Berauschende Bilder
„Avatar: The Way of Water“ startet im Kino - Erste Eindrücke und Kritik

13.12.2022 | Stand 27.09.2023, 10:35 Uhr

In „Avatar – The Way of Water“ darf das Kino-Publikum eine ganz neue Seite des Planeten Pandora entdecken. −Foto: Disney

Von Sascha Rettig



Nachdem Teil eins bis heute der erfolgreichste Film aller Zeiten ist, ist der Druck groß: „Avatar: The Way of Water“ läuft im Kino an - und besticht durch berauschende Bilder und Ökobotschaft.

 



13 Jahre vergehen wie ein Fingerschnippen und können trotzdem eine halbe Ewigkeit sein. Als James Cameron 2009 sein Fantasywerk „Avatar“ in die Kinos brachte, hatten viele den Eindruck, die Zukunft des Kinos zu sehen. Mit innovativer 3D-Technik konnte man Film zum Greifen nah erleben wie nie zuvor. Mittendrin statt nur davor – und doch hielt der 3D-Trend nur ein paar Jahre an und ist mittlerweile fast vergessen. Jetzt kehrt der Regisseur zurück in die Zukunft von gestern und setzt seine, – wenn das Publikum mitspielt – auf fünf Teile angelegte Erzählung mit „Avatar: The Way of Water“ fort. 

„Diesmal müssen wir mindestes unter den Top 5 der höchsten Einspielergebnisse landen, um erfolgreich zu sein. Das ist ein irres Ziel“, sagte der Regisseur von Mammut-Unternehmungen wie „Titanic“ dem „Hollywood Reporter“. 

Wieder war Cameron angetrieben von technischer Meisterschaft und Größenwahn: Mehr als 350 Millionen Dollar soll „Avatar: The Way of Water“ gekostet haben. Eigens für die Produktion wurde 3D-Technik weiterentwickelt – mit ganz neuer Kamera-Technik. Im Kosmos des Films hingegen ist einiges wie gehabt: Im Zentrum steht Jake Sully (Sam Worthington), der am Ende des ersten Teils komplett die Seite wechselte. Der Mensch wurde zu einem Na’vi, einem der blauen, langen Ureinwohnern des Planeten Pandoras, wo er mit Na’vi-Frau Ney’tiri (Zoe Saldana) eine Patchwork-Familie mit vier Kindern gegründet hat. Zu der gehören unter anderem der immer wieder Sorgen bereitende Sohn Lo’ak, der angenommene Menschenjunge Miles und die adoptierte Kiri.

Eigentlich im ersten Teil gestorben

Irritierenderweise wird letztere von Sigourney Weaver verkörpert, die eigentlich im ersten Teil gestorben ist, nun aber ihre eigene Na’vi-Tochter spielt. Wiederbelebt wurde auch der böse Widersacher. Weil Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) wieder Jagd auf Jake macht, muss der mit seiner Familie flüchten – aus dem tropischen Wald zum Meer, wo sie beim Meeresvolk Unterschlupf finden, wo Kate Winslet als Ronal, Frau des Anführers, in der blauen Haut vor allem am markanten Schönheitsfleck zu erkennen ist. 

Während Sullys Familie am, auf und im Meer zu leben lernt, entdeckt man mit ihnen diese ganz neue Seite Pandoras. Mit ihnen schwimmt man durch Fischschwärme, reitet auf wal-artigen Meereskolossen und rauscht auf fliegenden Fischen rasant durch die Lüfte. Cameron zelebriert die Schönheit dieser von ihm geschaffenen Fantasy-Wasserwelt, deren epische Schauwerte tatsächlich einen großen Reiz des Films ausmachen. Das Kino soll zum Ort des Staunens werden: mit vielen packenden Momenten, modernsten Effekten und knackscharfen Bildern, die sich mit ihren schillernden Lichtspielen und bunten Farben mitunter über die Kitschgrenze bewegen, aber durch das eindrucksvolle 3D zum Reinsteigen plastisch erscheinen.

 



Die Ökobotschaft, die dabei in Großbuchstaben über dem Geschehen prangt, findet heute sicher noch stärkere Resonanz als 2009. Die Na’vi, die im Einklang mit der Natur leben, müssen sich, die Wale, ihre ganze Natur erneut gegen die Menschen-Invasoren verteidigen, die den Planeten skrupellos für Rohstoffe ausbeuten, weil sie ihre Erde längst zerstört haben. Während der Film zwischen Familiendrama, Action und altmodischem Männlichkeitsgehabe manövriert, dampft dieser Umwelt-Hauptkonflikt zum banalen Gut-gegen-Böse ein.

Trotz der Schwächen und so berauscht von den eigenen Überwältigungsmomenten das alles wirken mag: „Avatar: The Way of Water“ ist über weite Strecken der 192 Minuten unterhaltsames Kino, bis der ausgewalzte Showdown in den Fluten und auf einem untergehenden Schiff mit augenzwinkernder „Titanic“-Selbstreferenz Camerons endet. Das Rad hat der Regisseur nicht neu erfunden. Nach der langen Zeit hat er es aber noch einmal ordentlich runderneuert.

 


•USA 2022, von James Cameron, mit Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Kate Winslet, 193 Minuten, frei ab 12 Jahren