Klima-Aktivismus
Mit Tomatensuppe gegen van Gogh: Protestaktion erntet Verständnis und Häme zugleich

15.10.2022 | Stand 15.10.2022, 19:03 Uhr

Zwei Demonstrantinnen der Organisation „Just stop Oil“ haben Vincent Van Goghs berühmtes Werk „Sonnenblumen“ von 1888 in der National Gallery in London mit Dosensuppe beworfen. −Symbolbild: dpa

Wie weit darf der Protest gegen eine als existenziell wahrgenommene Bedrohung gehen? In Großbritannien testen Klimaschützer die Grenze aus. Ihre Aktion am berühmten Gemälde „Sonnenblumen“ des niederländischen Künstlers Vincent van Gogh in London stößt im Netz auf geteilte Meinungen.



Mit Tomatensuppe aus der Dose ausgerüstet liefen die Umweltschützerinnen in der National Gallery in London zu van Goghs berühmten Gemälde „Sonnenblumen“ und übergossen das Werk aus dem Jahr 1888. Wie die National Gallery mitteilte, blieb es unbeschadet. Britischen Medien zufolge war das Gemälde, das einen Schätzwert von umgerechnet rund 84 Millionen Euro hat, durch eine Glasscheibe geschützt. Ein Video des Vorfalls verbreitete sich im Netz und rief gemischte Reaktionen hervor. Während viele User Kritik an der Aktion äußerten, verwiesen andere auf die ernste Bedrohung durch den Klimawandel.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) kritisierte die Aktion auf Twitter scharf. „Es ist gut, öffentlich für seine Überzeugungen einzustehen. Aber das gibt niemanden das Recht zur Sachbeschädigung“ schrieb er.



Der Kabarettist Florian Schroeder meinte, die Demonstrantinnen hätten ihrem Anliegen durch die Aktion mehr geschadet als genutzt.



Moderator Micky Beisenherz warf die Frage auf, ob man radikale Botschaften in homöopathischen Dosen vermitteln könne - und zeigte damit Verständnis für das Anliegen der Aktivistinnen. Er kritisierte jedoch die Umsetzung des Protests und bezeichnete die Demonstrantinnen einige Tweets zuvor als „Vollspackos“.



Der Satiriker und Moderator Jan Böhmermann bewertete zwei Dosen Tomatensuppe dagegen als „Klacks“ im Vergleich zum Schaden, der durch die Fossilindustrie angerichtet würde.



Twitter-Nutzer Gavin Karlmeier korrigierte „Klacks“ in einer scherzhaften Antwort zu „Klecks“.

Der bayerische FDP-Landesvorsitzende Martin Hagen kommentierte die Aktion mit Humor: „Mit Essen spielt man nicht“, schrieb er in einem Tweet



Der Moderator Aurel Mertz kritisierte in einem Tweet, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für Themen oft in keinem Verhältnis zu deren Wichtigkeit stehe, und folgerte: „Schon auch selbst schuld“



„Just Stop Oil“ demonstriert bereits seit zwei Wochen in London mit Sitzblockaden gegen die Vergabe neuer Lizenzen zur Öl- und Gasförderung in Großbritannien. Ebenfalls am Freitag wurden 24 Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe vor dem Hauptquartier der Londoner Polizei festgenommen, nachdem sie das Scotland-Yard-Zeichen mit Farbe beworfen und den Verkehr blockiert hatten.

− dpa/in