Corona-Pandemie
Kuscheln erlaubt: Tipps für Haustierhalter in Corona-Zeiten

Vier Fragen an Tierarzt Achim Gruber, Chef der Tierpathologie an der Freien Universität Berlin

05.04.2020 | Stand 19.09.2023, 22:45 Uhr

Tierarzt Achim Gruber, Chef der Tierpathologie an der Freien Universität Berlin beantwortet vier Fragen zum Umgang mit Haustieren in Zeiten von Corona. −Symbolbild: Christin Klose/dpa-tmn

Die Sorge um geliebte Haustiere ist während der Coronavirus-Pandemie doppelt verständlich, meint Tierarzt Achim Gruber, Chef der Tierpathologie an der Freien Universität Berlin. "Weil es um die Gesundheit der Tiere selbst geht. Und weil das Tier im Verdacht steht, Menschen zu infizieren."

1. Was wissen wir bisher über die Rolle von Haustieren in der Corona-Pandemie?

Es gab in der chinesischen Stadt Wuhan unglaublich viel Haustierleid - aber das hatte alles nichts mit Infektionen durch das neue Coronavirus zu tun. Rund 50 000 Hunde sollen zeitweise herrenlos umhergelaufen sein, weil ihre Besitzer im Krankenhaus waren oder sich sonst nicht mehr um sie kümmerten. Viele sind womöglich verhungert. Haustiere sind vor lauter Stress auch aus den Fenstern von Hochhäusern geworfen worden.

2. Können Hund und Katz also nicht am neuen Virus erkranken?

Für Hunde können wir das bisher weitestgehend ausschließen. Für Katzen ist die Lage momentan etwas unklarer, aber auf gar keinen Fall besorgniserregend.

3. Sollten Tierhalter in Zeiten von Corona weniger Nähe zu ihren Lieblingen suchen?

Wenn ein Tier gut geschützt ist, also regelmäßig entwurmt und durchgeimpft, birgt Nähe aus medizinischer Sicht auch jetzt überhaupt kein großes Risiko - kuscheln ist erlaubt. Vorsichtig sollten jedoch wie sonst auch Menschen mit einer schweren Immunschwäche sein. Sie sollten grundsätzlich mehr Abstand zu Tieren halten.

4. Gibt es beim Thema Hygiene und Tiere Defizite - unabhängig von Corona?

In jedem Fall. Ich denke da an exotische Tiere in Kinderzimmern. Reptilien treiben manchen Kinderärzten bei mangelnder Hygiene die Schweißperlen auf die Stirn, zum Beispiel durch Salmonelleninfektionen. Da reinigen die Eltern erst das Terrarium ihrer Echse und streicheln oder füttern dann das Baby, ohne sich vorher die Hände zu waschen. Das kann tödlich enden - für das Baby.

Und es gibt viele andere Erreger, die für Hund und Katze und Mensch deutlich gefährlicher sind als das neue Virus. Bei Katzen ist es zum Beispiel Toxoplasmose, das kann übel ausgehen für immungeschwächte Menschen und auch für ungeborene Kinder durch Infektionen von Schwangeren. Beim Hund gibt es eine ganze Reihe von schlimmen Parasiteninfektionen wie Fuchsbandwurm, orientalischer Augenwurm und neuer Zungen- oder Nasenwurm. Am Fuchsbandwurm können Hunde sterben. Und Menschen, auf die dieser Parasit übertragen wird, können daran auch sterben.

Zur Person: Professor Achim Gruber (54) ist Tierarzt und Tierpathologe an der Freien Universität Berlin. Neben Publikationen in Fachzeitschriften schreibt er Lehrbücher für seinen Fachbereich, aber auch Sachbücher für ein breites Publikum. 2019 erschien "Das Kuscheltierdrama" über das stille Leiden von Haustieren, die zu sehr vermenschlicht werden.

− dpa