„Pulp Fiction“ war sein Durchbruch

„Ich stand immer auf Filme“: Kult-Regisseur Quentin Tarantino wird 60

27.03.2023 | Stand 27.03.2023, 5:00 Uhr

Mit Pulp Fiction gelang ihm der Durchbruch: Quentin Tarantino wird am 27. März 60 Jahre alt. −F.: Strauss/dpa

Gewalt, Musik und coole Dialoge: Der Kultfilm „Pulp Fiction“ brachte Quentin Tarantino den Durchbruch, es folgten „Kill Bill“, „Inglourious Basterds“ und zuletzt „Once Upon a Time in Hollywood“. Am 27. März wird der Regisseur und Drehbuchautor 60 Jahre alt.

Es ist eine Sternstunde des Kinos: In „Once Upon a Time in Hollywood“ öffnet Brad Pitt als Cliff Booth, selig bekifftes Stuntdouble des Fernsehstars Rick Dalton (Leonardo DiCaprio), die Tür einer Villa in Los Angeles. Es ist der 9. August 1969. Draußen stehen die mordhungrigen Mitglieder der Manson-Sippe, und Booth behandelt sie nonchalant als einen Haufen Irrer. Anders als in der Wirklichkeit ermorden die Mansons nicht Sharon Tate und ihre Freunde. In Tarantinos Version geht der Abend für die Angreifer, die sich in der Adresse geirrt haben, selbst tödlich aus.

Man könnte sagen, dass Tarantino in den ersten knapp drei Jahrzehnten seines Lebens das Material zusammengesammelt hat, aus dem sich seine Drehbücher und Spielfilme bis heute speisen. Geboren wurde er 1963 als Sohn der 16-jährigen Connie McHugh und des 21-jährigen Italo-Amerikaners Tony Tarantino in Knoxville, Tennessee.

Als er zwei Jahre alt war, trennten sich seine Eltern, seine Mutter zog mit ihm nach Los Angeles, wo er später die kleinen Vorstadtkinos entdeckte. Mit 15 brach er die Highschool ab, begann eine Schauspielausbildung. „Manche Jungs stehen auf Sport, manche auf Autos, ich stand immer auf Filme“, sagte er einmal.

Eines seiner frühen Drehbücher, das er mit zwei Kollegen geschrieben hatte, wurde später geteilt verfilmt, als „True Romance“ von Tony Scott und „Natural Born Killers“ von Oliver Stone. 1992 kam dann sein eigenes Filmdebüt: der Lowbudget-Thriller „Reservoir Dogs“ über Juwelendiebe, die den Verräter unter sich suchen.

Zwei Jahre später legte er mit „Pulp Fiction“ nach, einem episodischen Reigen aus Gewalt, Musik und coolen Dialogen über zwei Auftragskiller, einen Boxer, eine Gangsterbraut und ein Kleingangsterpärchen. Der Film erhielt einen Oscar, einen Golden Globe und die Goldene Palme von Cannes.

Nach „Jackie Brown“ und dem zweigeteilten „Kill Bill“ (2002 und 2004) begann Tarantino mit „Inglourious Basterds“ (2009) über ein erfolgreiches Attentat auf Hitler eine besondere Trilogie: Auf beherzte Art schrieb er die Geschichte um, ließ „gut und gerecht“ über „böse und niederträchtig“ triumphieren. 2012 folgte „Django Unchained“ über Triumph und Rache eines schwarzen Sklaven, 2019 kam dann „Once Upon a Time in Hollywood“.

Das verspielt Leichte muss mit dem todernst Schweren ausbalanciert werden, das klar und präzise Formulierte wie hingeworfen wirken. Die Besetzung hat immer einen doppelten Boden, weil viele der Schauspielerinnen und Schauspieler aus Tarantinos Lieblingsfilmen gepflückt wurden. Natürlich ist es kein Zufall, dass der mit Tanzfilmen wie „Grease“ berühmt gewordene John Travolta in „Pulp Fiction“ mit Uma Thurman eine ikonische Tanzszene aufs Parkett legt.

So minutiös wie Tarantino seine Filme konstruiert, hat er vielfach auch seine Karriere geplant. 2014 hat er verkündet, dass nach zehn Filmen Schluss sein solle: „Regisseure werden nicht besser, wenn sie älter werden“, begründet er seine Entscheidung im „Playboy“-Interview. „Normalerweise sind die schlechtesten Filme in ihrer Filmografie die vier am Ende.“ Sein nächster Film soll „The Movie Critic“ heißen, wird von der legendären Filmkritikerin Pauline Kael handeln und in den 70er Jahren in Los Angeles spielen. Es ist dann der zehnte.

Anke Sterneborg