Der Sonntagskrimi am 19. März
Kritik zum „Polizeiruf 110“: Ein Kind verschwindet

19.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:46 Uhr

Ronny (Johann Barnstorf, rechts , mit Thomas Schubert) ist traurig, weil seine Mutter noch nicht angerufen hat. −Foto: Erhard, MDR, dpa

Von Sabrina Gorges

„Ronny ist weg.“ Nahezu emotionslos spricht dessen Mutter Sabine Hartwig (Ceci Chuh) diese Worte an einem frostigen Winterabend zu ihrem Freund. Gerade noch hat sie mit ihrem Sohn, der wegen ihrer früheren Drogenabhängigkeit seit Jahren in einem Kinderheim lebt, dessen Geburtstag gefeiert.

Dann gibt es Streit mit ihrem despotischen, aggressiven Lebensgefährten (Oskar Bökelmann), der den zehnjährigen Jungen ablehnt. Ronny verschwindet – und lässt eine völlig phlegmatische Mutter, ihren desinteressierten Partner und besorgte Heimmitarbeiter zurück. Das Erste zeigt die neue Folge „Ronny“ des „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg am Sonntag um 20.15 Uhr. Regie führt Barbara Ott nach einem Drehbuch von Jan Braren.

Die Suche nach dem Kind wird für Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen), Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) und Kriminalobermeister Günther Márquez (Pablo Grant) zur Nervensache. Die ersten Verdächtigen sind mit Mutter und Freund schnell gefunden. Doch dann gerät der Heimbetreuer Matthias Precht (Thomas Schubert) ins Visier, denn ein ungehöriger Verdacht macht die Runde. Ist der gebürtige Österreicher, der mit Heimkindern gern mit dem Boot raus auf die Elbe zum Angeln fährt, ein Pädophiler? Das sagt jedenfalls der maulfaule, ewig zockende Gordon Kleinschmidt (Valentin Oppermann). Doch einiges passt nicht zusammen. Viel zu gern berichtet der blasse Teenager von den mutmaßlich sexuellen Übergriffen, scheint keine Scham zu haben. Und während Ronny weiterhin bei Minusgraden unauffindbar ist, geraten alle in den Gewissenskonflikt, wie mit Gordon als möglichem Opfer sexueller Gewalt umzugehen ist.

Brasch ermittelt übermotiviert, aber dünnhäutig. Sie wird durch den Fall mal wieder mit der Existenz ihres eigenen Sohnes und der eigenen Kindheit in einem Heim konfrontiert. Auch ein alter Fall um ein verschwundenes Kind reibt alle Beteiligten auf. Nachdem sie und Lemp den verdächtigen Heimmitarbeiter während eines Verhörs in die Mangel genommen haben, ist da wieder dieses Bauchgefühl. „Er war es nicht“, sagt sie danach zu ihrem völlig verdutzten Chef, für den alles prima zusammenpasst.

„Ronny“ ist ein Kriminalfall, der tief in die Beteiligten eindringt, sie fordert und teils an ihre Grenzen bringt. Herausragend ist Ceci Chuh als leidende Mutter, die nach ihrer überstandenen Drogensucht darum kämpft, ihren Sohn wieder aus dem Heim zu holen.


„Polizeiruf 110“ am Sonntag, 19. März, um 20.15 Uhr, ARD