„Der Entstörer“ ab 7. März in Eggenfelden
Theater an der Rott bringt Klassenzimmerstück über Verschwörungen in Eggenfeldener Schule

„Der Entstörer“ wird von Martin Puhl (33) gespielt

02.03.2023 | Stand 25.10.2023, 11:48 Uhr |

In „Der Entstörer“ rennt Jonas (gespielt von Martin Puhl) ganz abgehetzt ins Klassenzimmer und beginnt wirre Geschichten über Alufolie als Strahlungsschutz aufzutischen. −F.: Theater an der Rott

Da raschelt doch was, oder? Und glitzern tut es auch. Alufolie kann eigentlich alles, sogar die Menschheit retten – dessen ist sich Jonas sicher. Auch, dass die Regierung lügt, weiß er. Dabei will er doch nur ein normales Leben führen. Das Ein-Mann-Klassenzimmerstück des Theaters an der Rott in Eggenfelden ist für Schauspieler Martin Puhl (33) ein erstes Mal der etwas abgedrehten Art: Zum ersten Mal Verschwörung predigen. Und dabei ein ernstes Gesicht bewahren. Im Kern der Premiere am Dienstag in der Berufsschule Eggenfelden steht die Frage: „Was ist die Wahrheit?“ Autorin Ursula Kohlert zeichnet in dem Monolog nach, wie Jonas sich immer weiter in den Theorien verstrickt, die ihm das Leben so schwer machen. Und am Ende steht die Moral: Glaub nicht alles, was du im Internet liest.

Drei Wochen durchgehend Proben – so lange dauert es, bis jede Bewegung von Martin Puhl sitzt. Dann ist er bereit für das Klassenzimmer. Dort erleben die Schülerinnen und Schüler ein blaues Wunder, wenn er als Jonas hereingestürmt kommt. Abgehetzt und voller schräger Ideen. „Da ist wirklich quer durch die Wand alles dabei: Alu schützt vor Strahlung, Corona, Reptiloiden, Bill Gates“, sagt Puhl. Er ist ein schräger Charakter, dieser Jonas. Die Mutter ist früh an Krebs gestorben, da hat er versucht, im Internet eine Wunderheilung zu finden und ist seither verloren in der Masse an Ideen. „Er weiß die Wahrheit. Ihm fehlt die gesamte Selbstreflexion. Er hinterfragt nie sich, sondern immer nur die anderen. Und die sind böse“, beschreibt Puhl seine Rolle. Und dann kommt er an der Schule vorbei, wollte eigentlich nur Alufolie kaufen und entscheidet spontan, die jungen Menschen zu retten.

Für den Schauspieler eine Herausforderung: „Es ist anstrengend. Jonas springt gedanklich von A nach C nach B. Seine Meinungen ergeben keinen Sinn, oder zumindest nur in seiner Welt.“ Das mache es schwer, ihn glaubhaft zu verkörpern. „Ein bisschen macht es aber auch Spaß, auch wenn einem danach der Kopf raucht.“

Ein wichtiger Teil jedes Klassenzimmerstücks ist die Nachbesprechung mit den Schülern. Aber was ist, wenn sich jemand meldet und sagt: „Das ist wirklich so“? „Da haben wir uns neulich darüber unterhalten. Wir werden versuchen in dem Fall Gegenfragen aufzuwerfen“, sagt Puhl. Man wolle dazu anregen, sich selbst zu hinterfragen. Denn: „Es geht nicht darum, anderen zu sagen, was richtig oder falsch ist. Und ich glaube, das steht uns auch nicht zu.“

Worum es in dem Stück gehen soll, darüber hat das Team des Theaters an der Rott lange diskutiert, aber „mit den Montagsdemos und dem Internet als Hauptwissensquelle lag das Thema nahe. Die Jugend wird politischer.“ Das Ziel: „Es soll ein Anstoß sein, zu hinterfragen, was da steht und nachzudenken: Ist das aus der Luft gegriffen oder kenne ich das auch so.“ Und auch persönlich geht Martin Puhl das Stück nahe. „Gerade in dieser Zeit der Krisen, ist Angst die größte Triebkraft der Gesellschaft. Und damit ein guter Nährboden solcher Theorien. Und Angst ist immer ein schlechter Begleiter.“

Maja Schmatz


• Die Premiere für „Der Entstörer“ findet am Dienstag, 7. März, um 10.30 Uhr in der Berufsschule Eggenfelden statt. Regie führt Elke Maria Schwab, verfasst ist das Stück von Ursula Kohler. Geplant sind aktuell um die 30 Aufführungen an Schulen und einige Abendvorstellungen für Erwachsene. Buchungoptionen unter info@theater-an-der-rott.de

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