Argentinien im WM-Finale
3:0 gegen Kroatien: Magischer Messi - jetzt kann er endgültig größer werden als Maradona

13.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:30 Uhr

Mit seinem Elfmetertreffer brachte Lionel Messi Argentinien auf die Siegerstraße. −Foto: dpa

Lionel Messi lachte und lachte, er hüpfte mit den Fans, dirigierte einen Chor von 30.000 in Himmelblau. Nur noch ein Schritt fehlt bis zur Krönung seiner Weltkarriere - und der Superstar wirkte gelöst wie nie: Sein letzter Tango mit Argentiniens Nationalmannschaft bekommt ein spektakuläres Finale.



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Die Albiceleste gewann gegen Kroatien 3:0 (2:0), Messi kämpfte, zauberte und traf in diesem Halbfinale, und bei seiner letzten Weltmeisterschaft kann er nun doch noch die Sehnsucht nach dem größten aller Titel stillen. Für sich und für eine ganze Nation.

„Es gehen mir so viele Dinge durch den Kopf, ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle beschreiben soll“, sagte Messi nach seinem magischen Auftritt, „ich sehe all die Menschen, die uns so weit begleitet haben, und es macht unglaublichen Spaß.“ Dank „Messis Zauberei“ stehe Argentinien im Finale, titelte Clarin. Der sechsmalige Weltfußballer widmete den Sieg seiner Familie, aber auch „der ganzen Fußballfamilie Argentiniens“.

Per Foulelfmeter hatte Messi für die Führung (34.) gesorgt, mit elf WM-Toren ist er nun Argentiniens alleiniger Rekordschütze. Julian Alvarez (39.) legte mit einem kraftvollen Lauf nach und schob nach Messis überragendem Solo auch zur Entscheidung ein (69.).

Argentinien trifft am Sonntag auf Frankreich oder Marokko, zum sechsten Mal stehen die Südamerikaner im WM-Finale. Der letzte von zwei Triumphen liegt aber schon 36 Jahre zurück. Messi, der Auserwählte, soll diese Durststrecke beenden - bislang hat er das nicht geschafft, 2014 war Argentinien im Finale gegen Deutschland (0:1 n.V.) ganz nah dran.

Mit einem Erfolg würde Messi endgültig auf oder sogar über einer Stufe mit Diego Maradona stehen, einen anderen ganz Großen hat er am Dienstag bereits eingeholt: Das Halbfinale war Messis 25. Einsatz bei einer WM, gemeinsam mit Lothar Matthäus ist er nun Rekordhalter. Ab Sonntag dürfte er allein an der Spitze stehen. Die Kroaten um Altstar Luka Modric indes verpassten ihr zweites WM-Finale nach 2018, sie spielen am Samstag um Platz drei.

Spiel vor 88.966 Zuschauern

88.966 Zuschauer waren am Dienstag ins Lusail-Stadion gekommen, um ein Fußballspiel zu sehen, das viele Geschichten hätte erzählen können - aber vor allem einen Hauptdarsteller kannte. Alle schauten auf den ungekrönten Superstar. Trainer Lionel Scaloni etwa erwartete auch an diesem Abend Besonderes von seinem Spielmacher - er sei eben „ein Gewinner“. Und damit Messi auch wirklich zaubern konnte, war sein Wachhund wieder da: Der zuletzt angeschlagene Rodrigo de Paul kehrte im Mittelfeld zurück.

Als der Ball dann allerdings rollte, ergab sich ein durchaus erstaunliches Bild. Kroatien machte das Spiel, Argentinien verteidigte mit zwei Viererketten, kam in den ersten 20 Minuten kaum mal kontrolliert in die Nähe des gegnerischen Strafraums. Schon zuvor hatte Kroatiens Trainer Zlatko Dalic genüsslich festgestellt, dass Argentinien „unter größerem Druck“ stehe - und so sah es zunächst auch aus.

Ein erster Abschluss von Enzo Fernandez (25.) leitete eine neue Phase ein, und neun Minuten später stand Messi am Punkt: Dominik Livakovic hatte Alvarez gefoult, Messi drosch den Strafstoß ziemlich brachial unter die Latte. Das Spiel änderte sich grundlegend, die 30.000 argentinischen Fans wachten auf, und Alvarez legte noch vor der Pause mit ein bisschen Glück und viel Entschlossenheit ein Solo hin - 2:0.

Messi als Balljäger

Argentinien kontrollierte in der Folge das Spiel, Kroatien fand kaum noch Mittel, weil sogar Messi ganz ungewohnt zum engagierten Balljäger wurde - und zwischendurch spielerisch glänzte, Livakovic verhinderte seinen zweiten Treffer (58.). Allerdings rieb Messi immer wieder seinen offensichtlich schmerzenden Oberschenkel.

Das hielt ihn aber nicht davon ab, auf der rechten Seite loszustürmen, seinen Gegenspieler Josko Gvardiol von RB Leipzig mehrfach einzudrehen und perfekt in die Mitte zu passen. Es war einer dieser ganz großen Messi-Momente. Am Sonntag sollen weitere folgen.