Nach Kinderbuch von Dr. Seuss
Kinderstück am Salzburger Landestheater: Wehe, wenn der Lorax geht!

30.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:14 Uhr

Die Natur braucht Hilfe. Zum Glück gibt es den geheimnisvollen Lorax (die Puppe mit Schnauzbart), den Schützer der Braunfelliwullis (l.) und der Summerfische (r.). Bewegt werden die Puppen von (v.l.) Elisabeth Mackner, Aaron Röll, Arthur Büscher und Leyla Bischoff. −Foto: Tobias Witzgall

Aufgepasst, Kinder! Handy aus, raus aus der digitalen und hinein in die theatrale Welt. Auf der Bühne der Kammerspiele des Salzburger Landestheaters lockt Kontrastprogramm zur omnipräsenten Display-Zerstreuung. Dreidimensional in Echtzeitmodus, mit Mimen aus Fleisch und Blut, in sagenhaft gestaltetem Bühnen- und Kostümbild (Geraldine Massing) und mit speziell zum Bühnengeschehen komponierter Musik (Katrin Schweiger), feierte „Der Lorax“ als Bühnenfassung von Richard Panzenböck (Regie zusammen mit Michaela Studenys Puppenbau) Uraufführung.

In der Generalprobe durften sich Lehrerinnen und Lehrer vorab ein Bild machen, ob der internationale Bestseller „Der Lorax“ von Dr. Seuss (1904–1991) auch als Schau- und Puppenspiel für Kinder ab zehn Jahren taugt. Der Stoff könnte kaum magischer sein: Dr. Seuss’ wertvolle Trüffelbäume und seine eigenartigen Wesen – der Lorax, die Braunfelliwullis und Summerfische – tummeln sich nach dem erfolgsgekrönten Animationsfilm von 2012 nun auf der Theaterbühne. Sie werden vom fünfköpfigen Schauspielensemble in intensivem Spiel wachgeküsst, dass es nur so kreucht und fleucht, flüstert und brüllt, bis dem jungen Publikum wohl förmlich die Augen übergehen.

Der Spaß beginnt, mitten im Publikum, mit einem Jungen (Aaron Röll), der per Handy seinen Followern krasse Storys liefern will: Es geht um das Geheimnis des entschwundenen Lorax, was gleichsam auch mit dem Niedergang einer Naturwelt einherging. Wer oder was war er denn, dieser ominöse Lorax, der angeblich nie wieder zurückkehren wird? Die Antwort soll nur grünarmige und glotzäugige Einstler (Gregor Schleuning) kennen.

Aus den Fragen des Jungen entspinnt sich in der gespielten Nacherzählung der wundersame Plot: Der Einstler öffnet sich, im besten Wortsinn, sodass sich in Sesam-Öffne-Dich-Manier ein märchenhafter Bühnenraum auftut. Statt Glotzaugen, grünen Gruselhänden und einer Stimme aus dem Off wird jetzt, ganz menschlich, ein gefeierte Erfinder und Designer sichtbar. Dessen unersättlicher Konsum machte einer gesunden Tier- und Pflanzenwelt den Garaus. Voller Witz, rotzfrech, frisch und frei in zeitgeistlich angepassten Dialogen, Bewegungen und Gesangseinlagen bedient die Inszenierung alle Schienen pädagogisch wertvollen Kindertheaters. Der Knüller aber sind die fabelhaften Puppen: Der schnurrbärtige Lorax (Arthur Büscher), die felligen Braunfelliwullis (Leyla Bischoff) und schwebenden Summerfische (Elisabeth Mackner), wie sie mit ihren teils wechselnden Spielern eins werden (oder umgekehrt) und so die Illusion vermitteln, tatsächlich lebendige Wesen zu sein.

Das Stück will Hoffnung machen, dass der Mensch das Ruder doch noch rumreißen kann. Es zeigt auf eher komische Weise, wie destruktiv Erfolgssucht und Gier wirken, verliert die eigentlich unkomische Botschaft aber nie aus dem Blick – unsere Naturwunder brauchen Schutz. Wir benötigen also viele Loraxe, sodass im besten Fall jeder einzelne in die Rolle des guten Waldgeists und Naturbeschützers schlüpfen sollte. Aber das weiß ja, spätestens nach diesem Theatergenuss, jedes Kind.

Kirsten Benekam


Wieder am sehen Sa. und So, 1. und 2. April im freien Verkauf, Info und Karten auch für Schulaufführungen: 0043/662/871512-222