Wie heißt es so schön: „Über Humor lässt sich nicht streiten.“ Das lassen wir mal so stehen. Wenngleich nicht jeder Gag, den Mark Forster im Rahmen seiner „Die unglaubliche Mark Forster Arena Tour Show“ vom Stapel lässt, geschmackssicher ist. Da spielt schon mal ein Musiker im Krokodilkostüm Keyboard, ein Mark-Forster-Double tritt auf oder die Band wird in Anspielung auf bekannte Münchner Lokalmatadoren etwas platt als „Sportfreunde Chiller“ bezeichnet.
Das große Event wird in der gut gefüllten Olympiahalle als TV-Aufzeichnung auf zwei Ebenen inszeniert. Auf der oberen stehen Couch und Schreibtisch wie in amerikanischen Late-Night-Shows. Dort nimmt Forster gerne mal Platz und mimt den Moderator, um dann von dort über die große Showtreppe wieder nach unten herabzusteigen.
Wenn sich also über Humor vielleicht doch streiten lässt – über Harmonien und Hits in diesem Fall sicher nicht. Von beidem hat der bärtige und stets Cap tragende Musiker jede Menge. Gleich mit dem ersten Song „194 Länder“ aus dem Album „Liebe“ von 2018, zu dem ein Globus über die Bühne tanzt, und dem darauffolgenden „Perfekt“ von der aktuellen Platte „Supervision“ hat er die größtenteils sehr jungen Massen auf seiner Seite. Es wird lauthals mitgesungen und wiederholt werden Liebesbekundungen in Richtung Bühne gerufen.
Alle glauben dem 41-Jährigen nur zu gerne, wenn er sagt, „ich hab euch vermisst“. Die Fans haben ihn auch vermisst und gehen sowohl bei dem fast schon punkrockigen „Flash mich“ genauso gut mit wie bei der Ballade „Au Revoir“ aus dem Erfolgslongplayer „Bauch und Kopf“. Dazu gibt es einleitend die Anekdote, dass man seinerzeit noch selber mit einem Sprinter zu den Konzerten gefahren ist. Heute sind es 13 Trucks voller Equipment, erzählt der ehemalige und langjährige „The Voice Of Germany“-Coach. Darin sind nicht nur die imposanten Bühnen- und Lichtaufbauten, sondern auch große Mengen Konfetti, die immer wieder in die Arena geschossen werden. Den Flammenwerfer, der ebenfalls zur Ausrüstung gehört, bedient Feuer-Forster höchstpersönlich. Und auch um ihn herum züngeln auf der Bühne derweil noch mehr Flammen. Wobei solche Effekte doch eher zu Metalbands als zu dem Sympathie- und Bartträger aus Kaiserslautern passen.
Eigentlich wären Forsters peppige und poppige Songs, die gerne schon mal emotionaler und balladesker ausfallen, ausreichend für ein gelungenes Konzert. Aber wenn er es nach eigenen Angaben nun mal liebt, sich „Quatsch“ auszudenken, warum nicht? Voluminöse Nummern gegen Ende wie „Wir sind groß“ und die Erfolgssingle „Chöre“ aus dem dritten 2016er-Album „Tape“ sind auf alle Fälle mehr Qualität denn Quatsch. Mal schauen, mit was für Songs und was für Einfällen der „Quatschkopf“ am 12. Juni zum „Fanfest Euro 2024“ auf der Münchner Theresienwiese anrückt.
Martin Buchenberger
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