Benjamin Appl steht auf dem Julierpass in Graubünden, in 2284 Metern Höhe. Der Himmel schüttelt dicke Flocken aus, es ist bitterkalt. „Weht der Schnee mir ins Gesicht...“ singt Appl aus Franz Schuberts „Winterreise“ und so wie die weißen Tupfer auf seinem Haar schmelzen, so verschmelzen Wort und Musik, Seele und Stimme, Kunst und Natur. Schubert, der Biedermeier-Komponist, ist plötzlich in zeitlose Frische getränkt. Ein sehr reflektierter und warmherziger 40-Jähriger, optisch eine Art Justin Bieber ohne Tattoos, singt in der herrlichen Schweizer Bergwelt von „Feinsliebchen“ und von „Tränen, die der Brust entspringen“, ganz als würden die Lieder dringend und unmittelbar genau jetzt, genau uns gelten.