Wieder kein Heimsieg in der Königsklasse. Gegen Bergamo reicht die Offensivkraft des VfB Stuttgart nicht. Dennoch ist Trainer Hoeneß nicht unzufrieden.
Der Europa-League-Gewinner war eine Nummer zu groß für den VfB Stuttgart. „Sie waren eiskalt vor dem Tor und wir nicht. Das war ein schwieriger und ekliger Gegner“, sagte Chris Führich nach dem 0:2 (0:0) gegen Atalanta Bergamo. Der Nationalspieler sah aber in der zweiten Niederlage im vierten Spiel der Champions-League-Saison nicht alles negativ. Man könne „aus dem Spiel eine Menge Positives mitnehmen“, meinte der Flügelspieler.
Ex-Bundesliga-Profi Ademola Lookman und Nicolo Zaniola haben dem VfB mit ihren Treffern einen großen Abend vermasselt. Lookman traf vor 60.000 Zuschauern in der 51. Minute. Für den Stürmer war es bereits das achte Pflichtspieltor der Saison. Vergangene Spielzeit hatte er im Finale der Europa League alle drei Tore beim 3:0 der Italiener gegen Bayer Leverkusen erzielt. Der eingewechselte Zaniolo machte in der stimmungsvollen Arena gegen den VfB den Deckel drauf (88.). „Ich kann der Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Das tut weh, aber diese Erfahrungen macht man auf diesem Niveau“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß.
Lange Zeit mitgehalten
„Wir haben lange Zeit alles weg verteidigt, aber versäumt unsere Chancen reinzumachen“, sagte Mittelstädt. Damit sind die Stuttgarter auf Rang 27 der 36 Teams umfassenden Tabelle zurückgefallen. Mindestens Platz 24 ist notwendig, um sich für die Playoffs zum Achtelfinaleinzug zu qualifizieren. Da müssen die Punkte gegen andere Mannschaften her. „Bergamo ist eine der formstärksten Mannschaften Europas“, befand Mittelstädt.
Der späte 1:0-Erfolg bei Juventus Turin vor zwei Wochen hatte den Stuttgartern einen Schub für ihre weiteren internationalen Aufgaben gegeben. Auf den ersten Heimsieg in der Königsklasse seit fast 15 Jahren müssen sie aber weiter warten. Bergamo blieb am vierten Spieltag der Ligaphase zum vierten Mal ungeschlagen und zum vierten Mal ohne Gegentor.
Mittelstädt rettet sehenswert
Die erste Halbzeit hatte wenige echte Höhepunkte und war dennoch unterhaltsam. Vor allem in der schwungvollen Anfangsphase war zu sehen: Hier standen zwei Teams auf dem Platz, die mit dem Ball etwas anzufangen wissen und spielerische Lösungen suchen. Der zuletzt angeschlagene Abwehrchef Jeff Chabot stand dem VfB wieder zur Verfügung, saß zunächst aber draußen. Der junge Anrie Chase vertrat ihn im defensiven Zentrum erneut ordentlich.
29 Liga-Treffer hat Atalanta in dieser Saison schon erzielt. Gerade beim technisch starken Offensiv-Trio mit dem 27 Jahre alten Lookman, dem top gestarteten Neuzugang Mateo Retegui und dem 70-fachen kroatischen Nationalspieler Mario Pasalic war also stets Vorsicht geboten. Einmal wäre der Ball vor der Pause auch um ein Haar im VfB-Tor gelandet, Verteidiger Maximilian Mittelstädt rettete aber mit einer tollen Grätsche gegen Pasalic (31.).
Rouault vergibt - Kolasinac verletzt
Stuttgarts beste Chance in den ersten 45 Minuten vergab Anthony Rouault per Kopf (11.). Womöglich hätte der Franzose die Flanke lieber zum noch besser postierten El Bilal Touré durchgelassen, der seit Sommer von Atalanta an den VfB ausgeliehen ist. Bei einem Kontakt zwischen Touré und Bergamos Davide Zappacosta hätten die Schwaben dann gerne einen Elfmeter bekommen. Schiedsrichter Rade Obrenovic aus Slowenien winkte aber ab (33.).
Kurz vor dem Pausenpfiff schoss Deniz Undav aus spitzem Winkel noch ans Außennetz (45.). Der Nationalspieler musste später wegen Muskelbeschwerden ausgewechselt werden. Ob er ausfällt, konnte Hoeneß nicht sagen. „Da müssen wir abwarten“, sagte der Coach.
De Ketelaere liefert direkt ab
Wie stark die Lombarden sind und welche Qualität sie auch von der Bank noch bringen können, bewiesen sie gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder. Joker Charles De Ketelaere brach erstaunlich mühelos über die rechte Seite durch, bediente Lookman - und der traf aus kurzer Distanz zum 0:1. Nur fünf Minuten später wurde Stuttgarts ebenfalls eingewechselter Ermedin Demirovic gerade noch am möglichen Ausgleich gehindert.
Der VfB war bis zum Schluss bemüht, in seinen Aktionen letztlich aber nicht zwingend genug. Auf der Gegenseite prüfte De Ketelaere Stuttgarts Nationaltorwart Alexander Nübel noch mal per Kopf (73.), ehe Zaniolo per Flachschuss zum 0:2 traf.
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