Ab 24. November im Kino
Jungs lieben sich, Mama fliegt Flugzeuge: Disneys „Strange World“

Im Familienfilm „Strange World“ lieben sich Jungs, Mama fliegt Flugzeuge und eine Welt wird gerettet

23.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:49 Uhr

Der Junge freundet sich mit einer glibberigen Riesen-Amöbe an in Disneys neuem Kinofilm „Strange World“. −Foto: Disney/dpa

Das neue Filmabenteuer von Disney wirkt im ersten Moment wie ein alter Comic. „Strange World“ erzählt die Geschichte der Familie Clade. Vater Jaeger will als Entdecker in die Geschichte eingehen und unbedingt wissen, welche Welt hinter den Bergen liegt. Also macht er sich mit seinem Sohn Searcher und einem Expeditionsteam auf, um durch Schnee und Eis zu wandern, vorbei an herabstürzenden Eiszapfen und tiefen Schluchten.



Dass Expeditionen dem jungen Searcher eher nicht liegen, merkt man bald. Mitten im verschneiten Gebirge findet er eine mysteriöse Pflanze. Als er sie näher erkunden will, hält der Vater das für Zeitverschwendung. Die beiden streiten – und die Expeditionsgruppe bricht auseinander. Während der Vater seinen Weg alleine fortsetzt, bleiben die anderen bei dem leuchtenden Gewächs zurück.

Die Geschichte macht dann einen Zeitsprung. 25 Jahre später ist der Vater noch immer verschollen und der Sohn erwachsen. Searcher hat mittlerweile selbst Frau, Sohn, Hund. Er baut auf einer Farm eben jene grüne Pflanze an, die er vor langer Zeit gefunden hat. Das leuchtende Gewächs liefert Energie. Man kann damit beispielsweise Flugzeuge betreiben. Die Pflanze brachte also eine Revolution.

Searcher wird für seine Entdeckung gefeiert. Er ist zufrieden mit seiner Farm und will mit Expeditionen absolut nichts zu tun haben. Auch von seinem verschollenen Vater scheint er wenig zu halten. Der erste Generationenkonflikt ist damit in etwa umrissen. Man ahnt aber bereits den nächsten, denn Searchers Sohn träumt eher nicht von einem Leben als Landwirt, findet aber das Abenteurerimage seines verschollenen Großvaters faszinierend.

Ähnlich wie bei „Encanto“ geht es in „Strange World“ also auch um Familiendynamiken. Beschrieben wird das Phänomen, dass sich Eltern wünschen, ihr Nachwuchs werde in ihre Fußstapfen treten. Und dass Kinder eigene Wege gehen wollen. Wie man mit diesen unterschiedlichen Erwartungen umgehen kann, zeigt der Film schön. Als die mysteriöse Energiepflanze langsam zu sterben droht, macht sich Searcher auf zu einer letzten großen Expedition, die eher unfreiwillig zum Familienausflug wird.

Der Film zeigt, wie sich auch in Disney-Produktionen ein moderneres Weltbild einstellt. Die Mutter ist nun diejenige, die gerne Flugzeuge steuert, und der Sohn verknallt sich in einen anderen Jungen. Dass das alles selbstverständlich gezeigt und nicht kommentiert wird, ist ein Plus. Zudem punktet der Film mit betörend schönen Bildern.

Es wackelt und wobbelt, flutscht und fliegt in dieser Welt. Um das Rätsel der sterbenden Pflanze zu lösen, reist die Expeditionsgruppe nämlich ins Innere dieser ungewöhnlichen Welt. Dort begegnet man Kreaturen, die wie Mischwesen zwischen Pferd und Qualle aussehen. Oder roten, fischähnlichen Wesen.

Wir lernen: Dinge sind selten, wie sie scheinen. Und egal, wie merkwürdig eine Welt sein mag – man sollte sie beschützen. Aktueller kann eine Botschaft wohl nicht sein.

Julia Kilian


•USA 2022, von Don Hall und Qui Nguyen, 90 Min., frei ab 0 Jahren

•Den Trailer sehen Sie im digitalen Feuilleton auf pnp.de/kultur