Wolnzach
Bier-Tankstelle gegen den Corona-Frust

02.04.2020 | Stand 20.09.2023, 6:44 Uhr

In einem Kastenwagen ist die Bier-Tankstelle installiert, Postwirt Ben Stuhlmiller zeigt, wie sie funktioniert. −Foto: Trouboukis

Das Wirtshaus ist zu, der Stammtisch leer; keine Gedecke liegen auf den Tischen unter den bereits austreibenden Kastanien im Biergarten. Die Corona-Krise hat auch das Wolnzacher (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) Traditionsgasthaus Zur Post mit voller Wucht erwischt, da geht es Wirt Benjamin Stuhlmiller nicht anders wie allen seiner Gastronomiekollegen, den Einzelhändlern und jenen, die wegen Corona zusperren mussten. Gegen den Corona-Frust hat der junge Wirt jedoch eine pfiffige Idee in die Tat umgesetzt, wie der Donaukurier berichtet: Per "Bier-Tankstelle" liefert er auf Wunsch zusätzlich zur Essensbestellung frisch gezapften Gerstensaft nach Hause, sozusagen als Sahnehäubchen obendrauf.

Wenn der Zapfanlagen-Kleinbus zu den Anrufern fährt, denn gibt das jedes Mal ein großes Hallo - selbstverständlich unter Einhaltung der gegebenen Abstandsregeln. "Die Leute freuen sich richtig, machen Fotos", erzählt der Postwirt. Genau das habe er mit seiner Idee einer mobilen Zapfanlage im Transporter ja erreichen wollen, im Bewusstsein, dass es dabei gar nicht vordergründig um die Bierlieferung an sich geht. Es ist etwas Anderes, erinnert die Älteren an Zeiten, als die Kinder noch mit dem Maßkrug das alleine dem Familienoberhaupt vorbehaltene Bier beim Wirt holten, während die Jüngeren es einfach cool finden, wenn ihnen ein frisches Bier gezapft wird. Ein bisschen ist es dann wieder so, als säße man in der Wirtschaft.

Die Menschen überraschen und auch etwas zurückgeben das wolle er damit, sagt Wirt Ben Stuhlmiller. Denn gerade in diesen Tagen schätze er sich glücklich, in einem Ort wie Wolnzach Gastronom zu sein. Warum? "Weil sich die Leute hier kennen und gegenseitig unterstützen", erklärt er. Gastronomenkollegen in großen Städten hätten es da viel schwerer, die Leute zu erreichen. "Das ist hier anders." Nach schlaflosen Nächten und großen Sorgen, wie es weitergehen soll, sei der Lieferservice bei ihm und auch bei weiteren Wolnzacher Gastronomen gut angelaufen. Das Vertrauen der Gäste rühre sie sehr, sagen die Wirtsleute, Beispiel: Gerade habe ein Kunde einen Essensgutschein über 1000 Euro gekauft. "Das ist der Wahnsinn", sagt Stuhlmillers Bald-Ehefrau Stephanie und schaukelt Söhnchen Quirin auf dem Schoß. Apropos "bald", das ist auch so eine Sache. Denn eigentlich war die Hochzeit für Mitte Mai geplant, Hochzeitsreise inklusive. Aber wegen Corona steht alles nun in den Sternen. Bleibt die Zuversicht, dass es wieder besser wird. Irgendwann.