Vorbote für die Oscars
Sechs Golden-Globe-Nominierungen für „Konklave“: Wird es wieder eine deutsche Trophäen-Saison?

09.12.2024 | Stand 09.12.2024, 17:32 Uhr |

Die Kardinäle Lawrence (Ralph Fiennes, links) und Bellini (Stanley Tucci) nehmen in „Konklave“ Abschied vom verstorbenen Papst. Der Vatikan-Thriller des deutschen Oscar-Preisträgers Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) gehört mit sechs Nominierungen zu den Favoriten bei den Golden Globes. − F.: Leonine/dpa/Teleschau

Die Awardsaison in Hollywood rückt näher: Die Musikkomödie „Emilia Pérez“ von Regisseur Jacques Audiard geht mit zehn Nominierungen als Favorit in das Rennen um die Golden Globes, wie am Montag in Beverly Hills bekanntgegeben wurde. Das Drama „Der Brutalist“ hat sieben Gewinnchancen, gefolgt von „Konklave“ mit sechs Nominierungen. Der Vatikan-Thriller des in Wolfsburg geborenen Regisseurs Edward Berger, der für „Im Westen nichts Neues“ 2023 bereits den Oscar gewonnen hatte, ist einer von sechs Kandidaten in der Top-Sparte „Bestes Drama“. Zudem ist der Film in den Kategorien Regie (Berger), Hauptdarsteller (Ralph Fiennes), Nebendarstellerin (Isabella Rossellini), Filmmusik (Volker Bertelmann) und für das Drehbuch (Peter Straughan) im Rennen.

Jolie, Swinton und Kidman im Globe-Rennen

 In die Sparte „Bestes Drama“ schaffte es auch der Film „September 5“ des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum über das Olympia-Attentat 1972 in München. Leonie Benesch („Das Lehrerzimmer“) hat darin eine starke Rolle als Dolmetscherin.

Der unkonventionelle Film „Emilia Pérez“ über einen mexikanischen Kartellboss, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt, hatte kürzlich beim Europäischen Filmpreis in Luzern fünf Auszeichnungen gewonnen, darunter als bester europäischer Film des Jahres. Bei den Globes ist er einer der Kandidaten in der Top-Sparte „Bestes Musical oder Komödie“. Unter anderem haben die spanische Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die Nebendarstellerinnen Zoe Saldana und Selena Gomez und Regisseur Audiard Gewinnchancen.

Schauspielerinnen wie Pamela Anderson („The Last Showgirl“), Angelina Jolie („Maria“), Tilda Swinton („The Room Next Door“) und Nicole Kidman („Babygirl“) sind in der Sparte „Beste Darstellerin in einem Filmdrama“ nominiert. In der Männerriege können neben Ralph Fiennes („Konklave“) Schauspieler wie Adrien Brody („Der Brutalist“), Colman Domingo („Sing Sing“), Timothée Chalamet („A Complete Unknown“) und Daniel Craig („Queer“) auf einen Globe als bester Drama-Darsteller hoffen. Um den Komödien-Globe konkurrieren unter anderem Glen Powell („Hit Man“), Sebastian Stan („A Different Man“) und Jesse Eisenberg („A Real Pain“).

Das packende Drama „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ ist im Rennen um den Globe in der Sparte „Bester nicht-englischsprachiger Film“. Regisseur ist der nach Deutschland geflohene Iraner Mohammad Rasoulof, der den Film in seiner Heimat heimlich gedreht hatte. Er erzählt von den Auswirkungen der politischen Proteste im Iran auf eine Familie mit zwei Töchtern. Deutschland hat „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ auch für die 97. Oscar-Verleihung im kommenden März eingereicht. Der Film wurde hauptsächlich in Deutschland produziert und kann daher für das Land ins Rennen gehen.

Unter den weiteren Globe-Nominierten in der Sparte nicht-englischsprachiger Film sind unter anderem „Emilia Pérez“ (Frankreich), das Historiendrama „Vermiglio“ (Italien) und das Drama „All We Imagine as Light“ (Indien).

Globes sind nicht immer ein Oscar-Barometer

 In 27 Film- und TV-Sparten wurden die Globe-Nominierten gestern verkündet. Die 82. Preisverleihung geht am 5. Januar über die Bühne. Dann folgen die Academy Awards: die Oscar-Nominierungen sind für den 17. Januar geplant, die 97. Trophäenshow für den 2. März.

Bei den Golden Globes werden jeweils Drama und Komödie prämiert, beim Oscar gibt es nur einen „Besten Film“. Die Bandbreite reicht bei den Prognosen von teuren Blockbustern wie etwa „Gladiator 2“ von Regisseur Ridley Scott oder dem Musical „Wicked“ bis zum kleinen Independent- Film, wie etwa „Anora“, der schon bei den Filmfestspielen in Cannes groß gefeiert wurde. US-Regisseur Sean Baker erzählt in der temporeichen Tragikomödie von einer selbstbewussten Sexarbeiterin.

Die Globes werden zum Auftakt der Trophäensaison mitunter als Oscar-Barometer gesehen, doch diese Rechnung geht nicht immer auf. Mit über 10 000 Academy-Mitgliedern gegenüber gut 300 Globe-Wählern stimmen deutlich mehr Juroren über die Oscar-Anwärter ab. Nach Verkündung der Globe-Nominierungen bleibt es also weiter spannend, wer am Ende in Hollywoods langer Preissaison die meisten Trophäen abräumt.

Barbara Munker/ds


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