Musik kann Menschen verbinden, sie kann Mut und Trost geben und sie kann Zeichen setzen – Zeichen der Solidarität in Zeiten von Krieg, Gewalt und Terror. Mit dem Solidaritätskonzert von Christian Poltéra und Ronald Brautigam setzten die Festspiele Europäische Wochen Passau ein deutliches Zeichen der Verbundenheit und erbaten zugleich Spenden für die notleidende Zivilbevölkerung in Israel und Gaza.
Mit Christian Poltéra und Ronald Brautigam standen zwei Weltklassemusiker auf der Bühne des Großen Rathaussaals in Passau, die auf ihre eindrucksvolle Weise deutliche musikalische Ausrufezeichen setzten. Poltéra, 1977 in Zürich geboren, arbeitet als Cello-Solist mit führenden Orchestern und Dirigenten in ganz Europa zusammen, ist aber auch in der Kammermusik bestens etabliert – auch im Zusammenspiel mit dem Pianisten Ronald Brautigam, der sich als musikalische Autorität auf dem Gebiet des klassischen und frühromantischen Repertoires einen Namen gemacht hat, und dieses enge und einfühlsame Zusammenspiel wurde in Passau höchst eindrucksvoll spürbar.
Die Sonate g-moll op 5/2 von Ludwig van Beethoven entfaltete sich zu einem spannungsgeladenen, temporeichen Dialog zwischen Cello und Piano – stets im behutsamen Wechselspiel der Instrumente, das sich zu einer bewegenden Dichte im Finale steigerte. „Fünf Stücke im Volkston“ von Robert Schumann entfalteten sich von träumerisch-schwebender Leichtfüßigkeit und elegisch-sanften Klängen durch die Strahlkraft der beiden Musiker zu einem dynamischen Gegenüber, das immer wieder eine dichte gemeinsame Mitte erreichte und am Ende in einem starken Zusammenklang einen Traum vom Frieden unausgesprochen hörbar machte.
Die Sonate e-moll op. 38 von Johannes Brahms erklang als zur Musik gewordene Sehnsucht. Das war keine romantische Klang-Idylle, da war Weltschmerz ebenso zu spüren wie eine starke Friedenshoffnung. Zeigte sich im ersten Satz noch das Cello von Christian Poltéra als die tragende Kraft, wurde sodann Ronald Brautigam am Piano zum aufmerksamen, klaren Stimmführer, übernahm Tempo und Intensität, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen – ein zutiefst inniges Miteinander, das sich zu voller Dramatik entfaltete, auch dies ein überzeugend musikalischer Ausdruck der Hoffnung und der Solidarität.
Hans Würdinger
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