

Unterschiedliche Händler, unterschiedliche Packungsgrößen



Ein und dasselbe Produkt kostet bei unterschiedlichen Händlern gleichviel - auf den ersten Blick. Doch des lohnt sich oftmals, genauer hinzuschauen. So kosten beispielsweise die Lachgummis von Storck bei Rewe und Budni 1,19 Euro, aber die Packung beim Drogeriehändler Budni hat 50 Gramm weniger Inhalt.

Sammelpackungen werden genutzt, um Produkte scheinbar preisgünstig, jedoch im kleineren Format anzubieten. Der Inhalt des Oreo Eis-Sammelpacks von Froneri schrumpfte 2023 von vier auf drei Stieleise mit jeweils 90 statt 110 Millilitern Eis. 63 Prozent teurer wurde die Eispackung dadurch bei gleichem Verkaufspreis. Damit wird das Oreo-Eis zum fünften Kandidat c bei der Wahl der „Mogelpackung des Jahres“.

Weniger hochwertige Zutaten

Aber dann gibt es natürlich auch noch Tricks, die für den Verbraucher kaum feststellbar sind. Etwa bei den Zutaten. Viele Hersteller sind dazu übergegangen, weniger wertige Inhaltsstoffe zu verwenden, wie die VZHH sagt. Somit verschlechtere sich die Qualität des Produkts. Auch hier kann die VZHH ein Beispiel nennen: Bei seinem Kærgården Mischstreichfett beispielsweise senkte Hersteller Arla den Anteil an Butter und Rapsöl und fügt stattdessen mehr Wasser zu.

Neue Marke, höherer Preis

Die Einführung eines Produkts unter einer anderen Marke wird auch manchmal genutzt, um den Preis drastisch zu erhöhen. Mondelez produziert seine ehemaligen 7Days Brotchips seit 2023 unter der Marke Tuc als Bake Rolls. Die Rezeptur des Snacks, der bei der „Mogelpackung des Jahres“ ebenfalls zur Wahl steht, wurde praktisch nicht verändert. Dennoch kosten die Chips 127 Prozent mehr.

Größere Packung, weniger Inhalt

Man nehme eine größere Packung, gebe aber weniger hinein - auch das ist ein beliebter Trick der Hersteller für versteckte Preissteigerungen. Wie bei der Chocolat Amandes von Aldi, die für die „Mogelpackung des Jahres“ ebenso zur Wahl steht. Der Umkarton der Schokolade ist seit letztem Jahr 22,5 statt 18 Zentimeter lang, der Inhalt aber von 184 auf 150 Gramm geschrumpft. Um insgesamt 30 Prozent teurer wird das Produkt, obwohl die Packung darüber hinwegtäuscht.

Generell sind es die Süßwaren, bei denen die meisten versteckten Preisseigerungen auffielen. 29 von 104 im vergangenen Jahr durch die VZHH registrierten verdeckten Teuerungen gehen auf das Konto von Süßwaren. Auf dem zweiten Platz folgten Fertigprodukte mit elf Fällen. Auch Fleisch, vegetarische Ersatzprodukte, Getränke oder Drogerieartikel waren betroffen. Bis 22. Januar hatten Verbraucher die Möglichkeit, die „Mogelpackung des Jahres“ per Online-Abstimmung zu küren. Das Ergebnis wird gewöhnlich im April oder Mai veröffentlicht.

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